Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
und Unvorsichtigkeit bitter bezahlen werden.
Da entdecke ich sie. Madita, der ich oben in den Bergen einen ersten scheuen Kuss auf die Wange gedrückt habe. Madita, dieses Mädchen, das von dem leuchtenden Neon der Großstadt schwärmt und mit mir Zukunftspläne schmiedet, wenn wir auf der Hochfläche in den Himmel blicken und sie den Kopf an meine Schulter lehnt. Ich will aufspringen, die Geröllhalde hinunterlaufen, sie aus der Menge wegziehen, im Haus verstecken und vor den Männern retten. Tatsächlich aber sitze ich wie versteinert auf meinem Sofa und starre aus dem Fenster. In diesem Augenblick trifft das Schicksal eine Entscheidung, die unwiderruflich und unausweichlich mit dem Tod verbunden ist.
Natürlich ist Madita dem Anführer sofort aufgefallen, trotz der eingefallenen Wangen und der ärmlichen Kleidung ist sie eine Schönheit und jeder Junge im Dorf hat sie bewundert, aber sie hat immer von einem Leben in der Stadt geträumt. Jetzt sind die Männer aus der Stadt zu ihr gekommen. Mit seiner behandschuhten Hand reißt der Anführer Maditas abgewetzte Trainingsjacke vom Hals weg auf, dann das T-Shirt, ich erinnere mich noch deutlich an den Aufdruck – Cosmic Dancer, darunter das Bild von Marc Bolan. Niemand wagt sich zu rühren, als Pullover und T-Shirt über ihre Schultern zu Boden fallen. Ihre Brüste sind jung und fest, die Brustwarzen aufgerichtet, der Wind streicht sanft über ihre Haut. Jetzt müssten unsere Männer eingreifen, sie vor den Jägern schützen, stattdessen blicken sie nur panisch zu Boden. Die kleinen Kinder beginnen zu weinen, natürlich ahnen sie unbewusst das Böse.
Der Anführer ist ein Mann mit eisigen Augen und dem Auftreten eines Paten. Er packt Madita an den Haaren, zerrt sie aus der Menge, hin zu seinem Geländewagen. Irgendwo wird eine Heckklappe geöffnet, Madita auf die Ladefläche gestoßen. Das passiert außerhalb meines Blickfeldes, aber ich kann mir denken, was passiert. Alle werden wie Tiere, wie Tiger über sie herfallen und ihren Traum von der Stadt aus ihrem Körper vögeln.
Ich habe das Gefühl, schon stundenlang aus dem Fenster zu starren, obwohl es nur 20 Minuten sind, als der Anführer wieder erscheint. Seine Hand ist um Maditas Nacken gelegt, fast könnten sie ein Liebespaar sein, aber sie ist vollkommen nackt, steht barfuß schwankend im Staub, die Beine leicht eingeknickt, so als würde sie jeden Augenblick zusammenbrechen. Wie ein gefangenes Tier, eine Trophäe hält er Madita dann von sich weg, umklammert aber noch immer mit eiserner Faust ihren Nacken.
Langsam lässt er seine eisigen Augen über Menschen und Häuser schweifen. Vor lauter Angst ducke ich mich hinter dem Fenster, doch er bemerkt mich nicht. Vorsichtig hebe ich wieder den Kopf, betrachte sein Gesicht, um es mir für ewige Zeiten ins Gedächtnis zu brennen. Der Pate zieht eine Pistole aus seiner Jacke, dreht sich zu seinen Männern um, die mit ihren Gewehren Männer, Frauen und Kinder zurück in ihre Häuser treiben, noch jetzt gellt mir die geisterhafte Stille des leeren Marktplatzes in den Ohren.
Madita hält er nach wie vor mit seiner Hand im Nacken fest, ihr Gesicht völlig ausdruckslos, kein Wimmern, kein Weinen – nur Schockzustand.
Schließlich wendet sich der Pate zu ihr, ganz langsam, als würde er aus einem Trancezustand aufwachen und erst jetzt bemerken, wer da an seiner Seite ist. Angewidert stößt er Madita weg und wie eine Gummipuppe sinkt sie zu Boden, er greift sie an den Haaren, zerrt sie wieder hoch, hält sie mit ausgestrecktem Arm weit von sich, so als würde ihm vor diesem Mädchen, dass er kurz zuvor noch gevögelt hat, plötzlich ekeln. Dann hebt mit der anderen Hand seine Pistole und schießt ihr mitten in die Stirn und ihr Hirn, das kurz zuvor noch an eine Zukunft gedacht hat,
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