Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
seine toten Kollegen draußen zu Gesicht bekam, völlig durchdrehte und als Zeuge absolut unbrauchbar wurde.
Denn jetzt ging es vorrangig darum, dieses mysteriöse Mädchen zu finden, von dem alle gesprochen hatten. So leise wie möglich schlich Braun den Gang entlang, mit einer Fußspitze schob er die Tür der zweiten Zelle auf, doch diese war völlig leer. Aber geflohen konnte das Mädchen nicht sein, denn die Fenster waren vergittert und sich zwischen den Stäben durchzuzwängen war völlig ausgeschlossen. Blieb also nur noch der Waschraum ganz hinten. Die Pistole im Anschlag stieß er die Tür auf und drückte auf den Lichtschalter. Knisternd flammte die nackte Neonröhre über dem Waschbecken auf und Braun konnte sich umsehen. Der Waschraum war weiß gefliest, es gab ein Waschbecken, eine Toilette und eine freistehende Dusche, keine Schränke oder Kisten, in denen man sich verstecken konnte. In diesem fensterlosen Raum war der Autolärm und das Heulen der Sirenen fast nicht mehr nicht zu hören, es herrschte eine Stille, die nur von einem monotonen Tropfen unterbrochen wurde, und unwillkürlich blickte Braun zum Wasserhahn.
Langsam, die Pistole mit beiden Händen im Anschlag, drehte sich Braun herum und sah etwas Dunkles auf dem Boden. Es war eindeutig ein Blutfleck. Braun hob den Kopf. An der Decke fehlten mehrere Platten der Zwischendecke und durch diese Lücke starrte ihn das zerschlagene, aber noch immer sehr hübsche Gesicht eines jungen Mädchens angstvoll an. Vom Arm des Mädchens löste sich erneut ein Tropfen Blut.
Kluges Mädchen, dachte Braun. Es hatte sich auf der Flucht vor den Verfolgern durch die Lücke gezwängt und in dem Hohlraum versteckt.
„Austrian Police“, flüsterte Braun. „Du hast nichts zu befürchten. Du bist jetzt in Sicherheit.“ Ängstlich nickte das Mädchen und versuchte umständlich aus seinem Versteck zu klettern. Es schaffte es erst, als Braun es herunterhob, denn der linke Arm des Mädchens hing schlaff nach unten und der Ärmel der verdreckten Joggingjacke war blutdurchtränkt. Jetzt waren Motorenlärm, Türenknallen und Stimmengewirr zu hören und wenige Augenblicke später stürmte das schwerbewaffnete Sonderkommando in den Raum. Als das Mädchen die schwarz gekleideten Männer mit Helmen und dunklen Visieren sah, begann es zu kreischen und unkontrolliert zu zittern.
„Nicht schießen, nicht schießen!“, schrie es und trommelte mit der Faust panisch auf Brauns Brustkorb ein.
„Keiner will dir was tun“, sagte Braun und drückte das Mädchen fest an sich, um es zu beruhigen. „Bleib ganz ruhig. Wir schützen dich.“
„Chefinspektor, das Mädchen muss ins Krankenhaus. Ich kann das übernehmen“, sagte Klein, der plötzlich in dem Waschraum stand und das Mädchen von oben bis unten betrachtete.
„Du hast Recht, Klein. Das Mädchen gehört sofort ins Krankenhaus.“ Fürsorglich strich er dem Mädchen über die langen, verfilzten Haare. „Alles wird gut“, flüsterte er und zum ersten Mal schlich sich ein scheues Lächeln über das zerschlagene Gesicht des Mädchens. „Ich heiße Marusha“, flüsterte es und ließ sich von Braun nach draußen führen.
Während die völlig überforderten Sanitäter die Schusswunde von Marusha notdürftig versorgten, erzählte sie stockend von den Vergewaltigungen und Schlägen oben in der Villa, berichtete von ihrer Flucht und wie sie sich unter dem Tor durchgezwängt hatte, während über ihr die Kugeln in das Metall einschlugen, barfuß die Straße nach unten gelaufen war, ohne Ziel und ohne Plan, nur mit dem Willen zu überleben. Dann hatte sie die Polizeistation gesehen und das Bild der Schwarzen Madonna geküsst und so ihren Beistand herbeigefleht, denn die Polizeistation war ihre letzte Chance gewesen, als sie die
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