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Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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wilder wirbelnden Schneeflocken zu Hilfe. Plötzlich stellte ihm jemand ein Bein, und der Junge stürzte kopfüber aufs Straßenpflaster. Was danach mit seinem Freund geschah, blieb Taboris Augen verborgen. Er selbst wurde von den Jugendlichen in den breiten Durchgang hin zu einem Hinterhof gedrängt.
    Mehrere von ihnen trugen polierte Turnschuhe, saubere Baggy Jeans, neue Jacken von Nike
und verspiegelte Sonnenbrillen – und das bei diesem Mistwetter. Der größte hatte eine Armeehose an. Undefinierbare Tätowierungen prangten auf seinen Händen. »Was habt ihr hier zu suchen?«
    Tabori umklammerte seinen Rucksack. »Wir arbeiten.«
    »Und wer hat euch das erlaubt?«
    »Wir waren zuerst hier.«
    »Vielleicht, aber jetzt sind wir hier.« Der Dialekt des Tätowierten erinnerte Tabori an die rumänischen Wanderarbeiter, die vor ein paar Monaten die Hauptstraße von Gracen ausgebessert hatten. »Und wir entscheiden, wer hier was darf.«
    »Wir gehen jetzt«, beschloss Tabori und wollte zurück auf die Straße stolpern, als Aidan in die Durchfahrt torkelte. Ein Auge war rot unterlaufen, die Lippen aufgeplatzt. Zwischen seinen Zähnen klaffte eine blutige Lücke.
    »Lasst ihn in Ruhe«, lispelte er. »Es ist alles meine Schuld.«
    Tabori war entsetzt. Was redete Aidan da nur?
    »Er kann nichts dafür. Er ist nur … mein kleiner Bruder. Lasst ihn gehen!«
    Plötzlicher Stolz erfüllte Tabori. Ja, Aidan war wie der große Bruder, den er sich immer gewünscht hatte. Aber gerade deshalb kam es nicht in Frage, dass er ihn im Stich ließ. »Nein, wir gehen beide.«
    »Und wer sagt uns, dass ihr morgen nicht schon wieder hier steht?«, spöttelte der Tätowierte.
    Das Schneegestöber gewann an Heftigkeit, und der zunehmende Wind scheuchte die Passanten an der Durchfahrt vorbei. Niemand nahm von den Jungen Notiz. Es war fast so, als würden sie für die Welt da draußen nicht existieren. »Wir werden hier bestimmt nicht wieder auftauchen«, versprach Tabori.
    Blitzartig packte ihn die tätowierte Hand am Kragen und hob ihn in die Höhe. Hilflos baumelten Taboris Füße einige Zentimeter über dem Asphalt. Er presste die Augen zusammen, wappnete sich für einen schmerzhaften Schlag, doch dann ließ der Typ ihn wieder runter, entriss ihm stattdessen den Rucksack und entleerte diesen mitsamt Aidans Tasche auf den Bürgersteig. Unter höhnischem Gelächter zertraten die Typen die Wischer und zerfetzten die beiden Schwämme. Dann hatten sie plötzlich Feuerzeuge in der Hand, und die Rucksäcke gingen in Flammen auf. Schwarzer, stinkender Qualm stieg auf.
    »Gib mir dein Geld!«, forderte der Tätowierte.
    »Das brauche ich aber«, widersetzte sich Tabori.
    »Gib es ihnen«, flehte Aidan ihn panisch an.
    »Und wovon soll ich …?« Finger gruben sich in eine seiner Jackentaschen – sie war leer. Durch die Berührung klingelte es verräterisch in der anderen, doch da duckte sich Tabori bereits zur Seite. Aber der schmerzende Griff lockerte sich keinen Deut. Dann wurde Tabori herumgewirbelt. Eher zufällig erwischte seine Hand das Kinn des Tätowierten, der ihn daraufhin zornig zu Boden stieß. Mit einem hässlichen Knirschen riss der Stoff von Taboris Jacke, und die Münzen prasselten in den Schnee.
    Der Tätowierte rieb sich das Kinn, bevor er ein Taschenmesser aufschnappen ließ. Die Klinge legte er sanft auf Taboris Brust. »Das war ein Fehler.«

49
    »Das ist alles?« Anna inspizierte ungläubig die beiden Skizzen, die ihr Kollege auf dem Schreibtisch ausgebreitet hatte. Es waren die Entwürfe einer Anzeigenkampagne für Sachsopharm,
einen Arzneikonzern aus Sachsen-Anhalt. »Du nimmst mich doch auf den Arm, Dietrich, oder?«
    Nur ein Scherz
,
mein Schatz.
Doch Dietrich zauberte keine weiteren Ausdrucke hervor. Nicht aus seinem Köfferchen, das er in der Arbeit immer dabeihatte, und auch nicht aus den Taschen seiner karierten Bundfaltenhose, dem weißen Hemd mit Button-down-Kragen oder unter seinem unverwechselbaren karierten Schlips. Nervös zupfte er an den Schnürsenkeln seiner Doc Martens herum: »Also, in meinen Augen sind das die zwei besten Entwürfe, die ich habe.«
    Anna zog an ihrer Zigarette, während sie nochmals ihren Blick über die Arbeiten schweifen ließ. Vielleicht hatte sie ja etwas übersehen? Aber nein. Sie stieß den Qualm aus den Lungen. »Also in meinen Augen sind das zwei identische Entwürfe.«
    »Nein, nein, guck mal, hier und hier gibt es schon einige …«
    »Dietrich«, unterbrach sie ihn

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