Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
früher doch so ein brillanter Stratege gewesen war. Während er so nachdachte, war der Aufzug endlich da und er schob das Kofferungetüm hinein, andere Reisende, die zu ihren Bahnsteigen wollten, zwängten sich dazu und jetzt bemerkte er auch wieder die scheelen Blicke und das leise Getuschel hinter seinem Rücken, wenn die Leute zufällig einen Blick auf die Schultern seines Mantels warfen, der über und über mit Vogelscheiße beschmiert war, ein Actionpaintingmuster hatte und nach echter Scheiße stank. Wenn die dicht an dicht stehenden Reisenden diese Sauerei entdeckten, hatte sich der Gestank bereits in ihren Köpfen eingenistet.
Natürlich war er jetzt aufgefallen, aber aus Erfahrung wusste er, dass Zeugen sich niemals erinnern können, er konnte das bei seinem eigenen Prozess feststellen, nicht einmal die „Ritter der Tafelrunde“ konnten sich an die Geschäftspartner seiner Finanztransaktionen erinnern, obwohl sie sich alle Seite an Seite durch die teuersten Haubenlokale der Stadt gefressen hatten.
Endlich unten angekommen, die ungläubigen und angeekelten Blicke der graugesichtigen Frühaufsteher ignorierend, bahnte er sich seinen Weg durch das frühmorgendliche Gewirr von Koffern, Taschen und Leibern der Reisenden, die alle den Blick starr nach vorne gerichtet hatten, wie die New Yorker in der U-Bahn, aber die New Yorker U-Bahn würde er wohl nie wieder sehen, denn in Amerika wartete der Staatsanwalt auf ihn. Wie geplant stellte er den Koffer mehr oder weniger genau in die Mitte der Halle und fuhr diesmal mit der Rolltreppe wieder nach oben, denn von dort hatte er den optimalen Blick auf den Koffer.
Gerade als er sich an die Balustrade lehnen wollte, um den Koffer besser im Auge zu behalten, hörte er eine wütende Stimme hinter sich, die ihm bekannt vorkam. Als er sich langsam umdrehte, sah er zwei Personen durch die hintere Glastür in die Halle stürmen, draußen rotierte ein Blaulicht auf einem schrottreifen Range Rover, der halb auf dem Gehsteig parkte, und das bedeutete Gefahr!
Doch die beiden Personen kümmerten sich weder um ihn noch um den Koffer, sondern gestikulierten wild mit den Händen und warfen sich mit hochroten Gesichtern und wutverzerrten Mienen Schimpfwörter an den Kopf. Einer der beiden war wohl Mitte vierzig mit schwarzen, längeren Haaren, der trotz der Kälte nur ein T-Shirt unter seinem Anzug trug, der andere war wesentlich jünger, eigentlich noch ein großer, schlaksiger Junge, der die Haare auf einer Seite abrasiert hatte. Dieser Junge kam ihm bekannt vor und wenn er richtig tippte, dann wollte er ihm hier auf gar keinen Fall begegnen. Vorsichtig steuerte er auf einen entfernt liegenden Seiteneingang zu, hörte irgendwie halb verschluckt durch den allgemeinen Lärm, Durchsagen und Klingeltöne jemanden „Warte! Bist du das?“ rufen, doch da war er schon blitzschnell draußen und hatte sich unter die Fahrgäste gemischt, die auf die Busse warteten, die sie in die Stadt und den Hafen bringen würden.
Das war knapp!, dachte er, als er im Nebel an der Donaulände entlangspazierte und Hunde verscheuchte, die von seinem Gestank magisch angezogen wurden und ihm hinterherschnüffelten. Trotzdem fand er es schade, dass er seinen Beobachtungsposten im Bahnhof hatte aufgeben müssen und natürlich jetzt nicht mehr mitbekam, was rund um diesen unheimlichen Koffer passierte.
*
„Du siehst aus wie ein Irrer!“, brüllte Braun und krachte mit dem Range Rover über die Bordsteinkante, um den Wagen zu parken. Er knallte das Blaulicht auf das Dach und lief seinem Sohn hinterher, der auf die Eingangstür des Hauptbahnhofs zurannte.
„Lass mich einfach in Ruhe!“, schrie ihn Jimmy an, als Braun ihn wütend am Arm
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