Trieb: Paul Kalkbrenner ermittelt. Bd. 3 (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)
dabei jede Silbe.
»Nein.« Tabori schüttelte traurig den Kopf. »Nicht gefunden.«
»Vielleicht kommt er ja noch.«
»Bitte?«
»Aidan … kommt … sicherlich … noch. Bei dem Wetter … ganz bestimmt.«
»Ja, bestimmt.« Tabori musste nur Geduld haben. Immerhin war es warm im
Saturn
. »Ich warte.«
»Wollen wir dann spielen?«
»Ja, spielen.«
»Du sprichst aber komisch.« Der Junge lächelte.
»Ich … Tabori.«
Aus den Konsolenlautsprechern jubelte ein ganzes Stadion. »Ich bin Manuel.«
54
Seit dem Meeting brütete Anna schon über dem Exposé der Sachsopharm
-
Kampagne. Fünfzehn Seiten hatte sie bereits zusammen, aber ihre Aufzeichnungen enthielten noch immer keine realistische Einschätzung der Marktlage und somit keinerlei Gewissheit darüber, ob das Budget in Höhe von 250.000 Euro für die Gestalter in trockenen Tüchern war.
Und jetzt klopfte es auch noch an ihrer Tür. Mit Mühe löste sich Anna von ihrem Monitor. Ninas Kopf lugte durch den Türspalt. »Störe ich?«
Nina Gieskens war die dienstälteste Mitarbeiterin der Agentur und außerdem Annas beste Freundin. Annas Blick streifte seufzend das Exposé, die ungelesenen E-Mails und den Stapel Papier im Posteingang. In einem Folder auf ihrem Schreibtisch harrten zudem drei Kostenvoranschläge seit Tagen dringender Bearbeitung. Bisher umsonst.
Dann können sie auch noch weitere fünf Minuten warten.
Ein kurzer Schwatz mit Nina würde sie mit Sicherheit aufmuntern. »Komm rein.«
Auf ihren acht Zentimeter hohen Pumps stakste Nina ins Büro, bevor sie mit einer eleganten Drehung in den Sessel glitt, die Beine übereinanderschlug und den verrutschten Rock über das Knie zog.
»Ich frage mich immer wieder, wie du das bloß machst«, beneidete sie Anna. »Das mit deiner Figur, meine ich.«
»Darling, was ist denn mit meiner Figur?«
»Jetzt tu halt nicht so!« Anna drehte demonstrativ eins ihrer Speckröllchen mit ihrer Hand. »Im Gegensatz zu mir bist du trotz zweier Schwangerschaften spindeldürr.«
Ninas Hände glitten abschätzend über ihren Bauch. »Auch nicht mehr lange.«
»Wie? Soll das heißen …?«
Nina lachte. »Ja, Darling, ich werde zum dritten Mal Mutter.«
Anna schwankte zwischen Unglauben und Freude, dann überwog die Begeisterung, und sie umrundete den Schreibtisch. »Das freut mich für dich. Wirklich, das ist so schön!« Ausgelassen herzte sie ihre Freundin. »Und was sagt dein Mann dazu?«
»Was soll er schon sagen? Er war schließlich dabei, als es passierte.«
»Da ist übrigens noch etwas, was ich nicht begreife«, sagte Anna wieder ernster, während sie zurück zu ihrem Platz ging. »Wie schaffst du es nur, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen?«
Anna hatte ihr die Frage schon häufiger gestellt, und wie immer antwortete Nina: »Ein offenes Geheimnis: Du musst es nur wollen.«
Dass es nicht ganz so einfach war, das wusste natürlich auch Nina, gerade sie, aber ihre Worte enthielten trotzdem einen wahren Kern. Nina war der lebende Beweis dafür. Bei Anna dagegen hatte die Symbiose von Arbeit und Familie eher nicht so gut funktioniert. Aber vielleicht war das auch der Preis dafür, dass sie Geschäftsführerin der Agentur war und Nina Angestellte.
Anna griff nach der Schachtel Gauloises, warf sie jedoch zurück auf den Schreibtisch. »Dann rauche ich mal besser nicht mehr in deiner Anwesenheit.«
»Das wäre lieb.«
»Vielleicht schaffe ich es dann ja endlich, mit der Quarzerei aufzuhören.«
Nina selber rauchte seit der Geburt ihres ersten Kindes nicht mehr. »Ein Baby ist immer ein guter Anlass.«
Auch das war Anna bewusst. Vor Manuels Geburt hatte sie es eine Zeit lang geschafft, mit dem Rauchen aufzuhören. Dann allerdings war Thorsten, ihr erster Mann und Manuels Vater, bei einem Autounfall ums Leben gekommen, sie hatte wieder mit dem Laster begonnen, und daran hatte auch die spätere Hochzeit mit Alan nichts ändern können. Woran auch er die Schuld mittrug, denn Alan war passionierter Raucher. »Bist du wegen der Schwangerschaft zu mir gekommen?«
Ihre Freundin nickte und wurde ernst. »Und, na ja, wenn ich demnächst in den Mutterschutz gehe und …«, sie spielte verlegen mit dem Rocksaum, »also, was wird dann mit Sachsopharm?«
Anna presste die Lippen aufeinander.
»Wie schlimm ist es?«
Wehmütig sah Anna sich in ihrem Büro um. Der Raum war nicht übertrieben exklusiv eingerichtet, wie man es von einer typischen Werbeagentur vielleicht erwartet hätte. Doch obwohl
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