Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
auf dem feuchten Boden saß, über und über mit blutigen Tattoos verunstaltet, und nach oben zu den winzigen vergitterten Fenstern blickte, wie ein heulender Wolf. Nacht für Nacht und Tag für Tag sah er nach oben zu diesen Fernstern, die ihm nur einen kleinen Streifen blauen Himmels zeigten, gerade so viel, dass er wusste, dass draußen Freiheit und Licht existierten, Alltäglichkeiten, die für ihn längst ihre Bedeutung verloren hatten.
Doch bevor er komplett verrückt wurde, hatte sich oben außerhalb der Gitterstäbe auf der Brüstung ein Taubenpärchen eingenistet, deren Gurren die einzige Abwechslung war, die Sherban in der häufigen Isolationshaft hatte, und deren Bedeutung er in flammende Liebesgedichte übersetzte. Und immer, wenn eine der Tauben sich aufplusternd schüttelte und eine abgeworfene Feder nach unten flatterte und mit einem sanften Schwung auf dem rissigen Betonboden der Zelle landete, heftete er sie in seine blutende Haut und bildete sich ein, seinen Körper über und über mit diesen Federn zu bedecken, um abzuheben und davonzufliegen in die Freiheit, ohne wie Ikarus in der Sonne zu verglühen.
„Die Mädchen fürchten sich vor dem Österreicher!“ Die Stimme des Russen riss Sherban aus seinen Gedanken, mit mikroskopischer Klarheit wurde ihm plötzlich die Ärmlichkeit des Zimmers bewusst, die Möbel, die Design bloß vortäuschten, in Wahrheit aber billigste Kopien waren, genauso wie die Mädchen, die er als Models verkaufte, obwohl sie nichts weiter waren als kleine, billige Huren. Doch daran wollte er nicht denken. Langsam und bewusst cool wandte er sich an Danilowitsch, den Chef vom Sub Club, der ihm die Frage gestellt hatte.
„Alles nur Gerüchte! Lass sie einfach reden!“ Provokant langsam setzte er die verspiegelte Sonnenbrille auf und verwünschte den Tag, an dem dieser russische Ex-Polizist in Bratislava aufgetaucht war. Trotzdem war die „so genannte“ Geschäftsbeziehung ein Gewinn für Sherban, denn seine Modelagentur brauchte die Auslastung und Danilowitsch die hübschen Mädchen, die seinen Club bis weit über die Grenzen hinaus bekannt machten. Es war eine wechselseitige Abhängigkeit, das wussten beide und jeder hätte seinen Geschäftspartner ohne mit der Wimper zu zucken kaltgemacht, aber im Moment brauchten sie einander noch wie ein psychopathisches Pärchen.
„Ich habe die Mädchen auf Tournee geschickt, sie haben Jobs überall in Europa, sie sind Models und gut gebucht.“ Sherban strich sich mit beiden Händen über seinen rasierten Schädel. „In zwei Wochen sind sie wieder zurück, dann können sich alle wieder beruhigen.“
„Wie du meinst.“ Danilowitsch zuckte mit den Schultern. „Wenn du mit mir im Geschäft bleiben willst, dann musst du dich von dem Österreicher trennen! Du weißt ja, in Moskau interessiert man sich für dich!“
Danilowitsch angelte sich einen Stuhl und setzte sich rittlings darauf, die Arme auf die Stuhllehne gestützt. Mit ausdruckslosen, kalten Augen starrte er Sherban ins Gesicht. „Der Österreicher ist schlecht für das Business. Über kurz oder lang wird die Polizei Fragen stellen. Damit will ich aber nichts zu tun haben und du doch sicher auch nichts!“
Sherban erhob sich rasch, schnappte den Laptop von seinem Schreibtisch und presste ihn unter den Arm.
„Ich werde die Geschäftsbeziehung zu dem Österreicher kündigen. Du kannst dich auf mich verlassen.“
„Da bin ich mir nicht mehr so sicher! Du arbeitest viel zu eng mit den Österreichern zusammen. Mädchen verschwinden und im Club denkt man, ich hätte etwas damit zu tun!“
„Du musst keine Angst haben. Ich habe alles unter Kontrolle, so wie immer.“
Er lächelte Danilowitsch aufmunternd zu und
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