Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)
Frage einzugehen.
»Ja, das ist Till. Till, das ist Frau …« Rechtzeitig besann er sich.
Verplappere dich nicht schon wieder!
»Sie haben mir Ihren Nachnamen noch gar nicht verraten!«
»Michels. Magda Michels. Till, es freut mich, Sie kennenzulernen. Ihr Vater hat mir bereits einiges über Sie erzählt. Ich hörte, Sie reiten Hanflinger.« Sie lächelte. »Sagte Ihr Vater jedenfalls.«
Tills Bestürzung wich Erheiterung. »Das hat er gesagt? Er meinte wohl …«
»Haflinger, ich weiß.« Auch Magda Michels amüsierte sich. »Ihr Vater war wohl an dem Abend ein bisschen zerstreut.« Sie zwinkerte Sackowitz zu. »Oder von anderen Dingen abgelenkt.«
Der Reporter war sich nicht sicher: Was wollte sie mit dieser Bemerkung bezwecken? Der abschätzige Blick seines Sohnes war allerdings eindeutig.
Till denkt gerade mit Sicherheit nichts Gutes von dir.
Aber es würde sich später richtigstellen lassen. Vorher wollte Sackowitz aber noch die unverhoffte Chance nutzen. »Magda, wollen Sie uns nicht Gesellschaft leisten?«
»Störe ich Sie denn nicht?«
»I wo«, winkte Sackowitz ab.
»Sollten Sie nicht vorher auch Ihren Sohn fragen?«
Aber Till rückte schon zuvorkommend an den Rand seines Kutschersitzes. »Kein Problem, setzen Sie sich. Ist ja Platz genug.«
Die Kellnerin brachte ihnen eine weitere Tasse, die Sackowitz mit Kaffee aus der Kanne füllte. Magda Michels gab noch Milch und Zucker hinzu. »Till, wie heißt denn Ihr Pferd?«
»Satoshi.«
»Das ist ein schöner Name, aber eher ungewöhnlich. Was bedeutet er?«
»Er ist japanisch und steht für scharfsinnig, geistreich und weise.«
»Na, wenn das mal kein gutes Omen für ein Dressurpferd ist.« Magda nahm einen Schluck aus der Tasse. »Aber sagen Sie: Reiten Sie tatsächlich Haflinger? Normalerweise sind das doch gar keine Turnierpferde.«
»Haflinger gibt es tatsächlich eher selten im Pferdesport«, bestätigte Till. »In Deutschland bestreiten nur ganz wenige Reiter Turniere auf Haflingern. Ich glaube, in Berlin sind es nur drei oder vier. Und einer davon bin ich.« Er strahlte. »Aus diesem Grund will mein Vater auch …«
»… keines seiner Turniere verpassen.« Sackowitz verschluckte sich an seinem Brötchen und räusperte sich. »Denn ich bin wahnsinnig stolz auf meinen Sohn. Leider lässt es sich wegen der Arbeit nicht immer einrichten, aber heute«, er hustete den Krümel frei, der nicht aus seiner Kehle weichen wollte, »heute bin ich da.«
An Tills Miene ließen sich Zweifel ablesen.
Was quasselt Hardy da eigentlich für einen Schwachsinn?
»Ich glaube, ich muss dann mal wieder zu Satoshi. Wir sehen uns später, Hardy.«
Sackowitz spülte den Brotkrumen mit einem Schluck Kaffee hinunter. »Okay, dann klären wir auch den Rest.«
»Du meinst das …«
»Genau das mein ich, dann reden wir, du weißt schon, über dich und Satoshi.«
»Ein netter Junge«, bescheinigte ihm Magda Michels, nachdem Till kopfschüttelnd gegangen war.
»Ja, ich bin sehr stolz auf ihn.«
»Und deshalb schreiben Sie auch einen Zeitungsbericht über ihn?«
Die Kaffeetasse in seiner Hand begann zu zittern. »Was?«
»Herr Sackowitz, ich weiß, dass Sie Journalist sind.« Ein feinsinniges Lächeln glitt über Magda Michels’ Lippen. »So ausgiebig, wie Sie sich für Politik interessieren, lese ich die Zeitung.«
»Sie haben die ganze Zeit gewusst, wer ich bin?«
»Ja, als Sie sich am Dienstag im
Verdun
zu mir an den Tisch setzten, wusste ich bereits, dass Sie Harald Sackowitz sind, Reporter beim
Berliner Kurier.
Und ich war mir sicher, dass nicht ich als Person der eigentliche Grund war, weshalb es Sie in das Lokal verschlagen hatte.«
»Aber warum haben Sie denn nichts gesagt?«
»Ich wollte wissen, wie weit Sie zu gehen bereit sind. Aber offenbar nicht sehr weit. Übrigens haben Sie meine Frage von gerade eben noch gar nicht beantwortet: Sie haben mich nicht angerufen, oder?«
Sie irritierte ihn. »Nein, aber das wissen Sie doch.«
Sie schmunzelte, was seine Irritation noch steigerte. »Ja, jetzt weiß ich es, und eigentlich müsste ich enttäuscht darüber sein. Aber das bin ich natürlich nicht. Immerhin wusste ich ja von Anfang an, worauf ich mich bei Ihnen einlasse.«
»Magda … Frau Michels, Sie müssen verstehen, es …«
»Aber natürlich verstehe ich das. Sie machen nur Ihren Job.« Ihre Stimme war kühl, distanziert, ohne jede Emotion.
Sackowitz hielt noch immer die Kaffeetasse, jetzt mit beiden Händen. Die schwarze Brühe
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