Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
International und beendeten das geschäftliche Prozedere mit einem Abschlussdrink. Igor Drakovic hatte sein weißes Leinensakko nachlässig über die Stuhllehne gelegt, saß direkt im grellen Sonnenlicht, ohne dass sich ein einziger Schweißtropfen auf seiner Stirn bildete. Wie macht er das bloß, dachte Anna, die in ihrer engen Kleidung beinahe zerfloss. Sie schwamm auf einer Welle der Euphorie und malte sich ihre Zukunft bereits in den rosigsten Farben aus. Doch plötzlich tauchte das Bild ihres Vaters im Gefängnis auf und das Glücksgefühl begann zu schwinden. Als hätte er ihre Gedanken erraten, nahm Igor Drakovic die Sonnenbrille ab, machte ein betrübtes Gesicht und sah ihr in die Augen.
„Sie müssen mich für gefühlskalt halten, liebe Frau Lange!“ sagte er leise, ohne den Blick von ihr abzuwenden.
„Mein Sohn wurde ermordet und ich diskutiere hier mit Ihnen über unsere PR-Kampagne.“ Er lehnte sich zurück und spielte versonnen mit den Bügeln seiner Brille. „Aber das Leben muss weitergehen. Das ist auch in Bogdans Sinn. Er hätte das so gewollt.“ Er zog ein blütenweißes Taschentuch aus seinem Sakko hervor, wischte sich schnell über die Augen und redete weiter: „Wir sind das unseren Investoren und vor allem unseren Kunden schuldig!“
Anna nutzte die plötzliche Wendung des Gesprächs und fragte spontan: „Sie wissen sicher, dass mein Vater als Tatverdächtiger in Untersuchungshaft ist! Er ist unschuldig“, platzte es aus ihr heraus.
„Machen Sie sich keine Sorgen um Ihren Vater, meine Liebe“, beruhigte sie Igor Drakovic und verzog seinen Mund zu einem jungenhaften Lächeln.
„Glauben Sie mir, Ihr Vater ist bald wieder ein freier Mann. Wir haben die Angelegenheit unter Kontrolle.“
„Wie meinen Sie das?“, fragte sie.
Zum ersten Mal zeigten sich kleine Schweißperlen auf der hohen Stirn von Igor Drakovic und seine Miene veränderte sich schlagartig. Seine Augenbrauen standen steil in die Höhe und verliehen ihm ein dämonisches Aussehen, die Augen strahlten eisig. Doch seine Antwort war bewusst ausweichend.
„Wie ich schon sagte, wir haben alles unter Kontrolle. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Marketingstrategie.“
Igor Drakovic drehte sich zur Seite und nickte mit dem Kopf. Sofort erschien ein Kellner mit einem silbernen Tablett, reichte ihm ein Blatt Papier, das er abzeichnete, ohne einen Blick darauf zu werfen. Dann schnellte er geschmeidig aus seinem Sessel, umfasste Annas Handgelenk mit beiden Händen und war wieder der enthusiastische Geschäftsmann, der alle mitreißt.
„Sie erinnern mich an meine Tochter, Frau Lange. Genauso schön und intelligent“, sagte Drakovic schmeichelnd. Doch dieser Vergleich war das Letzte, was Anna wollte. Aber sie ließ sich nichts anmerken.
„Es tut mir leid, Ihre angenehme Gesellschaft verlassen zu müssen. Sie wissen, die Geschäfte.“ Im Weggehen drehte Igor Drakovic sich noch einmal zu ihr um, so als wäre ihm spontan noch eine Idee in den Sinn gekommen.
„Kommen Sie doch morgen zu dem großen Geburtstagsfest meiner Schwester! Schöne Frauen sind immer willkommen!“
Drakovic zwinkerte ihr verschwörerisch zu und entfernte sich mit eiligen Schritten. Auf dem Weg zu seinem Wagen klopfte er dem einen oder anderen Gast noch gönnerhaft auf die Schulter und fuhr mit seinem königsblauen Bentley Continental winkend wie ein Monarch durch die schmale Gasse zur Schnellstraße Richtung Palma.
26. Palma: Der zehnte Tag
Der Flughafen von Palma de Mallorca war in der Hauptreisezeit einer der meistfrequentierten Airports von Europa. Bis zu 70.000 Personen kamen an oder verließen die Insel täglich. Der Großteil von ihnen waren Touristen. Einer davon
Weitere Kostenlose Bücher