Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
durcheinandergebracht, aber schließlich war Wagner der Polizeipräsident und der bestimmte, welches Timing das richtige war. Im Schneckentempo fuhren sie über eine Brücke und knapp 100 Meter entfernt schälte sich die schwarze Halle aus dem Nebel. Man hätte aus dieser Richtung direkt durch die Wand ins Innere der mit schwarzer Teerpappe verkleideten Halle fahren können, so plötzlich stand sie jetzt vor ihnen. Aber Klein war wie immer korrekt und nach einigen umständlichen Wendemanövern fuhren sie auf die schmutzigen Glastüren des Foyers zu, die noch immer mit zwei Jahre alten, zerfetzten Postern zugeklebt waren, und Klein bremste den Mercedes ab.
„Wir fahren direkt in die Halle, Klein!“, entschied Wagner, lehnte sich im Fond zurück und überlegte, ob er sich einen Whiskey aus der Bar im Fond genehmigen sollte, entschied sich aber dagegen, er musste seine Vorbildfunktion erfüllen.
Da waren sie ja, seine unerbittlichen Kämpfer, die ihn auf seinem Kreuzzug gegen das Böse dieser Stadt unterstützten, die ihm den Rücken freihielten und die Stadt von dem menschlichen Schmutz befreiten, der täglich aus dem Untergrund nach oben quoll und nur darauf wartete, die Krieger des Lichts mit Dreck zu bewerfen. Immer heftiger explodierten die Gedanken in seinem Kopf und wie in einem Rausch fantasierte sich Wagner sein Idealbild einer Polizeitruppe zusammen, sah sich bereits in Wien als Innenminister sitzen, ausgestattet mit immenser Macht.
Überrascht starrten die Beamten der Mordkommission jetzt den schwarzen, regenglänzenden Mercedes an, der in die Halle schnurrte. Wagner konnte die Wucht förmlich greifen, die dieser Auftritt verströmte, und als einer von diesen übereifrigen Polizeischülern auf den Wagen zustürmte und die hintere Tür aufriss, da fühlte sich Wagner am Zenit seiner Macht.
Schnell hatte er sich einen Überblick verschafft, vorne die Klapptische und vor der Bühne die unterschiedlich großen, bunt zusammengewürfelten Pinnwände und dort hinten stand auch der Chef der Mordkommission, Braun, und Wagner wusste nicht, ob er seinen jähzornigen Chefinspektor für seinen bedingungslosen, aber im Grunde aussichtslosen Kampf gegen das Verbrechen bemitleiden oder bewundern sollte.
„Hallo Chef! Es gibt Neuigkeiten“, begrüßte ihn Braun, eilte auf ihn zu, sichtlich übermüdet, mit Schatten unter den Augen, einem nicht mehr ganz sauberen T-Shirt unter dem obligatorischen schwarzen Anzug. Wagner hörte Brauns Ausführungen nur mit halbem Ohr zu, hörte zu seinem Schrecken etwas über weitere Opfer, wusste, dass seine Karriere auf dem Spiel stand, wenn noch weitere Tote gefunden würden und es nicht gelang, den Mörder zu fassen.
Hilfesuchend drehte er sich im Kreis, seine Euphorie war schlagartig verflogen und die Depression grinste erneut höhnisch aus dem schwarzen Loch zu ihm empor. Klein, sein Fahrer, hielt sich wie immer im Hintergrund und lehnte mit verschränkten Armen am Kühler des Mercedes, hatte aber ein sauberes Handtuch auf den noch feuchten Lack gelegt, um seine Hose nicht nass zu machen, und blickte gleichgültig durch seine randlose Brille auf die Pinnwände.
Brauns Ausführungen machten Wagner wütend, schließlich musste er den Kopf hinhalten, wenn etwas schiefging, aber so weit würde es nicht kommen, denn auf Braun war Verlass, der Täter war sicherlich ein Verrückter und Braun würde ihn zur Strecke bringen. Wagner schwirrte der Kopf, der eigenhändig gemixte Tablettencocktail war wohl doch ein wenig danebengeraten, aber das machte nichts, er brauchte nur den Bericht für den Bürgermeister und dann hatte die Mordkommission eine Woche Zeit, den Mörder zu fassen, auf keinen Fall länger, er
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