Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)
Zusammenkunft am gestrigen Nachmittag waren keine neuen Informationen hinzugekommen.
»Was machst du denn hier?«, hörte er seine Sekretärin hinter seinem Rücken.
»Und wo warst du?«, konterte er.
»Entschuldige, aber aufs Klo wird man ja wohl noch dürfen.«
»Und die anderen?«
»Die sind da, wo du auch sein solltest – in Charlottenburg.«
»Hat das etwas mit Marten Peglar zu tun?«
»Wer redet denn von dem?«
Kalkbrenner stellte den Kaffee beiseite. »Rita, jetzt pass mal auf: Sera hat mich gerade angerufen und gesagt, dass Peglar in Holland gefasst wurde.«
»Stimmt, und ich habe mich zwischenzeitlich um das Amtshilfeersuchen gekümmert. Über den weiteren Fortgang wird uns Dr. Salm in einer Konferenz am Mittag aufklären, und bis dahin solltest du eigentlich beim Einsatz in Charlottenburg sein.«
»Davon weiß ich nichts.«
»Hat Sebastian dich nicht erreicht?«
Kalkbrenner warf einen raschen Blick auf das Display seines Handys. »Nein, und versucht hat er es auch nicht.«
»Wahrscheinlich ist er im Stress.«
»Sebastian und Stress?« Kalkbrenner wollte in Lachen ausbrechen, aber es blieb ihm im Hals stecken. »Warum hat er mir nicht Bescheid gegeben?«
»Das solltest du besser ihn fragen, nicht mich.«
»So viel also zum Thema: Ihr solltet miteinander reden.«
»Paul, du drehst mir meine eigenen Worte im Mund um. Ich habe zu dir gesagt …«
»Ist schon gut«, unterbrach er ihren Redefluss. »Um was geht es bei dem Einsatz?«
»Am Karl-August-Platz an der Trinitatiskirche haben sie eine tote Prostituierte gefunden.«
»Wie bitte?«
»Ich sagte, am …«
Das Satzende bekam Kalkbrenner schon nicht mehr mit, weil er durchs Treppenhaus hinab zum Parkplatz sprintete. Mit quietschenden Reifen lenkte er den Passat auf die Straßen – und kroch anschließend eingekeilt zwischen Blech links, Blech rechts, Blech hinter und Blech vor ihm dahin. Er fluchte, als er auch auf der Leipziger Straße nur im Schneckentempo vorwärtskam. Weil Berger ihn nicht benachrichtigt hatte. Vor allem aber, weil die Nachricht als solche ihn in helle Aufregung versetzte. Nervös trommelte er auf das Lenkrad.
Dann endlich hatte er freie Fahrt und raste vorbei am Beisheim-Center auf die Potsdamer Straße, bis ihn am Reichpietschufer ein erneuter Rückstau ausbremste. Entnervt schaltete er das Autoradio ein. Ein Popsternchen namens Rhianna piepste
Ride when we ride we ride.
Machte sich die Göre lustig über ihn? Er zappte weiter und fand einen Schlagersender. Sein Trommeln steigerte sich zu einem aggressiven Hämmern.
Erste Schneeflocken fielen auf seine Windschutzscheibe. Kalkbrenner aktivierte die Scheibenwischer. Noch immer im Kriechtempo passierte er die Kreuzung Lützowstraße, einige Minuten später die Pohlstraße. An der Kurfürstenstraße sprang die Ampel auf Rot. Passanten überquerten die Straße. Wieder gab es für ihn kein Weiterkommen.
Er nutzte die Zeit, um Thanners Visitenkarte hervorzukramen und ihn anzurufen. Auf dessen Mobiltelefon meldete sich nur die Mailbox. »Marten Peglar wurde letzte Nacht in Amsterdam gefasst«, teilte ihr Kalkbrenner mit. »Das Amtshilfeersuchen läuft, und«, in einer Hofdurchfahrt auf der anderen Straßenseite rangelten Kinder, »wenn du Zeit hast – heute Mittag klären wir mit Dr. Salm das weitere Vorgehen. Ruf doch meine Sekretärin an und …«
Plötzlich sah er, dass einem der Jungen Blut über sein Gesicht rann. Ohne lange zu überlegen, feuerte Kalkbrenner sein Handy auf den Beifahrersitz und fuhr den Passat an den Bordstein. Der Spoiler knirschte, Kalkbrenner sprang aus dem Wagen, die Ampel wechselte auf Grün, die Autos rollten an, und ein Lkw donnerte an ihm vorbei.
»Hey, ihr!«, brüllte Kalkbrenner gegen den Straßenlärm an. »Das Messer runter!«
47
Sackowitz brauchte einen Moment, bis er seine Überraschung überwunden hatte. »Sie haben mir gar nicht erzählt, dass Sie auch zum Turnier kommen!«
»Nun, Sie haben mich auch nicht danach gefragt«, antwortete Magda Michels. »Außerdem haben Sie unseren Abend im
Verdun
so abrupt beendet, da dachte ich …«
Entgeistert starrte Till seinen Vater an.
Du warst im
Verdun
?
»Das tut mir wirklich leid«, sagte Sackowitz. »Aber wie ich schon sagte: Meine Arbeit hat mich voll im Griff. Aber vielleicht könnten wir den Abend ein andermal fortführen?«
Till schüttelte fassungslos den Kopf.
Und willst noch einmal hin?
»Und das ist Ihr Sohn?«, wechselte Magda das Thema, ohne auf Sackowitz’
Weitere Kostenlose Bücher