Trigger - Dorn, W: Trigger
stimmt’s?«
Noch bevor das Mädchen nicken konnte, war sie bereits auf den alten Forstweg eingebogen.
Teil 2
Das Ungeheuer
»And the devil in a black dress watches over.
My guardian angel walks away.«
»Temple of Love«
THE SISTERS OF MERCY
Kapitel 37
»Schnell«, rief Mark der Frau von der Tankstelle zu. »Helfen Sie mir! Wir müssen ihr hinterher.«
Die Frau nickte nur, löste sich aus ihrer Starre und lief zu einem verbeulten, orangeroten VW-Kleinbus, auf dessen Rückseite die Aufschrift TALBACHS AUTOSERVICE prangte.
»Kommen Sie, steigen Sie ein!«
»In diese Rostlaube?«
»He, Sie da!«, krächzte der Mann mit dem Gehstock. Er stand noch immer neben dem Kassenhäuschen und zeigte auf den Wagen. »Sie beleidigen gute alte deutsche Wertarbeit.«
Mark verdrehte nur die Augen und sprang auf den Beifahrersitz, während die Frau den Motor startete.
»Keine Sorge«, sagte sie. »Papas alte Mühle ist keineswegs so schlecht beieinander, wie sie aussieht.«
»Ihr Wort in Gottes Ohr.«
»Den anderen Wagen hat mein Mann. Wenn Sie also lieber laufen wollen …«
»Nein, nein. So war das nicht gemeint.«
»Weiß ich doch. Ach übrigens, ich bin Nicole Keppler.«
»Mark Behrendt.«
Die Kupplung ächzte, als Nicole den Gang einlegte. Dann gab sie abrupt Gas, und Mark wurde in den Sitz gedrückt, wobei ihn ein vorsintflutlicher Sicherheitsgurt zu erdrosseln drohte.
»Sie ist dort hinten abgebogen, glaube ich«, rief ihr Mark durch das Heulen des Motors zu.
»Ich weiß, wohin sie fährt.«
»Sie wissen es?«
Sie nickte. »Ist zwar schon eine Weile her, aber ich glaube, ich kenne sie noch gut genug, um es mir denken zu können.«
Mark setzte zu einer Frage an, als sich sein Handy meldete. Er riss es aus der Jacke.
»Ellen?«
»Hier ist Volker.«
Seine Stimme war durch das Knacken des schlechten Empfangs und das Dröhnen des alten Volkswagenmotors kaum zu verstehen. Mark presste sich die Hand gegen das andere Ohr.
»Ist was passiert, Mark? Sag mal, wo steckst du denn?«
»Erkläre ich dir später.«
»Na schön. Mark, ich habe was herausgefunden. Etwas ziemlich Verrücktes. Wir haben da nämlich eine sehr wichtige Sache vergessen.«
»Vergessen?«
»Wir hätten auch Laras Kinderfoto durch die Gesichtserkennung schicken sollen. So habe ich jetzt vier weitere Dateien gefunden, die …«
»Was für Dateien?«, schrie Mark in das Telefon, obwohl er die Antwort bereits ahnte. Noch konnte er sich keinen Reim darauf machen, aber er war keineswegs verwundert, als er Volker sagen hörte:
»Du wirst es mir nicht glauben, aber es sind Bilder von Ellen. Ellen muss Lara Baumann sein!«
»Ellen ist Lara?«
»Ich hab’s zuerst auch nicht geglaubt, aber ich bekomme immer wieder ihre Fotos angezeigt.«
»Ellen ist Laras zweiter Vorname«, mischte sich Nicole ein. »Wieso, was ist denn mit ihr los?«
»Aber wieso nennt sie sich Roth?«, fragte Mark und erhielt von zwei Seiten gleichzeitig Antwort.
»So hieß ihre Mutter«, sagte Nicole, und Volker meldete aus dem Hörer: »Annemarie Baumann hat sich im Herbst 1989 von ihrem Mann scheiden lassen und wieder ihren Mädchennamen angenommen. Sie wird es gewesen sein, die Lara in Ellen Roth hat umbenennen lassen.«
Der Empfang wurde immer schlechter, je näher Nicole auf den Wald zusteuerte. Volker sagte noch etwas, aber Mark bekam nur noch unzusammenhängende Wortfetzen zu hören, ehe die Verbindung abbrach.
Nicole steuerte den alten VW über einen holprigen Waldweg, und sie wurden heftig durchgeschüttelt. Mark war vollkommen durcheinander. Ihm war, als stünde er vor einem Berg von Puzzleteilen – einem Puzzle, bei dem er zwar wusste, wie das fertige Bild aussah, von dem er aber keine Ahnung hatte, wie er die einzelnen Teile zusammensetzen sollte. Das Bild zeigte ein kleines Mädchen, das lachend vor einem Kinderkarussell stand.
»Wollen Sie mir nicht endlich erklären, was mit Lara los ist? Was soll das mit dem anderen Namen?«
»Sie wusste nicht, dass sie Lara ist. Aber das ist im Moment nicht so wichtig. Wichtiger ist, was sie jetzt tun wird. Jetzt, wo sie es weiß.«
»Sie glauben, sie tut sich etwas an?«
»Schlimmer. Ich bin mir sicher!«
Kapitel 38
Für einen passionierten Pilzsammler wie Wolfram Masurke war das Wissen um die besten Fundorte wertvolles Kapital, das man am besten für sich behielt. Es hätte aber auch keine Rolle gespielt, wenn er seinen Stammtischfreunden offen heraus gesagt hätte, dass er die schönsten Exemplare an
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