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Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Tote ist Stephanie Klee, siebenundvierzig, Prostituierte.«
    Die Gegend passte jedenfalls. Am vorderen Ende der Weimarer Straße lag die Kantstraße. Dort und in den vielen Seitenstraßen Charlottenburgs wurden etliche Bordelle und Puffs betrieben. Aber es war nicht die unmittelbare Nähe zum Rotlichtviertel, die Kalkbrenner in diesem Augenblick am meisten Unbehagen bereitete.
    Schweigend folgte er seiner Kollegin unter das Zeltdach. Doch noch ehe er des Opfers ansichtig wurde, bemerkte er Ludwig Harenstett. »Sie? Hier? Ich dachte, es ginge um Mord?«
    Harenstett war der stellvertretende Leiter der LKA-Abteilung 2, in deren Aufgabenbereich Schleusungs- und Rotlichtkriminalität in Berlin und Umland fielen. »Hallo, Herr Kalkbrenner, Sie würden staunen, wie oft ich es mit ermordeten Prostituierten zu tun habe.«
    »Kennen Sie die Tote?«
    »Natürlich. Die ist jedem ein Begriff, der sich ansatzweise mit dem Rotlichtmilieu beschäftigt. Stephanie Klee, eine der bekanntesten Hurenrechtlerinnen der Republik. Als Person habe ich sie sehr geschätzt, aber dass wir es nicht unwesentlich ihr zu verdanken haben, dass das Prostitutionsgesetz auf den Weg gebracht wurde, nehme ich ihr übel. Dadurch wurden Zuhältern und Bordellbetreibern sozusagen Freibriefe gegeben und viele Jahre unserer Arbeit zunichtegemacht.«
    Kalkbrenner erinnerte sich. Etwas Ähnliches hatte Harenstett bereits vor geraumer Zeit erwähnt. »Dann wird man sie im Milieu vermutlich auf Händen getragen haben?«, vermutete er.
    »So ähnlich«, grollte Harenstett.
    »Also gibt es keinen Grund, warum jemand aus dem Milieu sie umgebracht haben sollte.«
    »Tja, das könnte man meinen.« Harenstett zog eine Zigarettenschachtel aus seiner Jackentasche. »Allerdings gibt es bei näherem Hinschauen einige Dinge, die mich das Gegenteil glauben lassen.«
    Hat das mit eurem Fall vom Oktober zu tun?
»Immer noch nicht aufgehört?«, fragte Kalkbrenner, während er auf die Kippen deutete.
    »Ach was, die Qualmerei gebe ich niemals auf.« Der LKA-Beamte deutete mit dem Kinn über die Schulter, bevor er kopfschüttelnd das Zelt verließ. »Zumindest nicht, solange ich so etwas noch zu sehen bekomme.«
    So etwas –
auch wenn es hart war, die Bezeichnung passte. Die Leiche, die die Kriminaltechniker vom Schnee befreit hatten, wurde vom Unterleib abwärts von einem Busch verborgen. Ihr Oberkörper krümmte sich in den Sandkasten des Spielplatzes. Ein Großteil der Kleidung war der Frau vom Leib gerissen worden, blutige Striemen übersäten die nackte Haut. Sogar den Kopf hatte der Mörder nicht verschont: Vom Gesicht der Frau war kaum etwas übrig geblieben.
    »Und?« Berger hatte unbemerkt das Zelt betreten. »Was denkst du?«
    »Nein, was denkst du?«, gab Kalkbrenner die Frage zurück.
    »Ich denke nichts. Ich sehe nur eine Frau, die zu Tode geprügelt wurde.«
    »Geprügelt?«
    »Okay, gepeitscht«, korrigierte sich Berger.
    »Macht das denn einen Unterschied?«, wollte Muth wissen.
    »Ja«, sagten Kalkbrenner und Berger wie aus einem Mund.
    Falls die Kriminalkommissarin auf eine weitere Erklärung hoffte, wartete sie vergeblich. Ihre Kollegen verfielen wieder in Schweigen, das Kalkbrenner erst nach einer Weile durchbrach: »Ist das der Grund, warum du mich nicht angerufen hast?«
    Berger spielte an seinem vereisten Bart herum. »Nein, natürlich nicht, woher sollte ich denn wissen, dass …«
    »Dann hättest du mich ja ohne Probleme sofort verständigen können.«
    »Na ja, ich wollte mich erst einmal vergewissern, worum es überhaupt geht. Damit du nicht umsonst herkommst.«
    »Wie fürsorglich. Das Risiko, Harenstett umsonst anreisen zu lassen, hast du allerdings, ohne länger nachzudenken, auf dich genommen!«
    Berger öffnete den Mund, schloss ihn aber, als Dr. Bodde aus der dicken Fellmütze ihres Anoraks den Dialog unterbrach: »Die Leiche liegt schon seit mindestens sechs oder sieben Stunden hier. Durch den Schneesturm in der letzten Nacht wurden nahezu alle Spuren beseitigt.«
    »Nahezu?«, wiederholte Kalkbrenner. »Das heißt im Klartext: nicht alle?«
    Die Leiterin der Spurensicherung zog sich die Kapuze vom Kopf. Diesmal trug sie ihr Haar offen. »Tatsächlich haben meine Kollegen etwas entdeckt, das für Sie möglicherweise von Interesse sein könnte.« Sie hielt drei Beweismitteltüten hoch. In der ersten befand sich ein zerkratzter Armreif, in einer zweiten eine Halskette, die ähnliche Gebrauchsspuren aufwies. Die letzte schwenkte Dr. Bodde vor

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