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Tricontium (German Edition)

Tricontium (German Edition)

Titel: Tricontium (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Claußnitzer
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bot mir Geld, wenn ich erfolgreich sei. Ich nahm erst an, dass er nicht schlecht vor seiner Nachfolgerin dastehen und daher rasch noch mit dem Pack, das sich hier herumtreibt, aufräumen wollte, ohne selbst viel Mühe zu haben. Aber das war nicht der eigentliche Grund.« Er hielt kurz inne und schloss die Augen, wie um sich zu sammeln, bevor er fortfuhr: »Ihr habt das Gold in den Gräbern gesehen. Auch Herr Honorius wusste davon. Urteilt nicht zu hart über ihn, Frau Herrad – Ihr wisst selbst, dass dieser Posten einer Verbannung gleichkommt. Erst als mein kleiner Feuerzauber schon beendet war, habe ich bemerkt, dass sich seine Leute unten in der Krypta zu schaffen machten, und habe dafür gesorgt, dass sie verschwanden. Ich kann nicht beurteilen, ob sie nach Aquae oder über die Grenze gegangen sind. Schnell gelaufen sind sie jedenfalls. Allerdings bin ich nicht mehr dazu gekommen, die Sarkophage auch wieder zu schließen, da gestern erst Eure Krieger und dann heute Ihr selbst zu nahe bei der Kirche in den Ruinen herumgestöbert habt. Als Ihr dann in die Krypta hinabgestiegen seid, bin ich wohl etwas zu weit gegangen, doch ich hatte Angst, Ihr würdet die Beigaben beschlagnahmen wollen … Ich hätte die Gräber ordentlich wieder geschlossen und dafür gesorgt, dass Helmold und Severa in ihrer Ruhe so rasch nicht wieder gestört werden. Vergebt mir mein unkluges Vorgehen.«
    Er öffnete die Hand, mit der er bis dahin das Amulett umfasst hatte, und diesmal hielt Wulf ihn nicht zurück.
    Herrad schüttelte den Kopf und setzte zu einer Bemerkung an, die weder für Malegis noch für Honorius sehr schmeichelhaft ausgefallen wäre, als sie jäh von einem atemlosen Ruf unterbrochen wurde.
    »Frau Herrad!« Der Knecht, der damit betraut gewesen war, die Tiere zu bewachen, kam schneller, als sie ihn je hatte laufen sehen – was nicht viel heißen wollte – zu ihr herübergeeilt und fuhr fort, noch ehe er recht stehen geblieben war: »Wigbolds Pferd ist zurück – ohne Wigbold, und ich habe es noch nicht einfangen können, so aufgeregt ist es.«
    »Zum Teufel!«, sagte die Richterin, obgleich der kleine Kreis, der sich um sie und den Überbringer der schlechten Nachricht gebildet hatte, wohl etwas Bedeutungsvolleres erwartet hatte. Doch zu dieser Entwicklung fiel ihr nicht mehr viel ein, wenn nicht, dass alle Mächte dieser Welt sich gegen sie verschworen haben mussten. Das aber wollte sie nicht laut äußern.
    Maurus hatte keine solchen Hemmungen. »Die ganze Gegend ist verflucht!«, verkündete er grimmig, bevor er sich an den Mann wandte, der eben noch ein Unruhestifter und Taugenichts gewesen war, nun aber der Einzige sein mochte, der Rat wusste. »Was meint Ihr, Zauberer? Wenn uns hier so viel zustößt, dann doch nur, weil ein Fluch auf Tricontium oder auf uns allen liegt!«
    Dies wäre gewiss keine schlechte Gelegenheit für Malegis gewesen, nun in der Tat das Vorliegen eines mächtigen Zauberbanns festzustellen und, sei es gegen Geld oder im Austausch für Straflosigkeit, ein geheimnisvolles Remedium anzupreisen, doch er tat es nicht, was ihn in Herrads Achtung steigen ließ.
    »Nein«, entgegnete er und befreite nebenbei einen kleinen, aus Hirschhorn geschnitzten Raben, der sich an falscher Stelle in seinem Bart verfangen hatte. »Die Wirksamkeit von Flüchen wird dadurch sehr gesteigert – man könnte auch sagen, erst hervorgerufen – dass man von ihnen weiß und ihnen die nötige Beachtung schenkt. Ein wirksamer Fluch, mit dem jemand ohne sein Wissen belegt worden wäre, ist mir noch nicht begegnet.«
    »Es muss noch nicht viel heißen, dass ein Pferd ohne seinen Reiter zurückkehrt«, sagte Herrad rasch, ehe jemand auch nur daran denken konnte, dem Zauberer mit irgendeiner Schauergeschichte über sehr wohl Verderben bringende Verfluchungen, die erst spät bemerkt worden waren, zu widersprechen. »Es mag ein Unfall oder ein Missgeschick dafür verantwortlich sein. Fangt also das Pferd ein. Fernerhin wird einer von uns den Weg abreiten, den Wigbold genommen haben muss, um zu sehen, was aus ihm geworden ist. Vielleicht liegt der arme Kerl mit gebrochenen Beinen im Wald, während wir hier die Zeit vertun.«
    Der Knecht bequemte sich glücklicherweise, sich zu entfernen, um ihrem ersten Befehl nachzukommen, doch niemand sonst rührte sich. Maurus wiegte gar bedenklich den Kopf.
    »Das wäre nicht geschehen«, sagte er, »nicht mit Wigbold. Der ist ein guter Mann und ein guter Reiter – er fällt so leicht

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