Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
Eisregen und den peitschenden Wind zu geleiten.
„Please, take the umbrella! It’s a present!“, sagte das Mädchen und hielt Kim einen riesigen Schirm entgegen, verschwand dann wieder hinter den spiegelnden Glastüren im Inneren der Villa.
Wieder in der Redaktion, überflog Kim mit klopfendem Herzen das Gutachten, schielte immer in Richtung Glaskasten, wo ihr Chefredakteur Bauer gemütlich in seinem Ledersessel lehnte und anscheinend noch keinen Beschwerdeanruf von Falk Weber erhalten hatte. Sie scannte dann das Gutachten und schickte auch eine Kopie an Tony Braun, gemeinsam mit den Fotos des Mädchens und einem kurzen Hinweis auf die merkwürdige Spiegeltür im Lift. Als sie das erledigt hatte, atmete sie tief durch, überlegte noch kurz, griff dann zum Hörer und ließ sich mit der Klinik verbinden, in der Goldmann seine Praxis hatte. Nachdem sie mehrmals weiterverbunden worden war, hatte sie ihn endlich in der Leitung und war überrascht vom positiven Klang seiner Stimme.
*
Die Lifttüren hatten sich geschlossen, bevor der Security-Mann den Aufzug erreichen konnte. Marusha sackte zusammen und starrte mit ihrem unverletzten Auge panisch auf die Liftanzeige, die langsam wieder nach unten wanderte, wie der Countdown zu ihrem Verderben. Im zweiten Untergeschoss öffneten sich die Türen mit einem leisen Zischen und sie wartete mit angehaltenem Atem darauf, wieder mit Schlägen und Hieben empfangen zu werden. Doch in dieser Etage war es gespenstisch still und so wankte sie wie benommen in einen breiten Gang hinaus, der mit einem flauschigen Teppichboden ausgelegt war, in den sie sofort knöcheltief versank.
Marusha hatte keine Ahnung, in welchem Teil der Villa sie sich befand. Sie wusste nur, dass sie verschwinden musste, bevor man sie brutal niederschlug und vielleicht tötete. Oft hatte sie in letzter Zeit an das Sterben gedacht, als sie tief unten gewesen war, in den dunklen Bereichen ihrer Seele. Doch auch ganz unten in den Zimmern der schwärzesten Schwärze und finstersten Finsternis waren Baba Yaga und die heilige Mutter Gottes bei ihr gewesen und hatten ihr mit einem Lichtstrahl, der durch den Türspalt drang, den Weg gewiesen. Dieser Weg hatte sie durch die unversperrte Tür hinausgeführt auf den düsteren Gang mit seinen an den Haken hängenden Masken, an denen sie fast lautlos vorbeigeschwebt war, während die Security-Mannschaft in einem Aufenthaltsraum gegessen und geraucht hatte. Barfuß war sie weiter eine enge Wendeltreppe nach oben gelaufen, stand dann mit klopfendem Herzen vor einer Holzschiebetür, die sich mit einem Druckmechanismus öffnen ließ. Plötzlich war sie in einer Liftkabine, deren Wände mit Mahagoni und Messing verkleidet waren und an eine Schiffkabine erinnerten. Völlig überrascht starrte sie in ein riesiges Foyer und sah bereits einen Security-Mann auf sie zulaufen. In ihrer Panik drückte sie alle Knöpfe und lautlos hatten sich die Türen des Lifts hinter ihr geschlossen. Doch jetzt stellte sie mit Entsetzen fest, dass sie wieder unten angekommen war. Vor Enttäuschung weinend ging sie in die Knie und kroch dann auf allen Vieren über den Boden.
„Yeddih! Wie wahr, wie wahr, die Schnellstraße von Ternopol in den Westen führt doch nur in den Tod!“
Wimmernd rollte sie sich auf ihren Rücken, um einzuschlafen und nie wieder aufzuwachen, um alles zu vergessen, ihre Vergangenheit, ihre Zukunft, vor allem aber ihre Gegenwart.
Denn diese Gegenwart war ein lautes Trampeln, das Marusha schlagartig aus ihrer todessüchtigen Lethargie riss und der panische Adrenalinschub dopte sie wieder mit einem zähen Überlebenswillen, der nur ein Ziel kannte: die Flucht. Sie stolperte weiter einen
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