Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
habe Georg Kreuzer mein Wort gegeben, dass mein bester Mann den Fall so schnell wie möglich aufklärt.“
Sie streckte Braun ihre rechte Hand entgegen und als Braun sie drücken wollte, zuckte sie zurück.
„Diese Striemen in Ihrer Hand fühlen sich ja an wie Löcher.“
Ihre Stimme bekam plötzlich einen eisenharten Klang. „Ich habe so etwas schon einmal gesehen und ich will so etwas nie wieder sehen!“
6. Der Einsame im Schloss
Ein Idealmaß für eine Taille sind 43 Zentimeter. Diese perfekte Silhouette erreichen nur wenige. Den meisten fehlt es an der Disziplin und dem Willen, sich täglich zu schnüren und damit auch in der Nacht nicht aufzuhören. Besonders in den Nächten, wenn sich der Mond hinter den Wolken verbirgt und der Regen an die Fenster prasselt, dann wird das Schnüren vor dem großen Spiegel zu einem quälenden Ritual. Es ist quälend, wenn die senkrechten Verstrebungen, die aus biegsamem Metall und oben zugespitzt sind, in die Haut piksen, die noch immer zu schwabbelig, untrainiert und nicht reif für die metallene Schnürung ist.
Die Silhouette, die Dimitri di Romanow in dem riesigen Wandspiegel betrachtete, war alles andere als perfekt, aber er arbeitete verbissen daran, sie so zu perfektionieren, dass sie ein V bis zur Taille bildete und von dort ein stilisiertes Herz zu den Hüften. Das war ein langer Weg, das war schwierig und erforderte einen eisernen Willen, den er sonst nicht hatte. Tagsüber hing er meist schlaff in seinem Turmzimmer herum, war froh, wenn ihn niemand störte, denn nur so konnte er seinen Gedanken nachhängen. Diese Gedanken kreisten immer um Korsetts aus Latex oder Gummi und Masken, mit denen man die Atemluft regulieren und einen Erstickungstod simulieren konnte. Aber am wichtigsten war ihm das Schnüren, das er bereits mit fünfzehn Jahren begonnen hatte, als er in Minsk seine Tante beobachtet hatte, die sich in ein fliederfarbenes Mieder so eng schnüren ließ, dass sie in Ohnmacht fiel und bewusstlos von ihrem Neffen vergewaltigt wurde. Der Neffe konnte nur mit Müh und Not dem Onkel entkommen, der ihn sonst totgeschlagen hätte. Seither interessierte sich der Neffe nicht mehr für die Frauen, nannte sich Dimitri und wurde auf dem immer eiskalten Hauptbahnhof von Minsk von den Reisenden der ersten Klasse gerne gebucht. Einer dieser First-Class-Reisenden hatte schließlich Erbarmen mit ihm gehabt und ihn mit in den Westen genommen. Dimitri wurde jedoch älter und die Konkurrenz größer. Deshalb verlegte er sich auf das Schnüren, da gab es zwar nur einen kleinen Kundenkreis, aber dieser war beständig und treu. Doch als einer seiner Kunden in einem diskreten Hotel in Tallinn an einer Komplettschnürung erstickte, war es mit seiner Karriere vorbei. Er wurde wegen abartiger Sexualpraktiken mit Todesfolge zu fünf Jahren Haft verurteilt und hatte es nur einer Laune des Schicksals zu verdanken, dass er das Gefängnis in Tallinn überlebte.
Vor einigen Jahren war er dann in dieses Schloss der Modeschule „Herzblut“ gekommen und hatte zunächst als Gehilfe der Kreativdirektorin begonnen, um vor drei Jahren ihre Stelle einzunehmen. Er war soweit ganz glücklich.
Seufzend riss er sich von seinem Spiegelbild los, stolzierte auf seinen eleganten, hochhackigen Stiefeln durch sein Atelier bis zu dem großen Arbeitstisch, der sich in der Mitte des Raumes befand und der mit Zeichnungen und Papieren überhäuft war. Zu Beginn der Woche hatte Dimitri alle Motive und Designs gesichtet, die im Lauf der letzten Zeit bei ihm eingetrudelt waren, und eine Auswahl getroffen. Jetzt lagen die Entwürfe ordentlich aufgereiht auf dem Tisch und Dimitri schritt sie ab wie ein General eine Parade. Natürlich waren die Entwürfe
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