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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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schnell sie konnte, suchte sie hinter einer Hecke Schutz. Dann wartete sie ab, was geschehen würde.
    Zunächst geschah nichts. Ellen konnte nicht erkennen, ob sich Mark im Wohnzimmer befand, da sich die tief stehende Sonne auf den Fensterscheiben spiegelte. Dann öffnete sich die Terrassentür. Mark trat ins Freie. Er sah sich um. Sein Blick wanderte durch den Garten zur Straße und wieder zurück. Für ein oder zwei Sekunden, die Ellen wie eine Ewigkeit vorkamen, starrte er auf den Teil der Hecke, hinter den sie sich duckte.
    Mist, er kann mich sehen! Wenn ich ihn sehen kann, kann er es auch!
    Mark kam ein paar Schritte auf sie zu und blieb stehen. Er bückte sich, hob ein funkelndes Stück Zellophan auf, das der Wind von der Straße in den Garten getragen haben musste, betrachtete es kurz und warf es wieder ins Gras. Schließlich ging er zurück in seine Wohnung.
    Wieder verging eine kleine Ewigkeit, dann hörte sie, wie Mark den Volvo startete. Ellen rannte durch den Garten zur Straße.
    Mit hoher Wahrscheinlichkeit würde er jetzt nach ihr suchen. Vielleicht würde er auch seinen Kumpel zu Hilfe holen. Sie musste ihm folgen. Nur wie? Ihr Mazda stand noch immer in der Tiefgarage.
    In diesem Moment kam ein tiefer gelegter Kleinwagen –
der zu einer Zeit, zu der er noch keinen Tuningmaßnahmen zum Opfer gefallen war, ein Opel Corsa gewesen sein musste – mit aufgedrehter Musikanlage die Straße entlanggeschossen. Ellen überlegte nicht lange, sondern trat mit fuchtelnden Armen auf die Fahrbahn. Mit quietschenden Reifen kam das Plastikgeschoss zum Stehen.
    »Sag mal spinnst du, Alte!«, schrie sie der Fahrer durch die heruntergelassene Scheibe an. Er war höchstens zwanzig. Sein blondiertes Haar hatte er mit einer Unmenge Gel zu einer Art Hahnenkamm aufgestellt.
    »Bitte, du musst mich mitnehmen.« Ellen trug den flehentlichsten Augenaufschlag zur Schau, dessen sie fähig war, und hielt beide Hände auf die Motorhaube, um ihn am Weiterfahren zu hindern.
    »Scheißen und verrecken, mehr muss ich überhaupt nicht! Und jetzt nimm die Flossen von meiner Karre. Du verkratzt mir den Lack.«
    »Ich zahle!«
    Schlagartig drehte er die Musik leiser.
    »Wie viel?«
    »Fünfzig.«
    »Hundert.«
    Marks Volvo hatte das Ende der Straße erreicht und bog um die Kurve. Das war die Richtung, die zur Umgehungsstraße führte.
    »Gut, hundert.«
    »Im Voraus!«
    Sie riss die Beifahrertür auf und sprang in den Wagen. In ihrem Geldbeutel befanden sich noch einhundertundzehn Euro. Sie warf ihm die Scheine auf den Schoß. »Und jetzt fahr dem schwarzen Volvo hinterher. Aber unauffällig!«

    Er grinste.
    »Klar doch.«
    Dann drehte er den Lautstärkeregler wieder so weit auf, dass der Bass die Heckklappe beben ließ, und gab Gas.

Kapitel 27
    Es gab kaum eine bessere Tarnung als das schreiend gelbe Vehikel dieses Halbstarken, der, wie er Ellen unterwegs erzählte, Holger hieß und einen Aufkleber mit der Aufschrift ANSCHNALLEN, KIPPE AUS, SCHNAUZE HALTEN! auf der Beifahrerseite des Armaturenbretts kleben hatte.
    Der zweite Aufkleber darunter – TESTAMENTVOR-DRUCKE IM HANDSCHUHFACH – passte gut zu seinem Fahrstil.
    Teilweise fuhr Holger so dicht auf, dass Ellen sich schon in einem Knäuel aus Plastik und Blech enden sah, sollte einer der Vordermänner auf die Idee kommen, spontan zu bremsen. Trotzdem hielt Holger ausreichend Abstand zu Marks Volvo – immer so weit, um ihn noch im Auge behalten zu können.
    Wenige Minuten später war Ellen klar, wohin Mark unterwegs war. Er fuhr zur Waldklinik, weil er sie dort vermutete.
    Kurz vor dem Klinikparkplatz bat sie Holger zu halten, wobei sie gegen sein lautes Radio anschreien musste. Es folgte eine Vollbremsung auf dem Seitenstreifen, bei
der ihr der Sicherheitsgurt schmerzhaft auf die Blutergüsse drückte.
    »Dein Stecher geht wohl fremd?«, wollte Holger wissen. Als Ellen nicht antwortete, sondern ihren schmerzenden Körper mühsam aus dem engen Schalensitz herausstemmte, fügte er hinzu: »Ach Scheiße, geht mich ja auch nichts an. Viel Glück und so. Und danke für die Kohle.«
    Dann verschwand er mit einem Kavaliersstart, und kurz darauf waren das knallgelbe Plastikgeschoss und der dröhnende Techno-Bass verschwunden. Ellen rieb sich die hämmernden Schläfen und empfand den Verkehrslärm beinahe als wohltuende Stille.
    Mark hatte auf dem Besucherparkplatz gehalten. Aus sicherer Entfernung beobachtete Ellen, wie er ausstieg. Als sie sah, wer nun auf ihn zukam, durchfuhr sie eisiger

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