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Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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barsch. »Wenn ich
schon Schwierigkeiten habe, Unterschiede zu erkennen, wie soll es dann erst unserem Kunden gehen?«
    »Ich bin überzeugt, er wird begeistert sein.«
    »Was du übrigens von deinem letzten Entwurf auch behauptet hast – und Sachsopharm
hat ihn trotzdem abgelehnt.«
    Trotzig reckte Dietrich das Kinn vor. »Diesmal wird es anders laufen.«
    »Diesmal, dachte ich, waren wir uns einig, dass wir uns ein bisschen mehr Mühe geben.« Sie drückte die Gauloise im Ascher aus. »Nein, geben müssen.«
    »Ist es denn wirklich so schlimm?«, fragte Dietrich besorgt.
    Nein
,
es ist noch viel schlimmer.
Aber das sprach sie nicht aus. Nur ein Blick den Flur hinunter, und Dietrich hätte sich die Antwort selbst zusammenreimen können. Vier von den neun Büros in Annas kleiner Werbeagentur mit dem Namen Gestalter nahe den Hackeschen Höfen standen leer. Mehreren Mitarbeitern hatte sie schon vor einer ganzen Weile kündigen müssen, und jetzt fragte sie sich ernsthaft, ob sie den falschen Grafiker entlassen hatte.
Für diese Bedenken ist es jetzt zu spät.
»Du wirst mir bis zum Meeting am Mittag vier gescheite Entwürfe für die Anzeigenkampagne vorlegen. Ende der Ansage.«
    »Aber … aber … das ist in einer Stunde!« Dietrichs Stimme hatte einen weinerlichen Tonfall angenommen.
    »Na und?«, fauchte Anna. Dann störte sie ihr Telefon. Sie bedauerte sehr, über keine Sekretärin mehr zu verfügen, welche die Anrufer für sie selektierte. Aber die Bürokraft war die entbehrlichste und daher erste Angestellte gewesen, die Anna hatte feuern müssen. Seitdem übernahmen die verbliebenen Kollegen die eingehenden Telefonate – wenn sie nicht gerade anderweitig beschäftigt waren.
Aber was heißt schon beschäftigt?
    Anna zögerte, das Gespräch anzunehmen. Einer weiteren Hiobsbotschaft fühlte sie sich nicht gewachsen.
Aber wenn es ein Kunde ist? Ein neuer Auftrag?
Sie griff nach dem Hörer und sagte professionell freundlich: »Agentur die Gestalter,
Frau Benson, einen schönen guten Tag. Was kann ich für Sie tun?«
    »Hallo, Anna, du klingst aber gestresst.«
    Es war Bernd, der Bruder von Alan, ihrem Fast-Exmann.
Noch so ein Problem.
»Ich bin auf dem Sprung zu einem Meeting. Gibt es etwas Wichtiges?«
    »Nein, ich wollte nur hören, wie es dir geht.«
    »Gut, danke.«
    »Außerdem dachte ich mir, ich könnte morgen früh mal wieder mit Manuel …«
    »Bernd!« Anna schnippte sich eine neue Gauloise aus der Packung. »Manuel muss zur Schule.«
    »Sind die Ferien schon vorbei?«
    Die Schusseligkeit ihres Schwagers rang ihr trotz allem ein Schmunzeln ab. »Seit einer Woche.«
    Bernd war Künstler und, wie die meisten Exemplare dieser Spezies, ein eher introvertierter Typ. Auch wenn seine Skulpturen, signiert mit Bernd E. Benson, in etlichen nationalen und internationalen Galerien gezeigt wurden und viele seiner Exponate in Haushalten der Berliner Prominenz zu finden waren, suchte er selbst doch die Ruhe, in der er sich seiner Kunst widmen konnte. Wenn er arbeitete, verbat er sich jedwede Störung. Und wenn er sich dann doch mal aus seinem Atelier wagte, das er sich in einer ehemaligen Bauernkate in Brandenburg eingerichtet hatte, wunderte er sich jedes Mal, wie viel Zeit in der übrigen Welt schon wieder vergangen war.
    »Geht es Manuel auch gut?«, erkundigte er sich.
    »Ihm geht es besser. Glaube ich jedenfalls.«
    »Du bist dir aber nicht sicher?«
    Als Anna nicht antwortete, sich dafür aber die Zigarette entzündete, begriff Bernd auf Anhieb. »Es läuft also immer noch nicht mit deiner Agentur?«
    Der herbe Geschmack der Gauloise legte sich auf Annas Zunge.
    »Mein Angebot steht noch«, sagte Bernd. »Wenn du Hilfe brauchst, dann …«
    »… kann ich auf dich zählen, ich weiß.« Sie pustete den Qualm in Richtung Monitor. »Das ist lieb von dir, aber …« Sie verschluckte den Rest mit einem Zigarettenzug.
    »Wir sollten wirklich noch einmal ausführlich darüber reden«, schlug ihr Nochschwager vor. »Was hältst du davon? Ich komme heute Abend vorbei.«
    »Ich weiß nicht, wie lange ich in der Agentur bin.«
    »Dann komme ich eben dorthin.«
    »Nein, Bernd.« Gereizt schnippte sie die Asche ab. »Bitte, lassen wir das.«
    »Mein Gott, Anna, wie oft denn noch: Sag mir einen Grund, der dagegen spricht!«
    »Den weißt du ganz genau. Und jetzt entschuldige mich bitte, ich habe ein Meeting. Es geht um … meine Agentur.«

50
    Die Jugendlichen auf der anderen Straßenseite ignorierten Kalkbrenner oder

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