Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
wurde und an dessen Ende noch Hautfetzen hingen. In dem roten Band steckten zwei Federn und Braun wusste, dass es sich um Taubenfedern handelte, ohne dass er sie näher betrachtet hätte. Ein Schauder durchlief ihn und am liebsten hätte er laut aufgeschrien, doch als er Kim so entspannt schlafen sah, hielt er sich zurück.
Stattdessen ging er zu Jimmy, der mit dem Kopfhörer auf seinem Bett saß und zum Beat irgendeiner Musik wippte.
„Ich muss mit dir reden!“, schrie Braun.
„Was gibt’s denn?“ Verwundert nahm Jimmy die Kopfhörer ab.
„Warst du gestern die ganze Zeit in der Wohnung?“ Braun setzte sich neben seinen Sohn auf das Bett. „Denk genau nach!“
„Natürlich. Bin dann am späten Nachmittag zu einem Freund. Habe ich dir ja gesagt!“ Jimmy wurde rot im Gesicht, doch Braun nahm keine Notiz davon, sondern fragte weiter, versuchte seiner Stimme einen möglichst beiläufigen Tonfall zu geben, um seinen Sohn nicht zu beunruhigen.
„Ist dir etwas aufgefallen, als du nach Hause gekommen bist?“
„Nein, eigentlich nicht.“ Jimmy dachte angestrengt nach und kratzte sich auf der rasierten Seite seines Kopfes. „Doch, warte, Tony. Es hing so ein merkwürdiger Geruch in der Luft, war irgendwie unheimlich.“ Jimmy drehte den Kopf zur Seite und sah Braun an. „Warum fragst du?“
„Ach, nichts weiter, mein Junge, nichts weiter. War nur so eine Idee, die mir durch den Kopf ging.“
Braun stand auf. „Du musst heute alleine in die Schule. Das macht dir doch nichts aus?“
„Ja, ja, ich weiß, dein Gast.“
Braun ging zurück in die Küche, griff zum Handy, um die Spurensicherung zu alarmieren. Dieser Psychopath war jetzt ziemlich heftig in sein Leben eingebrochen und bei diesem Gedanken schüttelte es ihn.
*
Tony Braun fluchte, als er mit schmerzenden Gliedern durch den Eisregen in die Stadt fuhr. Jetzt hätte er den Fahrer Klein brauchen können. Braun quälte sich durch den morgendlichen Verkehr zur Staatsanwaltschaft, um gemeinsam mit Ritter den Film von der DVD anzusehen. Trotz aller Versuche war es der EDV-Abteilung nicht gelungen, das zweite File zu reparieren und Braun hatte es daher gleich in der Früh zu seinem alten Bekannten Richard Marx, einem Art-Director und Profi-Hacker, geschickt. Aber er machte sich keine großen Hoffnungen.
Er dachte an das entsetzte Gesicht von Kim Klinger, als er ihr von dem „Geschenk“ erzählte, das der Psychopath in seiner Wohnung hinterlassen hatte. Hätte er auch nicht verschweigen können, denn Minuten später hatte die Spurensicherung geklingelt und die Männer und Frauen waren in ihren weißen Schutzanzügen wie Außerirdische bei ihm eingefallen und hatten seine Wohnung auf den Kopf gestellt. Natürlich hatte er ihr auch von den verschiedenen Mails erzählt, die er bekommen hatte, die Fotos aber nur andeutungsweise erwähnt. Im Grunde war ja Kims Artikel der Auslöser gewesen, aber er brachte es nicht übers Herz, ihr das zu sagen.
„Sind das tote Mädchen, Braun?“ Oberstaatsanwalt Ritter strich sich nervös über das Revers seines grauen dreiteiligen Anzugs. Jetzt saßen sie am Besprechungstisch in Ritters komfortablem Büro mit Blick auf das Linzer Schloss und die träge dahinfließende Donau.
Immer wieder ließ Braun die Videosequenz auf seinem Laptop durchlaufen, wortlos betrachteten er und Ritter den grob aus dem Felsen geschlagenen Tresen, vor dem zwei nackte Mädchen leblos und seltsam verdreht auf dem Steinboden lagen. Ihre Gesichter waren mit Plastikfolien überzogen und deswegen nicht zu erkennen.
„Schwer zu sagen, ob sie noch leben oder schon tot sind“, seufzte Braun und hielt den Film an, gerade als der Rücken eines Mannes im Bild auftauchte.
„Leider können wir den Mann nicht identifizieren, das Video wurde wahrscheinlich geheim mit
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