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Triffst du Buddha, töte ihn! - Altmann, A: Triffst du Buddha, töte ihn!

Triffst du Buddha, töte ihn! - Altmann, A: Triffst du Buddha, töte ihn!

Titel: Triffst du Buddha, töte ihn! - Altmann, A: Triffst du Buddha, töte ihn! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Altmann
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eine brauchbare Deckung. Und hinterher solle man sich ein Elefantenherz zulegen, das sei empfindsam und mitfühlend.
    Noch ein Nachwort zu Poona: Wer spirituellen Rat sucht, ja ihn zeitweise findet, ist dennoch vor einem Absturz nicht sicher. Als ich nach Europa zurückkehrte, war ich kaum fähig, eine belebte Straße zu überqueren. Ich musste mir zureden, mich anschieben. Als ginge es darum, einen krokodilverseuchten Fluss zu durchwaten. Ich war überfordert, nicht mehr fähig, es mit der hochmotorigen Welt aufzunehmen. Dazu Schweißausbrüche und permanenter Durchfall. Wochenlang, dann wichen die schlimmsten Ängste und ich erholte mich. Eine Straße war wieder eine Straße, ein Hund wieder ein Hund und kein Raubtier.
    Andere erholten sich nicht. Sie kamen noch verwirrter zurück als ich. Sie landeten in einem fränkischen Striplokal oder schulten auf arbeitslos um. Oder siechten als Junkies, noch immer an der Nadel, trotz der Hoffnung, dass die Begegnung mit Bhagwan sie befreien würde. So die Minderheit. Doch bei den meisten Rückkehrern ging es brav wie zuvor weiter. Ihnen widerfuhr das Gräulichste: Sie vergaßen die Gründe, warum sie aufgebrochen waren, arbeiteten wieder in Jobs, die sie schon vorher gehasst hatten, reihten sich wieder ergeben in die lange Reihe jener Männer und Frauen ein, die ein Leben führten, das sie nie wollten.
    Nicht rückfällig werden, nicht den Weg allen bürgerlichen Fleisches gehen, das ist ein aufreibendes Gewerbe.
    Um 11 Uhr raus, Mittagspause. Die Sonne wärmt, ich habe Hunger und eine unglaubliche Lebensfreude. Und muss kichern über Goenka und seine penetrante Forderung nach »equanimity«. Heute einmal mehr, er kann es nicht lassen. Nun, die Botschaft wird bei mir nicht ankommen. Immer Gleichmut? Mich plagen so viele verschiedenen Arten des Muts. Der Hochmut, der Kleinmut, der Unmut, der Wagemut – bisweilen. Aber der Gleich-Mut? Muss das sein? Darf ich jetzt nicht hüpfen vor Übermut? Muss ich die Freude auf Sparflamme drehen, damit für später noch etwas übrig bleibt? Lauter überflüssige Fragen, denn ich bin, wie ich bin. Am Temperament manipuliert keiner. Auch nicht die gesammelten Sprüche Buddhas.
    Die vergangenen Stunden brachten noch eine Erkenntnis, eher die Bestätigung einer Erkenntnis. Wenn ich ruhig werde in der Dhamma Hall und die Meditation greift, dann überfallen mich keine wahnsinnig wilden Einfälle, um mit dem Rest meines Lebens fertig zu werden. Die Ideen sind eher praktisch: Plötzlich fällt mir genau der Mensch ein, der mir bei der Recherche zu einem Buch helfen könnte. Ich finde eine List, um einem administrativen Ärger aus dem Weg zu gehen. Ich habe eine Idee, eine Wortidee, um einen komplizierten Sachverhalt in einem Text zu formulieren. Das alles »erreicht« mich, weil es still ist, weil ich Zeit habe, weil kein Stress mich blockiert. Vipassana als Ratgeber.
    Irgendwann im Laufe der letzten Meditation wurden die Gedanken seriöser, tiefer. Ich sah die Stressbeulen, die ich bei Freund und Feind ausgelöst hatte. Weil mich eine Rachsucht plagte, weil ich recht haben wollte, weil ich nicht vergeben konnte. Und nun – beim unbewegten Sitzen, beim bewussten Atmen – erreichten Lösungsmöglichkeiten mein bislang verstocktes Hirn. Das sind diese (raren) Augenblicke, in denen ich klüger, ja weiser werde und zur Heiterkeit anderer beitrage. Vipassana als Lebenshilfe.
    Goenka hatte gestern die Meditation mit einem Glas verglichen, in dem sich schmutziges Wasser befindet. Wie sich dort nach einer Weile der Dreck setzt und das Wasser (relativ) sauber wird, so setzen sich im Laufe des Stillsitzens unsere »schmutzigen« Gedanken – wie der Ruf nach Vergeltung, der Schrei der Gier, die Sucht nach Komfort und Routine – und wir sehen klar, immerhin klarer, sehen die Möglichkeiten, die sich vor uns öffnen. Der österreichische Dramatiker Johannes Nestroy schrieb einmal: »Weinen könnt’ ich, wenn ich dran denk’, was aus mir hätt’ werden können.« Ich hasse den Satz, er darf nicht vorkommen in meinem Leben. Ich will sein, was ich werden wollte. Jeder will das.
    Vipassana als Kraftnahrung. Und Weichspüler. Immer zum Nutzen dessen, der gespült wird. Seine Welt sieht hinterher blauer aus, weniger finster, weniger rachsüchtig rot. Denke ich an die Gesichter, die mir in Paris (oder Berlin oder Wien) auf der Straße begegnen, dann könnte man vermuten, sie seien auf dem Weg in den nächsten Gulag. Die meisten von ihnen. Die trostlose Visage

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