Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
Schallplatten aus dem Regal, legte sie in derselben Reihenfolge auf den Boden, um nichts durcheinanderzubringen. Dann öffnete er den Safe dahinter, holte die Pistole, eine Beretta 92, heraus, griff nach der Schachtel mit den Patronen und ließ das Magazin aus dem Griff gleiten. In der Schachtel waren zwar nur fünf Patronen, aber immerhin. Er stellte sie in einer Linie auf dem Boden auf. Manchmal zahlte es sich eben aus, wenn man einen Polizisten zum Vater hat. Zum Beispiel was Waffen angeht, Jimmy konnte daher die Beretta 92 problemlos laden. Jetzt war die Waffe scharf.
Gerade als er die Waffe wieder sichern wollte, hörte er draußen auf dem Flur ein Geräusch, das überhaupt nicht in die Wohnung passte und wie leise Schritte klang. Jimmy zögerte einen Augenblick, seine Handflächen waren mit einem Mal schweißnass, dann gab er sich einen Ruck und rannte mit der entsicherten Pistole aus dem Zimmer. Doch im Flur war nichts, nur ein kalter Luftzug, der von der offenen Eingangstür zu ihm herüberwehte.
37. Siebenundvierzig Tauben und fünf Patronen
Die Beretta 92 war eine halb automatische Selbstladepistole, mit einer Sicherung in Form eines Hebels am Griffstück. In dem doppelreihigen Magazin hatten fünfzehn Schuss Platz, doch auch die fünf Patronen mussten reichen.
Jimmys Zeigefinger spielte mit dem Abzugshahn und sein Daumen strich über den Sicherungshebel. Jetzt fühlte er sich irgendwie unverwundbar und hatte vor nichts und niemandem Angst. Unauffällig sah er sich in dem Gelenkbus um, der im Schneckentempo Richtung Hafen unterwegs war. Draußen war es inzwischen fast so dunkel wie um Mitternacht und die Scheinwerfer des Gelenkbusses fraßen sich durch den immer dichter fallenden Schneeregen, der die schwarze Welt in winzige Streifen zerfräste.
Als der Bus endlich die Station erreicht hatte und Jimmy ausgestiegen war, raubten ihm Kälte, schneidender Wind und der nadelstichscharfe Schneeregen den Atem. Er schob die Kapuze seines Hoodys unter die Strickhaube, hängte sich den Rucksack über die Schulter und stapfte los. Die Beretta in seiner Tasche fühlte sich kalt an und je länger er unterwegs war, desto kälter wurde das Metall und manchmal glaubte er, seine Finger würden daran kleben bleiben. Endlich hatte er das Logistik-Center erreicht und schlurfte rund um das lang gestreckte Gebäude herum, bis er den vermüllten Parkplatz an der rückwärtigen Seite erreichte, mit der Feuerleiter, die halb nach oben geklappt im eisigen Wind klapperte.
Mit einem Stock schob er die Leiter nach unten und kletterte hinauf, auf halber Höhe hörte er trotz des pfeifenden Windes das halb laute Geschimpfe von Phil, das in unverständlichen Brocken zu ihm herunterwehte.
„Hallo Phil“, sagte er schüchtern, denn Phil hatte ihm den Rücken zugekehrt und brabbelte wirres Zeug zu einer Taube, die auf seiner ausgestreckten Handfläche saß. Die Taube neigte den Kopf und bewegte manchmal ganz leicht die Flügel, so als würde sie verstehen, was Phil so daherredete. Deshalb mochte er den alten Mann auch so gerne. Phil war ein Taubenflüsterer, jemand, der wusste, wie diese Vögel ticken, und der sie mit dem richtigen Verständnis zu Höchstleistungen motivieren und dressieren konnte.
„Hallo Phil!“, rief Jimmy nun, damit Phil ihn trotz des heulenden Windes hören konnte.
„Hallo, mein Junge! Schön dich zu sehen! Jetzt haben wir erst Anfang November und schon so ein Sauwetter.“ Phil schüttelte seinen riesigen roten Schädel wie eine Comicfigur. „Wie wird das erst zu Wei – Wei – Weihnachten!“, sang er übertrieben lebhaft und machte dabei den Ententanz, doch seine roten Triefaugen erzählten eine andere Geschichte. Diese
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