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Trigger - Dorn, W: Trigger

Titel: Trigger - Dorn, W: Trigger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wulf Dorn
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Ellen, das war verdammt knapp.«
    »Wem sagst du das«, seufzte sie und spürte dabei einen
Kloß im Hals. Wären die beiden ein paar Minuten später oder gar nicht gekommen, hätte sie die einmalige Erfahrung gemacht, wie es ist, Wasser zu inhalieren. »Habt ihr den Kerl und die Frau gefunden?«
    Mark schüttelte den Kopf. »Der EKT-Raum war leer. Nur auf dem Tisch … nun ja, da war mir klar, was geschehen war.«
    Ellen fühlte die Hitze in ihrem Gesicht. Zwar gab es keinen Grund dafür – sicherlich hätte auch jede andere Person, deren Gehirnfunktionen durch Stromstöße irritiert wurden, die Kontrolle über ihren Darm verloren – aber dennoch, sie schämte sich.
    »Verflucht«, schnaubte sie. »Er ist entkommen, und ich stehe wieder am Anfang.«
    »Wir«, betonte Mark. »Natürlich vorausgesetzt, du nimmst unsere Hilfe an und glaubst mir endlich, dass ich nicht der Schwarze Mann bin.«
    »Ich übrigens auch nicht«, fügte Volker Nowak hinzu und schaufelte sich zwei Löffel Zucker in den Kaffee. »Oder muss ich mich jetzt jedes Mal ausziehen, um das zu bestätigen?«
    Ellen verdrehte die Augen und sah Mark an. »Was hat er eigentlich damit zu tun?«
    »Solltest du mit er mich meinen, nun ja, also, ich habe das Passwort auf deinem Laptop geknackt.«
    »Du hast was getan?«
    »Ich habe ihn darum gebeten«, ging Mark beschwichtigend dazwischen. »Es tut mir leid, wenn ich dadurch in deine Privatsphäre eingedrungen bin, aber du warst ziemlich fertig, und ich wollte dich nicht wecken. Auf dem Rückweg zur Klinik ging mir deine Bemerkung durch den Kopf,
die Frau könne der Schlüssel zum Täter sein. Da fielen mir deine Patientenberichte ein, die so ausführlich sind, dass man als Kollege nur davon träumen kann, so eine Übergabe zu erhalten. Und ich lag mit meiner Vermutung vollkommen richtig – du hast die Personenbeschreibung so detailliert wie nur möglich ausfallen lassen, nachdem nichts anderes über die Frau bekannt war.« Er holte tief Luft. »So ist mir die Idee gekommen, anhand deines Berichts ein Phantombild anfertigen zu lassen. Volker ist nicht nur ein guter Journalist, er hat auch einiges drauf, was Recherchearbeit und dieses ganze Computerzeug anbelangt.«
    Mit einer scherzhaften Pose, die einer dezenten Verbeugung gleichkam, grinste Volker sie an.
    Und er hat leicht manische Tendenzen, dachte Ellen, behielt diese Diagnose jedoch für sich.
    »Ich weiß, dass ich den Datenschutz verletzt habe, aber hey, es war ja für einen guten Zweck. Apropos, du solltest dir angewöhnen, ein alphanumerisches Passwort zu verwenden. Ich brauchte für Sigmund keine halbe Minute. Das beleidigt jeden Hacker, der was auf sich hält.«
    Ellen seufzte. »Okay, ich werde mir das nächste Mal mehr Mühe geben, euch Hacker nicht zu enttäuschen. Hast du wenigstens etwas Brauchbares hinbekommen?«
    Mit triumphierender Miene öffnete Volker den Rucksack, der neben seinem Sessel stand, und legte ein großformatiges Foto auf die Tischplatte.
    »Voilà.«
    Ellen nahm das Bild und betrachtete es. Wie alle Phantombilder wirkte auch dieses Porträt unnatürlich, aber eine gewisse Ähnlichkeit mit der Frau ohne Namen war nicht von der Hand zu weisen. Schon allein die Beklommenheit,
die der Anblick des Gesichts bei ihr auslöste, bestätigte dies.
    »Nicht schlecht«, sagte sie und bemühte sich um einen nüchtern-sachlichen Tonfall. Sie durfte sich nicht von ihrem Mitgefühl leiten lassen; jetzt war ihre professionelle Beobachtungsgabe gefragt. »Nur war das Gesicht aufgeschwemmter, die Augen etwas größer und der Mund schmaler. Ein bisschen breitere Wangenknochen und …«
    »Moment!« Volker wühlte erneut in seinem Rucksack und brachte ein Notebook zum Vorschein. »Gebt mir zehn Minuten und eine Telefonbuchse, und ich mache das Bild passend. Du hast doch einen DSL-Zugang, Herr Doktor?«
    Nun war Volker in seinem Element. Er änderte das Bild nach Ellens Angaben, verbreiterte die Wangen der unbekannten Frau ein wenig, gab dem Gesicht mehr Fülle und variierte die Stellung der Augen. Ellen gab ihm genaue Instruktionen, wobei sie gegen das Entsetzen ankämpfen musste, das wieder von ihr Besitz ergriff, als sie die Erinnerung an die Ereignisse im Keller rekapitulierte.
    Während sie Volker das Gesicht beschrieb, versuchte sie, alles auszublenden, was um die Frau herum gewesen war – die OP-Lampe, den Stahltisch, die Gurte, den Transformator. Es zehrte an ihren letzten Kraftreserven, nicht an das zu denken, was kurz nach ihrer

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