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Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)

Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)

Titel: Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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im un­güns­tigs­ten Fall bald nicht mehr be­we­gen kön­nen und später ein­fach auf­hören zu at­men.“
    „Was ist mit ei­ner Ope­ra­ti­on?“, frag­te Kim mit zitt­ri­ger Stim­me und ver­mied es, auf die Rönt­gen­bil­der zu blicken, die der Arzt jetzt ein­ge­hend be­trach­te­te.
    „Das ist bei die­sem Tu­mor äu­ßerst ris­kant.“ Der Neu­ro­lo­ge schüt­tel­te den Kopf und er­klär­te Kim lang­at­mig und un­ver­ständ­lich, warum eine Ope­ra­ti­on mit großen Ge­fah­ren ver­bun­den wäre. Doch Kim hör­te nicht mehr zu, son­dern stell­te sich in ab­surd grel­len Far­ben einen hei­ßen Som­mer­tag am Meer vor. Warum war sie nur in die­ser be­schis­se­nen Ne­bel­stadt ge­blie­ben?
    „Neh­men Sie Ihre Me­di­ka­men­te auch re­gel­mäßig?“, riss sie der Neu­ro­lo­ge aus ih­ren Ge­dan­ken.
    „Ja, na­tür­lich neh­me ich die Me­di­ka­men­te. Aber ich will nicht, dass man Fra­gen stellt und mich be­mit­lei­det, wenn man das Mit­tel sieht.“ Sie fass­te in die Un­tie­fen ih­rer großen Ta­sche und fisch­te einen klei­nen grü­nen Jä­ger­meis­ter her­vor. „Abends fül­le ich das Mit­tel im­mer hier rein.“ Sie schüt­tel­te das Fläsch­chen vor sei­nen Au­gen hin und her, schraub­te es auf, schnapp­te es wie ein Hund mit den Zäh­nen, leg­te den Kopf in den Nacken, streck­te die Arme waag­recht zur Sei­te und trank es in ei­nem Zug leer.
    „Die ech­ten Jä­ger­meis­ter­trin­ker brau­chen kei­ne Arme. Ab und ex.“ Sie grins­te breit, ob­wohl ihr über­haupt nicht zum La­chen zu­mu­te war und ihre grün ge­spren­kel­ten Au­gen wur­den wie­der nass, als sie in das erns­te Ge­sicht des Arz­tes sah.
    „Sie sind eine ei­gen­ar­ti­ge Frau. Sie möch­ten lie­ber für eine Al­ko­ho­li­ke­rin ge­hal­ten wer­den, be­vor Sie je­mand we­gen Ih­rer Krank­heit be­mit­lei­det.“ Der Neu­ro­lo­ge schüt­tel­te ir­ri­tiert den Kopf.
    „Das ist eben mei­ne Art, mit die­sem Tu­mor fer­tig zu wer­den.“ Trot­zig ließ Kim die lee­re Jä­ger­meis­ter-Fla­sche wie­der in ih­rer Ta­sche ver­schwin­den. „Üb­ri­gens, ich habe den Tu­mor Sam­sa ge­tauft, nach ei­ner Erzäh­lung von Kaf­ka.“
    „Das ist doch die Kä­fer­ge­schich­te?“
    Kim nick­te und der Neu­ro­lo­ge at­me­te tief durch. Kim wuss­te, was jetzt kom­men wür­de.
    „Wol­len Sie noch im­mer kei­ne Che­mo­the­ra­pie? Das wür­de das Wachs­tum wahr­schein­lich brem­sen. Ver­su­chen Sie doch eine Ein­heit“, sag­te der Neu­ro­lo­ge zö­gernd, denn auch er kann­te schon die Ant­wort.
    „Nein! Das brau­chen wir nicht schon wie­der durch­zu­kau­en! Mei­ne Haa­re sind das Ein­zi­ge, was bei mir noch in­takt ist. Ich will nicht als Ali­en oder mit Pe­rücke durch die Welt geis­tern.“ Sie schüt­tel­te ihre dich­te, dun­kel­blon­de Mäh­ne, schnapp­te ihre Ta­sche und ver­ließ das Sprech­zim­mer.
    Als die Tür der Or­di­na­ti­on hin­ter ihr ins Schloss fiel, konn­te Kim die Trä­nen nicht län­ger zu­rück­hal­ten.
    Die­ser ver­damm­te Tu­mor!
    Schluch­zend ließ sie sich auf die Trep­pen­stu­fen sin­ken, wur­de im­mer wie­der von ei­nem Heul­krampf ge­schüt­telt. Wie zum Hohn hör­te sie aus ei­nem der obe­ren Stock­wer­ke einen Song aus dem Ra­dio. „Ich lie­be die­ses Le­ben“, träl­ler­te die Sän­ge­rin, dann klin­gel­te Kims Han­dy, aber sie igno­rier­te den An­ruf.
    Viel­leicht soll­te sie sich doch in die Ar­beit stür­zen, noch et­was Blei­ben­des hin­ter­las­sen, da­mit man sich an sie er­in­ner­te, da­mit sie nicht ein­fach von die­sem Pla­ne­ten ver­schwand, ohne eine Spur und sei sie auch noch so ge­ring. Jetzt wur­de ihr mit ei­nem Mal klar, dass sie nie­man­den hat­te, der um sie trau­ern wür­de. Ihre El­tern wa­ren längst ge­stor­ben und mit den we­ni­gen Ver­wand­ten, die über ganz Eu­ro­pa ver­streut wa­ren, hat­te sie so gut wie nie Kon­takt. Ja, es sah ganz so aus, als wür­de Kim nach ih­rem Tod ver­ges­sen wer­den.
    Eine gan­ze Wei­le blieb Kim noch auf der Trep­pe sit­zen, stützte das Kinn auf ihre Knie, ver­such­te den lang­sam wie­der ein­set­zen­den Kopf­schmerz und das wei­ße Rau­schen zu igno­rie­ren, doch als das Stör­bild in ih­rem Ge­sichts­feld auf­tauch­te,

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