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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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ihrem Rücken war zu schwer. Panisch versuchte sie ihn abzuwerfen, doch er hielt ihre Arme mit eisernem Griff fest und drückte sie auf das kalte Moos.
    Ellen röchelte. Versuchte erneut einzuatmen. Röchelte
wieder. Bekam Luft. Nicht viel, aber genug, um in ihrer Panik zu begreifen, was passiert war. Irgendjemand, zweifelsohne ein Mann, hatte sie von hinten angesprungen und mit seinem Gewicht zu Boden geschmettert. Nun kniete er auf ihrem Rücken, hielt ihre Arme zu Boden gedrückt und schnaufte in ihren Nacken. Himmel, seine Knie auf ihren Rippen schmerzten höllisch! Jeder Atemzug war eine Qual.
    Sie strampelte mit den Beinen, womit sie genauso wenig erreichte wie ein Käfer, der rücklings auf seinen Panzer gefallen war, nur dass sie selbst bäuchlings lag.
    »Ruhig, gaaaanz ruhig«, flüsterte der Kerl auf ihrem Rücken. »Je mehr du dich wehrst, desto mehr wird es wehtun.« Wie um es ihr zu beweisen, verlagerte er das Gewicht stärker auf seine Knie.
    Ellen schrie vor Schmerz, worauf er mit einem kurzen Hüpfen reagierte und ihr wieder die Luft aus den Lungen presste. Augenblicklich ging ihr Schrei in ein erneutes Röcheln über.
    »Wirst du jetzt ruhig sein?«, fragte er sie in unheimlichem Flüsterton.
    Ellen versuchte zu antworten, was ihr nur unter großer Kraftanstrengung gelang. Ihr »Ja« war kaum mehr als ein Hauchen. Vor ihren Augen flackerten kleine weiße Punkte. Dennoch konnte sie etwa einen halben Meter vor sich den Schraubenschlüssel erkennen. Er lag in einem Bett aus Moos und war dort genauso nutzlos wie das Pfefferspray in ihrer Jackentasche.
    »Du warst ein böses Mädchen.«
    Diese Stimme. Diese flüsternde Stimme. Sie klingt so merkwürdig … vertraut?
    Der Griff um ihre Handgelenke wurde noch fester. Ellen
konnte den warmen Hauch seines Atems an ihrer Schläfe spüren. Er roch nach Pfefferminze, Küchendunst und Zigarettenrauch.
    Wahrscheinlich hast du noch in aller Seelenruhe eine gequalmt, während du hier auf mich gewartet hast, dachte sie, und so unpassend es auch schien, stieg eine Erinnerung in ihr auf: eine Abbildung aus einem Buch über das viktorianische England. Sie zeigte eine Figur, die als der sprunggewaltige Jack bekannt wurde. Ein Kerl, der Frauen angefallen hatte, die nachts allein auf der Straße unterwegs gewesen waren. Nun sagte der irrationale Teil in ihr – der Teil ihres Verstandes, der sich stets in den unpassendsten Augenblicken zu Wort meldete -, dass sie jetzt einer ähnlichen Figur begegnet sei. Nicht dem sprunggewaltigen Jack, sondern dem sprunggewaltigen Marlboromann, der sich hervorragend darauf verstand, Frauen im Wald von hinten anzuspringen und ihnen seinen mit Pfefferminz getarnten Raucheratem ins Gesicht zu hauchen.
    »Weißt du, was ich von dir will?«, hauchte er.
    »Nein.«
    »Doch, das weißt du.«
    »Nein! Bitte. Es. Tut. Weh.«
    »Du bissst ein bösssesss, neugierigesss Mädchen«, zischte er wie eine Schlange. »Und du hast etwasss sssehr, sssehr Schlimmesss getan.«
    Ellen glaubte ersticken zu müssen, während sich seine Knie wie spitze Holzpflöcke in ihren Rücken bohrten. Es war kaum auszuhalten. Sie drehte die Augen in den Höhlen, so weit es nur ging, aber sie konnte den Kerl auf ihrem Rücken nicht erkennen. Nach ihren Schmerzen und der Kraft in seinen Armen und Händen zu urteilen, schien er
mindestens zwei Tonnen zu wiegen. Eines wusste sie jedoch mit Sicherheit über ihn: Er war durch und durch verrückt.
    »Was. Wollen. Sie?«, presste sie mühsam hervor.
    »Du hast wirklich keinen Schimmer, oder?«, flüsterte er. »Also gut, ich erkläre es dir. Dies hier ist zwar nur ein Wald, aber irgendwo gibt es auch den Märchenwald. Magst du Märchen, kleine Ellen?«
    Sie wollte etwas wie Lass mich los, verpiss dich oder dergleichen antworten, aber die Schmerzen waren zu heftig, und sie brauchte alle Kraft, die sie noch hatte, um wenigstens ansatzweise atmen zu können und nicht das Bewusstsein zu verlieren.
    Wenn du jetzt ohnmächtig wirst, hat er freie Hand, warnte sie die Stimme in ihrem Kopf, die nach der Kämpferin, der stets Wachsamen klang. Dann kann er mit dir machen, was immer ihm durch sein krankes Hirn zuckt. Und er wird dich sicherlich nicht liebevoll mit seiner Jacke zudecken und dich in deinem Moosbett schlafen lassen. Denk an die Frau ohne Namen!
    »Und wie im Märchen«, fuhr er mit kaum hörbarer Stimme fort, »gibt es einen, der dir ein Rätsel aufgibt, das es zu lösen gilt.« Er kicherte wie ein kleiner Junge, der sich über

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