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Trieb

Trieb

Titel: Trieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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gar nichts Lust.
    »Ich glaube, du solltest dich erst einmal ausschlafen. Danach geht es dir bestimmt besser. Und heute Abend, wenn ich von der Arbeit komme, fahren wir gleich zu Georg. Du willst doch wissen, wo dein Cousin ist, oder?«
    Wenigstens daran hatte Tabori keine Zweifel. »Gerne, ja.«
    »Siehst du!« Ludwig stand auf und ging zur Wohnungstür. »Georg hat versprochen, sich darum zu kümmern. Und was er verspricht, das hält er auch. Dafür sind Freunde schließlich da.«

125
    Sackowitz wollte sich umdrehen.
    »Das würde ich an Ihrer Stelle nicht tun«, warnte die Stimme hinter ihm.
    »Sonst was?«
    Der Gegenstand presste sich mit Nachdruck zwischen Sackowitz’ Schulterblätter. »Raten Sie doch mal.«
    »Was hält Sie schon davon ab?«
    »Haben Sie es wirklich so eilig?« Der Mann lachte. Es hörte sich freudlos an. »Keine Angst, ich bringe Sie schon noch um.« Er sagte es, als wäre ein Mord das Normalste der Welt. »Aber vorher plaudern wir noch ein wenig.«
    Es klang, als würde er Sackowitz zu einem Drink einladen wollen. Aber was hatte der Reporter erwartet? Einen Wahnsinnigen, der irres Zeug faselte? Den gab es doch nur in schlechten Kinofilmen. »Worüber?«
    »Zum Beispiel über die Person, die Sie in die Schillerpromenade geschickt hat.«
    Sackowitz konnte nicht anders, er kicherte. »Warum sollte ich Ihnen verraten, von wem ich die Info habe?« Er straffte seinen Körper. »Sie töten mich ja sowieso.« Er wagte einen zweiten Versuch und wandte sich um. Sein Blick fiel auf eine schwarze Hose, eine schwarze Jacke, einen ebenso schwarzen Schal und – in dem Moment krachte der Lauf einer Pistole auf seinen Schädel.
    Straße, Häuser und Autos verschwammen hinter einer Nebelwand aus Schmerz. Nur die Stimme des Mannes war noch immer klar und deutlich zu hören. »Es gibt einen Unterschied zwischen einem schnellen Kopfschuss und einem langsamen, qualvollen Tod, meinen Sie nicht auch?«
    An der Ecke Leinestraße bog in diesem Moment ein Wagen in die Schillerpromenade ein. Sackowitz bekam einen weiteren Schubs, sodass er aus dem windigen Zwielicht der Straßenlaterne in den Park stolperte. Die Dunkelheit haftete an den Bäumen wie sonst nur Maden an einer Leiche.
An deiner Leiche – wenn du nicht bald das Weite suchst.
    Sackowitz tastete nach der Wunde an seiner Stirn. Sie war trocken. Also kein Blut. Für den Anfang war das schon mal gut. Allmählich klärte sich sein Blick und mit ihm auch der Verstand. »Ich bin Journalist.«
    Ein abfälliges Schnaufen war die Reaktion. »Und? Was hat das zu bedeuten?«
    »Als guter Journalist verpfeife ich niemals meine Informanten.«
    »Löblich, die Einstellung, aber Ihr Arbeitsethos wird Ihnen jetzt auch nicht mehr weiterhelfen.«
    Eine Limousine rollte im Schritttempo über den vereisten Asphalt. Bestimmt hielt der Fahrer nach einem Parkplatz Ausschau. Ob er die beiden Gestalten im Park bemerkt hatte? Aber selbst wenn dem so war, für ihn würden sie einfach nur zwei Pendler auf dem frühen Weg zur Arbeit sein. Oder zwei morgendliche Spaziergänger mit ihren Hunden, die sich gerade irgendwo zwischen den Bäumen erleichterten. Oder zwei Penner. Auf jeden Fall wären sie niemand, dem man Beachtung schenkte.
    Sackowitz sagte: »Dann lassen Sie uns einen Deal machen.«
    »Sie wollen einen Handel?«
    Nein
,
das will ich nicht.
Sackowitz war davon überzeugt, dass der Mörder sich auf kein Geschäft einlassen würde. Über kurz oder lang wäre er trotzdem dran. Der Reporter wollte lediglich Zeit gewinnen. »Ich nenne Ihnen den Namen, und …«
    »… ich lasse Sie laufen? Das ist ja eine großartige Idee«, ulkte der Mann. »Also doch ein Geschäft?«
    »Nein.«
Los! Lauf! Hau ab!
Aber Sackowitz blieb stehen. Eine Flucht Hals über Kopf war glatter Selbstmord. Bevor er auch nur ansatzweise die rettenden Fichten und Tannen erreichen könnte, hätte der Killer ihn schon in aller Ruhe abgeknallt.
Lass dir etwas anderes einfallen! Bloß was?
Was?
»Erzählen Sie mir, wieso das alles geschehen musste. Warum mussten Schulze, Fielmeister und Radomski sterben?«
    Ein leises Klicken. »Was spielt das jetzt noch für eine Rolle?«
    Sackowitz brach der Schweiß aus. »Wenn ich schon sterben muss«, seine Stimme überschlug sich, »dann möchte ich wenigstens wissen, warum …«
    »Hey, Reporter!« Eine laute Stimme hallte durch die dämmrige Schillerpromenade. Die hohen Hausfassaden warfen die Worte in einem dutzendfachen Echo zurück. »Alles in Ordnung bei

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