Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
nie?
Nein, früher, als er noch der Gehilfe der Kreativdirektorin gewesen war, hatte sie viel gelacht und er hatte sie spaßhalber das „Feuermädchen“ wegen ihrer roten Haare genannt. Aber das war lange her. Jetzt war sie einsam, genauso einsam wie er. In dieser Nacht hatte er versucht, diese Einsamkeit zu durchbrechen und ihn zurückzubekommen, doch alles, was er bekommen hatte, waren Hass und Ablehnung gewesen.
Als er zögernd wieder hinausblickte, war das Ufer leer und das Wasser des Sees schwappte über die feuchten Wiesen. Draußen auf den Stufen hörte er leises Trippeln und für einen kurzen Moment hatte er den unsinnigen Wunsch, das Waldmädchen könnte seine Privatvorstellung besuchen und ihm applaudieren, wenn er seine Taille präsentierte. Doch als er die Tür aufriss und die düstere Wendeltreppe nach unten starrte, war es bloß eine Ratte, die schnell durch ein Loch in der verwitterten Mauer nach draußen huschte.
Von einem anderen Schießscharten-Fenster sah er den Trampelpfad durch den verwunschenen Schlosspark – dort entdeckte er ihren Schatten und wusste, dass sie wieder zurück in den Wald hastete, dorthin, wo er lichtlos, still, einsam und am undurchdringlichsten war und sie daher am sichersten. Aber nichts war brüchiger als die Sicherheit, das hatte das Waldmädchen am eigenen Leib verspürt und deshalb war sie auch immer in Bewegung, hielt alles mit ihrem Smartphone fest, um niemals zu vergessen, dass das Leben auch grausam sein konnte. So jedenfalls hatte man es ihm damals erklärt, als er den Posten von der Kreativdirektorin übernommen hatte.
Dimitri blieb zurück, einsam, mit verschnürter Taille und einem spitzen Draht, der im Begriff war, sein Herz zu durchbohren.
7. Das Feuer der Erinnerung
Das Haus steht mitten im Wald und wirkt aus der Entfernung wie eine Ruine. Auf dem kleinen, verschmierten Display des Handys ist nicht klar zu erkennen, ob es noch bewohnt ist, denn die Hand, die mit diesem Handy filmte, zitterte vor Aufregung. Langsam nähert sich die Handykamera jetzt dem Haus, das wie ein typisches Salzkammergut-Forsthaus aussehen würde, wenn es nicht völlig schwarz wäre. Das verwirrt zunächst, aber dann sind die Rußspuren deutlich zu sehen und man bildet sich ein, noch immer den Brandgeruch in der Nase zu haben, obwohl Ruß und Feuer vom Regen längst weggewaschen und mit vielen verkohlten Erinnerungen im Boden versickert sind. Denn der hintere Teil des Hauses, dort, wo sich normalerweise Stall und Garagen befinden, ist bis auf die Grundmauern abgebrannt.
Aber wenn man mit der Geschichte dieses Hauses vertraut ist, dann weiß man, dass sich in diesem hinteren Teil die ausgebauten Schlafzimmer befunden haben, die komplett zerstört sind. Von dem vorderen Teil des Hauses stehen noch die kompakten Ziegelmauern und ein Teil des Daches. Dort, wo das Dach durch den Brand eingestürzt ist, wurde notdürftig eine Plane gespannt, um zu verhindern, dass Regen oder Schnee bis in den noch halbwegs intakten vorderen Teil des Forsthauses gelangen.
Aber dieses Provisorium interessiert im Grunde niemanden. Viel interessanter sind die halb verkohlten Möbel und sonstigen fast völlig zerstörten Erinnerungsstücke, die von dem Feuer und der Witterung schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden und jetzt noch immer genauso im Regen stehen wie damals, als das Feuer ausgebrochen ist. Das von Fettschlieren und Regentropfen überzogene Display zoomt ein angekohltes Foto heran, das anscheinend eine Bedeutung hat, denn sonst würde die Handykamera nicht darauf verharren. Die Frau, die auf dem Bild zu sehen ist, lacht und ihre langen roten Haare flattern in einem imaginären Wind. Dann ist das Bild auch schon wieder vergessen und ein
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