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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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Gedanken gehabt. Hat Marion ihn gefüttert?«
    »Ich denke schon. Aus eigenem Antrieb hat er ja nicht gegessen, und meistens war es Marion, die ihn gefüttert hat. Worauf willst du hinaus?«
    »Als gute Beobachterin hast du bestimmt die Spritzer auf Marions Kittel gesehen.«
    Nun erinnerte sich Ellen an die Flecken auf der massigen Brust der Schwester. Ein wässriges Rot. Daneben der Kern, den sie zunächst für einen Apfelkern gehalten hatte.
    »Melonen?«
    »So makaber es klingen mag, Cornelius Böck muss an den klassischen Vergleich gedacht haben, als er den Kopf seiner toten Frau sah. Zumindest hat er ihn bei unserem … nun ja … unserem Gespräch vorhin gebraucht. Wie eine geplatzte Melone. Optisch gibt es da zwar einen gewaltigen Unterschied, aber sein Unterbewusstsein muss diesen Begriff an die Stelle des geplatzten Schädels gesetzt haben, so dass Böck nicht mehr an seine tote Frau, sondern an eine Melone dachte. Ein Bild, das bei Weitem nicht so schlimm ist und das ihm die Erinnerung erleichterte. Doch als die gute Marion von ihm wollte, dass er seine Melonenstücke zum Nachtisch isst, konnte sein Verstand nicht mehr differenzieren.«
    »Also dachte er, Marion will ihn zwingen, seine tote Frau zu essen«, schlussfolgerte Ellen.

    »Genau. Durch das anhaltende Trauma war Böck nicht in der Lage, seine Assoziation verstandesmäßig aufzuschlüsseln. Er hörte Melone und dachte Gehirn.«
    Ellen lehnte sich zurück und ließ Marks Erklärung auf sich wirken. Sie hatte schon viel Verrücktes gehört und erlebt. Schizophrene, die sich von Dämonen verfolgt fühlten. Andere, die davon überzeugt waren, ihr Nachbar steuere ihr Denken und Handeln mittels telepathischer Sender unterhalb der Tapete oder dass ihnen Jesus aus dem Siphon das Ende der Welt prophezeit habe. Eine von Ellens ersten Patientinnen hatte fliegende Pizzen halluziniert, eine andere Frau hatte jedes Mal lachen müssen, wenn sie neben einem Schrank stand, weil sich in ihrer Vorstellung jemand darin befand, der ihr unaufhaltsam Witze erzählte. Und noch vieles mehr.
    Hätte sie eine Liste der zehn verrücktesten Fälle ihrer Karriere geführt, würde der Fall Cornelius Böck auf den vorderen Rängen rangieren. Schätzungsweise Platz drei, vielleicht auch Platz zwei.
    Böcks Fall hört sich ganz nach einem BIF an, dachte sie. Erst als Mark darauf reagierte, merkte sie, dass sie ihren letzten Gedanken laut ausgesprochen hatte.
    »Nach einem was hört es sich an?«
    »Nach einem BIF, einem Besonders Interessanten Fall«, sagte sie und schmunzelte. »Chris nennt es so.«
    »Chris«, seufzte Mark. »Der große Dr. Christoph Lorch, der dich allein zurücklässt, um den australischen Dschungel zu durchqueren.«
    »Genau der. Und jetzt muss ich zurück zum Dienst. Danke für den Kaffee und den Vortrag, Herr Kollege.«
    »Gern geschehen.« Mark stand ebenfalls auf und ging
zur Tür. Er sah sich noch einmal zu Ellen um und wirkte nun gar nicht mehr so selbstsicher wie gerade eben bei seinen Ausführungen.
    »Sag mal«, er räusperte sich, »hättest du vielleicht Lust auf ein gemeinsames Abendessen nach Dienstschluss? Ich meine, jetzt, da du Strohwitwe bist.«
    »Vielleicht ein andermal. Heute gibt es nur noch eine Verlockung, der ich erliegen werde – mein Bett.«
    »Kann ich verstehen.« Eine gewisse Enttäuschung lag dennoch in seiner Stimme. »Erhol dich von dem Schreck. Du siehst immer noch ein bisschen mitgenommen aus.«
    »Na ja, das liegt wohl auch an deiner These über Verdrängung. Ist schon etwas unheimlich, diese Vorstellung. Wenn du Recht hast, dann könnte im Grunde genommen jeder von uns etwas verdrängen, ohne davon zu wissen.«
    »Es gibt etwas, das noch unheimlicher ist«, entgegnete Mark. »Die Tatsache, dass es sich bei alldem um keine These handelt. Die Idee stammt ja nicht einmal von mir. Über dieses Thema haben sich schon viel schlauere Köpfe Gedanken gemacht. Zugegeben, nicht jeder unserer Kollegen glaubt an die Macht der Verdrängung. Manche halten sie auch nur für ein Hirngespinst.«
    »Aber du glaubst daran?«
    Er nickte. »Genau so, wie ich daran glaube, dass ein kleiner Auslöser eine große Reaktion verursachen kann. So wie bei unserem Herrn Böck.«
    Er war schon aus der Tür, als er noch einmal den Kopf zu ihr hereinstreckte.
    »Ach, Ellen …«
    »Ja?«
    »Es … nun ja, es tut mir leid wegen vorhin. Du weißt
schon, wegen Chris und so. Ich finde toll, dass du so viel Verständnis für ihn hast, und ich hoffe sehr, er

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