Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
verdammt schwer gefallen, hierher zu kommen. Braun wusste, dass man ihn bereits kannte, dass er sich schon des Öfteren zum Affen gemacht hatte, wenn er mit seinem auffälligen Range Rover auf der Straße vor der Gefängnismauer geparkt und an der Mauer nach oben gestarrt hatte. Nie hatte er den Mut gehabt, den immer und immer wieder aufgeschobenen Besuch endlich zu machen, um dem Insassen die berühmte Frage zu stellen: „Warum?“
Jetzt saß Braun in dem neutralen grünen Vernehmungsraum, in dem es nach Schweiß, dünnem Kaffee und gammeligen Putzlappen roch und das Licht durch Glasziegel von oben nur grau und deprimierend gefiltert in den Raum drang. Nervös klopfte er auf die Resopaltischplatte und blickte immer wieder auf die Uhr an der Wand, deren Zeiger sich mit provokanter Lässigkeit unendlich langsam weiterbewegten. Endlich, als er sich schon bei dem in einer Zeitschrift blätternden Wachbeamten aufregen wollte, erschien ein älterer Polizist, dessen teigiges Gesicht von der Schwerkraft nach unten gezogen wurde und ihm das Aussehen einer Bulldogge verlieh.
„Er hat leider wieder einen Anfall gehabt“, sagte der Beamte anstelle einer Begrüßung und setzte anscheinend voraus, dass Braun die Krankengeschichte kannte.
„Anfall? Heißt das, ich bin umsonst hierher gefahren?“, fragte Braun und konnte nur mühsam seine Enttäuschung verbergen. „Was für einen Anfall?“
„Die zerstörten Nerven spielen von Zeit zu Zeit verrückt. Immer wenn er angespannt ist oder sich aufregt. Das war heute eben der Fall, als er erfahren hat, dass ihn die Mordkommission befragen will.“ Der Beamte beugte sich vertraulich vor und seine hängenden Wangen zitterten. „Worum geht’s, Chefinspektor? Vielleicht kann ich mit Informationen dienen?“
Ein rauchdurchzogener Atem strich über Brauns Gesicht und unwillkürlich zuckte er zurück.
„Ich glaube nicht, dass Sie mir helfen können“, sagte er, lächelte eisig und klopfte mit der flachen Hand auf die Tischplatte. „Also, sagen Sie ihm, dass es mir leid tut, ihn nicht angetroffen zu haben. Aber vielleicht komme ich wieder.“ Braun stand auf und schob den Stuhl zurück. „Ja, vielleicht komme ich tatsächlich noch einmal hierher, wenn er etwas für mich herausgefunden hat.“
„Er hat etwas herausgefunden. Er ist ja unglaublich klug und denkt so kreuz und quer, dass ich immer ganz verwirrt bin, wenn ich mich mit ihm unterhalte“, antwortete der Beamte geschäftig.
Erst jetzt fiel Braun auf, dass sich der Beamte gesetzt hatte und mit seinen dicken, rötlich behaarten Fingern ein Modemagazin, das mit der Rückseite nach oben auf dem Tisch lag, glattstrich. „Er hat mir dieses Modemagazin hier für Sie mitgegeben!“ Als Braun danach greifen wollte, legte der Beamte die Hand darüber. „Stimmt es, dass diese beiden Männer von einem irren Flammenkiller verbrannt worden sind?“, flüsterte er. „Feuer und Wasser! Was für eine Verbindung. Ein brennendes Segelschiff auf einem See und das Opfer ist an den Mast gekettet.“ Der Beamte lehnte sich zurück und starrte Braun mit seinem Bulldoggengesicht aufgeregt an. „Und erst der andere Mord. Verkehrt an ein Kreuz gehängt und den Kopf angezündet. Das kann nur ein Verrückter machen. Kennt man bereits die Hintergründe? Gibt es vielleicht sogar schon einen Verdächtigen?“, fragte er sensationslüstern.
„Wir stehen erst am Anfang. Also, was haben Sie da“, antwortete Braun knapp und winkte mit der rechten Hand. „Los, her damit. Ich habe keine Zeit für Ihr dummes Gerede!“
Seine Stimme klang so hart und unmissverständlich, dass der Justizwachebeamte mit einem lang gezogenen Seufzer das Magazin über den Tisch schob. Braun griff sich das Modemagazin und
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