Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)
schwappte in dem Porzellan heftig hin und her. »Es geht mir darum zu erfahren, was …«, schnaufend holte er Luft, »also, ich meine … woran Ihr Chef gestorben ist.«
»Ist schon klar«, lächelte sie. »Daran haben Sie bereits am Dienstag keinen Zweifel gelassen. Aber ich kann Ihnen versichern, dass Herr Schulze tatsächlich an einem Schlaganfall gestorben ist.«
»Mir wurde gesteckt, er habe sich umgebracht.«
»Und warum hätte er das tun sollen?«
»Weil er sich durch den Freitod der Enthüllung eines Skandals entziehen wollte.«
»Was denn für ein Skandal?«
»Das werde ich noch herausfinden.« Er unterstrich seine Entschlossenheit, indem er endlich die Tasse unsanft auf den Tisch zurückstellte. »Und wenn Sie, Frau Michels, etwas wissen, dann müssen Sie es mir sagen.«
Sie sah ihn an. Einen Deut zu lange. »Ich muss?« Sie lachte.
»Es geht schließlich um die Wahrheit.«
Ihr Lachen verflog so schnell, wie es den Raum erfüllt hatte. »Ausgerechnet Sie wollen mir etwas von Wahrheit erzählen?«
»Natürlich, es ist meine Pflicht …«
»Ihre Pflicht?«, wiederholte sie ungläubig.
Ja, denn genau darum ging es ihm: um seine Pflicht. Gleichermaßen war er jedoch davon überzeugt, dass die Klärung des Todes ebenso in der Verantwortung von Magda Michels lag. Es war die Aufgabe eines jeden Menschen, der Unrecht erfuhr oder davon wusste. Die Wahrheit musste ans Tageslicht, koste es, was es wolle. »Dann verraten Sie mir wenigstens, wie es sich mit dem langjährigen Vertrauten von Herrn Schulze, Ernst Radomski, verhält?«
»Was soll mit ihm sein?«
»Seit Schulzes Tod ist er wie vom Erdboden verschluckt. Warum?«
»Das fragen Sie mich noch? Das liegt doch auf der Hand: Er möchte von Leuten wie Ihnen nicht belästigt werden.«
»Ich glaube eher, dass er etwas verbirgt.«
»Das ist doch absurd.«
Sackowitz konnte und wollte ihr nicht glauben. »Sagen Sie mir, wo Herr Radomski sich aufhält.«
»Wissen Sie was, Herr Sackowitz? Selbst wenn ich es wüsste, ich würde es Ihnen nicht verraten.« Sie erhob sich. »Ihr Sohn wartet.« Auf dem sandigen Feld der Turnierhalle galoppierte Till mit dem majestätischen Satoshi. »Schreiben Sie einen schönen Bericht über ihn.«
Hoch erhobenen Hauptes verließ sie das Restaurant.
Verdammt!
Sackowitz hatte es versaut. So viel Zeit investiert – und alles war umsonst gewesen. Bodkema hatte also recht behalten: Alles hatte sich als reine Zeitverschwendung entpuppt
. Nein!
Da war Magda Michels’ Blick gewesen, ein kurzer Moment des Zögerns, bevor sie ihn gefragt hatte: »Ich muss?« Vielleicht ein Hinweis darauf, dass sie nur nicht antworten wollte?
Oder konnte?
Genau! Ihr Innehalten war ein klares Signal gewesen, er hatte es nur nicht gleich interpretiert. Sackowitz lächelte. Er war auf der richtigen Spur.
Bist du das wirklich?
Eine andere von Frau Michels’ Bemerkungen irritierte ihn: »Sie haben mich nicht einmal angerufen. Das haben Sie nicht, oder?«
Während er zum Turnierparcours schlenderte, grübelte Sackowitz über die Worte nach. Dann holte er sein Handy hervor und hatte kurz darauf Lothar am Apparat.
»Hardy, es ist gerade eine Mitteilung eingegangen. Die Fahndung nach Marten Peglar war erfolgreich«, berichtete der Praktikant ihm aufgeregt.
»Scheiße!«
»Wieso?«
»Nicht wegen Peglar. Ich bin in einen Pferdeapfel gelatscht.« Sackowitz klaubte einen Büschel Stroh vom Boden, um den Dung von seinen Sportschuhen zu entfernen, doch stattdessen verschmierte er den Großteil des übelriechenden Mists über die gesamte Sohle.
Aber heißt es nicht
,
wer in Scheiße tritt
,
den ereilt schon bald das Glück?
»Lothar, du musst mir einen Gefallen tun. Gib mir doch bitte mal die Telefonnummer durch, die an meinem Monitor haftet.«
»Aber da kleben so viele.«
»Ich meine die auf der linken Seite, etwa in der Mitte. Muss eine Berliner Nummer sein.«
»Ah, ich hab sie.«
Der Praktikant diktierte die Ziffern, die Sackowitz parallel dazu in sein Handy speicherte. Als er aufgelegt hatte, wählte er die notierte Nummer. Nach wenigen Freizeichen verkündete eine männliche Stimme: »
Berliner Zeitung
, Leserservice, wie kann ich Ihnen helfen?«
Sackowitz’ Zuversicht fiel wie ein Turm in sich zusammen. Magda Michels’ Nummer gehörte der Hotline der Konkurrenz.
48
Zwei, drei, vielleicht auch vier Gestalten bauten sich vor Tabori auf, viel zu schnell, als dass er sie hätte zählen können.
»Tabori!«
Aidan eilte ihm durch die immer
Weitere Kostenlose Bücher