Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
EU-Politiker – recherchieren“, stand da, hatte Lola über EU-Politiker gesprochen? Sie war sich nicht sicher, absolut nicht sicher.
Plötzlich wurde die Luft schwerer und immer undurchsichtiger, das konnte nicht an dem Zigarettenqualm liegen, da war sich Kim sicher, sondern es lag an der anschwellenden, überwichtigen Hektik, die den Hafenstern immer stärker aufblähte, zu einem raumgreifenden Rauschen wurde, das Kim an die Wand drückte. Dieses Summen und Vibrieren von tausenden wichtigen und unwichtigen Gedanken und Ideen, die aus den Köpfen der Gäste in die Atmosphäre entwichen und diese vergifteten und sich in der Kneipe aufbliesen wie ein entfesselter Lärmballon drückte Kim rücksichtslos gegen die Wand. So wie sie oft in der Redaktion an die Wand gedrückt wurde, wenn sie in der Kantine mit einem Tablett in der Hand in einer Reihe mit den anderen stand und alle gleichzeitig redeten und dachten und schoben und zerrten und Kim sich ausgeschlossen fühlte und nur hoffte, durch übertriebenes Lachen dem weißen Rauschen zu entkommen. Doch das Ausgeschlossensein und das weiße Rauschen waren da so wie jetzt und blieben für immer.
Draußen bremste ein schrottreifer Range Rover direkt vor dem Lokal und die Scheibe auf der Fahrerseite wurde heruntergelassen. Ein Mann beugte sich aus dem Wagen, kniff die Augen zusammen und sah suchend in das Lokal. Im Licht, das aus den Fenstern der Hafenstern-Kneipe nach draußen auf die Straße drang, war sein Gesicht wegen des starken Nebels nur undeutlich zu erkennen. Nach einiger Zeit gab er Gas und der Wagen verschwand in der grauen Nebelwand. Abwesend starrte Kim noch lange nach draußen und versuchte das längst verschwundene Gesicht mit einem Namen zu verbinden. Der Fahrer erinnerte Kim irgendwie an den Polizisten Tony Braun und trotz ihres bedenklichen Alkoholpegels und des Brummtons im Ohr wählte sie nach dem nächsten Glas Prosecco seine Nummer.
18. Die Könige von Bratislava sind wir
Mit einem zufriedenen Grinsen klappte Sherban seinen Laptop zu. Er hatte die Mail abgeschickt und sie mit einem Code versehen, dass sie nicht so einfach zurückzuverfolgen war. Jetzt nahm alles seinen Lauf und schon bald würde er reich sein. Er hatte alles dokumentiert, fotografiert und sehr darauf geachtet, dass man die Gesichter klar erkennen konnte. Das war sein Kapital, seine Lebensversicherung.
Er zündete sich eine Zigarette an und starrte den Rauchkringeln nach, die sich an der Decke verflüchtigten. „Madonna Models“ gehörte bald der Vergangenheit an, dann würde er in Paris arbeiten, würde sich nicht mehr mit drittklassigen Models abgeben müssen, sondern wäre ein wirklicher Modelagent. Wäre wieder reich, könnte die Vergangenheit vergessen, das Gefängnis vergessen, vor allem aber die Erinnerung ausradieren und die bösen Träume: Das endlose Nachhallen der Schreie nachts in den Zellen, das ihn immer noch verfolgte, ihn immer noch hochschrecken ließ, wenn er davon träumte, wie seine Tattoos entstanden waren. Wie er Nacht für Nacht die Hände seiner Mithäftlinge spürte, die ihn auf den Boden drückten, während grobe Federn und Messer seine Haut ritzten. Wie sein Körper glühte unter dem Schmerz, einem Schmerz, der die anderen Häftlinge noch mehr anspornte und die Wärter noch gleichgültiger werden ließ, da sie ihn ja doch nur für eine Schwuchtel hielten. Nacht für Nacht war er in der Zelle seiner Erinnerung, wurde eingeschlossen, war hilflos gegen diese Gedanken, da halfen weder Drogen noch Wodka, irgendwann, zwischen Mitternacht und Morgen, kam der Zeitpunkt, an dem seine Gedanken in die zwei mal zwei Meter große Zelle zurückwanderten und er wimmernd
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