Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
Dreitagesbart und seine salopp elegante Kleidung ließen eher an einen smarten Börsenmakler denken als an einen Polizisten.
„Keine Angst“, beruhigte ihn Braun. „Ist nur für meine eigene Sicherheit. Ich fühle mich einfach besser damit.“
Er schob einen Zettel über den Tisch.
„Wie komme ich am schnellsten dorthin?“
„Calle Portella? Dort gibt es nur den früheren Palast der Grafen von Ayamans aus dem 17. Jahrhundert. Wir Mallorquiner nennen ihn Ca la Gran Cristiana. Was willst du dort?“, fragte Ramon Llul, während er den Zettel studierte.
„Das ist der Wohnsitz von Igor Drakovic“, sagte Braun.
„Ich wusste gar nicht, dass der Palast noch in Privatbesitz ist! Igor Drakovic? Habe ich schon einmal gehört, unsere Antikorruptionsabteilung ermittelt gegen einige einflussreiche Personen wegen fauler Immobiliengeschäfte.“ Ramon Llul nahm einen kräftigen Schluck aus seinem Glas Mineralwasser.
„Anna Lange ist mit Alex Huber in Palma. Sie hat keine Ahnung, dass mit ihm etwas nicht stimmt“, sagte Braun und nahm einen kräftigen Schluck Bier. „Sicher sind sie im Palast von Igor Drakovic.“
„Wer ist Anna Lange?“, Ramon Llul sah ihn fragend an.
„Ihr Vater ist der Hauptverdächtige im Mordfall Bogdan Drakovic.“ Braun winkte dem Kellner und bestellte noch ein Bier. „Sie will seine Unschuld beweisen, deshalb ist sie nach Palma gekommen.“ Kurz erzählte er dann Ramon Llul von seinem Gespräch mit Anna im Polizeipräsidium.
„Das ist nicht gut, dass sie sich einmischt“, Ramon Llul runzelte die Stirn. „Ruf sie doch an und rede ihr das aus!“
„Sie ist telefonisch nicht erreichbar“, seufzte Braun und leerte die nächste Bierdose. „Deshalb muss ich auch in den Palast von Igor Drakovic. Außerdem habe ich mit seiner Tochter Tatjana noch eine Rechnung offen.“
„Ich denke, du suchst Anna Lange und Alex Huber?“ Ramon Llul schüttelte verständnislos den Kopf. „Was hat das mit dieser Tatjana zu tun?“
„Tatjana Drakovic hat mich ausgetrickst, und zwar ziemlich clever!“, erwiderte Braun heftig und zerdrückte wütend die leere Bierdose.
Dann erzählte er Ramon Llul in wenigen Worten von seinem Treffen mit Tatjana Drakovic, der gemeinsamen Nacht, seinem Blackout, ihrem Alibi und seiner Beurlaubung.
„Die Frau hat dir den Kopf verdreht, Tony.“ Ramon Llul lächelte mit blendend weißen Zähnen. „Ich rate dir, gründe wieder eine Familie, dann hast du diese Probleme nicht.“
Er lehnte sich zurück und schaute Braun mitfühlend an, ehe er fortfuhr:
„Jetzt aber ernsthaft, ihr Motiv ist doch ganz klar: Sie wollte dich aus den Ermittlungen entfernen. Du bist befangen. Dann lässt sie ihre Beziehungen spielen und aktiviert ihre Kontakte im Ministerium. Und schon ist der ganze Fall auf einer höheren Ebene, wo nichts mehr hinterfragt wird.“ Freundschaftlich klopfte Ramon Llul ihm auf die Schulter. „Es ist wie bei uns, wenn das Innenministerium einen Fall übernimmt, senkt sich ein Nebel des Schweigens und Vertuschens über jeden Fall! Da geht es dann um Seilschaften, Beziehungen, Abhängigkeiten bis in die höchsten Kreise – mir wird speiübel, wenn ich nur daran denke. Aber so ist das Leben, wir ermitteln und sie vertuschen!“
„Da könntest du Recht haben.“ Mürrisch trank Braun sein Bier aus. „Aber was soll’s, ich bin hier, weil Anna Lange in Gefahr ist.“
Er verfiel in ein düsteres Schweigen und spürte, wie ihm langsam das Bier in den Kopf stieg und seine Gedanken wattig und unscharf wurden.
„Ruhe dich aus, Tony“, sagte Ramon Llul, dem seine Lethargie aufgefallen war, „du siehst ziemlich mitgenommen aus! Die Pension, die ich dir empfohlen habe, liegt nur drei Straßen weiter. Ich rufe dich später an, dann kommst du am Abend zu Francisca und mir zum Essen.
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