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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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weiß das zu schätzen. Er ist ein echter Glückspilz. Das meine ich ernst.«
    »Das bin ich auch«, sagte Ellen und musste an Chris denken. »Ja, das bin ich auch.«

Kapitel 6
    Dunkelheit, Stille und übler Geruch – und wieder dieses seltsame Gefühl, das sie schaudern ließ.
    Hätte Ellen es nicht besser gewusst, sie hätte für einen Augenblick schwören mögen, allein in dem kleinen Patientenzimmer am Ende des Ganges zu sein.
    »Hallo?«
    Grabesstille.
    Sie hätte die Frau gern beim Namen genannt, aber da ihr dies nicht möglich war, beschränkte sie sich auf ein zweites kurzes »Hallo« und trat ein.
    Langsam ging sie zum Bett, sah die leere Stelle, an der vor Kurzem noch das schreckhafte Häuflein Elend gekauert hatte, und schaute sogar unter das Bett. Auch dort war niemand.
    »Wo sind Sie?«
    Viele Möglichkeiten, sich in dem nur spärlich möblierten Zimmer zu verstecken, gab es nicht. Andererseits wäre die Frau ohne Namen in ihrem verängstigten Zustand sicherlich nicht einfach auf den Flur hinausgegangen.

    Vorsichtig näherte sich Ellen dem Wandschrank mit den zwei Türen und der Reihe Schubladen, in denen die Patienten für gewöhnlich frische Socken und Unterwäsche verstauten. Beides wäre auch für diese Patientin dringend notwendig gewesen. Überhaupt benötigte sie frische Kleidung – mehr als diesen schäbigen, teils zerrissenen Trainingsanzug schien sie nicht bei sich zu haben – und eine ausgiebige Dusche. Oder, noch besser, ein langes Bad mit jeder Menge Badesalz. Aber es würde noch viel Überzeugungsarbeit nötig sein, diese Frau dazu zu bringen, sich zu entkleiden und in eine Badewanne zu steigen. Dort fehlte ihr jegliche Fluchtmöglichkeit, und wer konnte zudem schon sagen, was ihr vielleicht alles im unbekleideten oder nur teilweise bekleideten Zustand widerfahren war.
    Also gut, Überzeugungsarbeit, Vertrauensaufbau und eine Unmenge Geduld, und dann ein Bad und frische Kleider.
    Doch zunächst einmal galt es, die Frau ohne Namen zu finden.
    Ellen fasste den Griff einer Schranktür, achtete darauf, in einem sicheren Winkel zu stehen – gesetzt den Fall, die Patientin käme wieder auf den Gedanken, sie anzufallen -, und dann öffnete sie die Tür. Abgesehen vom muffigen Geruch nach altem Holz und antibakteriellem Putzmittel sprang sie nichts an. Bis auf drei Kleiderbügel, die durch den Ruck an der Querstange hin und her schwangen, war der Schrank leer.
    Nun gab es nur noch eine Möglichkeit. Ellen ging zu der kleinen Tür neben dem Ausgang zum Flur, hinter der sich die Toilettenkabine befand. Durch den schmalen Türspalt drang ein kaum hörbares Geräusch. Das Reiben von Wollsocken auf Linoleumboden.

    Behutsam öffnete Ellen die Tür. Die Kabine war nicht viel größer als eine Telefonzelle.
    Dennoch war es der unbekannten Frau gelungen, sich unterhalb des Waschbeckens zusammenzukauern. Im Dunkeln, eingekeilt zwischen Toilettenschüssel und Siphonrohr, wirkte sie wie ein eingerollter Igel. Ellen erkannte ein zerknäultes Handtuch, das die Frau an sich gedrückt hielt, als sei es ein Kuscheltier.
    »Hier sind Sie also«, sagte Ellen mit sanfter Stimme. »Ich will Sie nicht stören, aber ich dachte mir, wir könnten unsere Unterhaltung von vorhin weiterführen. Natürlich nur, wenn es Ihnen recht ist. Ist es Ihnen recht?«
    Die unbekannte Frau schüttelte zaghaft den Kopf. »Ich komm hier nicht mehr raus, sonst holt er mich.«
    Diesmal klang ihre kindliche Tonlage noch überzeugender. Hätte Ellen nur ihre Stimme gehört, ohne zu wissen, zu wem sie gehörte, wäre sie sicher gewesen, ein etwa sechsbis achtjähriges Mädchen vor sich zu haben.
    »Wollen Sie mir sagen, wer er ist?«
    »Dich holt er auch, sobald er von dir weiß.«
    »Warum sollte er mich holen wollen?«
    »Weil er mit dir spielen will.«
    Ellen musste an das denken, was Mark ihr erzählt hatte. Verdrängung zum Schutz vor schlimmen Erinnerungen. Hatte sie es hier mit einem ähnlichen Fall zu tun? Die weit aufgerissenen Augen, die zu einem Schmollmund geformten Lippen und nun das Handtuch, das die Frau hielt wie ein Kind seine Lieblingspuppe oder seinen Teddybären, legten die Vermutung nahe. Ebenso die hohe, verstellte Stimme und die Art, wie sich die Frau ausdrückte. Bei ihrem Anblick musste Ellen unweigerlich an die kleine Tochter
einer Bekannten denken, die sich bei Gewitter stets unter der Treppe versteckte.
    War diese traumatisierte Frau in ihre eigene Kindheit geflüchtet, weil es einfacher für sie war, das

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