Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
einige Fotos, schickte eines davon in ein Fotoalbum, das sie mit „Liebhaber“ abgespeichert hatte, öffnete es dort wieder und studierte seine Gesichtszüge.
Bevor sie in den Bus nach Linz stieg, knüllte sie den Zettel, den sie gemeinsam mit dem Jagdmesser noch immer in der Tasche ihrer grünen Regenjacke hatte, zusammen, um ihn in eine Mülltonne zu werfen. Doch im letzten Moment entschied sie sich anders, denn vielleicht war der Satz doch richtig, den ihr das andere Mädchen auf den Zettel geschrieben hatte: „Alle müssen sterben!“
61. Wilde Tiere in der Nacht
Das grelle Licht der Stirnlampe leuchtete durch die Dunkelheit und der starke Regen wirkte in dem Strahl der Lampe wie ein Vorhang aus Metallschnüren.
Fünfundvierzig Minuten war Tony Braun schon gelaufen und er hatte beinahe acht Kilometer geschafft. Es war vier Uhr morgens, er hatte keine Sekunde geschlafen, zu viel war die letzten Tage passiert: Kim war auch heute Nacht nicht zur vereinbarten Zeit ans Telefon gegangen, sein Partner Gruber war tot, Lenka war tot und auch Petersen.
Eine Spezialeinheit der Spurensicherung hatte den Nachtclub und Petersens Wohnung komplett auf den Kopf gestellt, aber außer Waffen und Drogen nichts gefunden, was einen Hinweis auf den möglichen Auftraggeber des Bombenanschlags gegeben hätte.
Braun atmete gleichmäßig und erhöhte das Tempo. Die Donau war an vielen Stellen durch den Dauerregen bereits über die Ufer getreten und große Teile des Waldes, der zwischen Damm und Fluss lag, waren überschwemmt. Füchse, Wildkatzen und vereinzelt auch Rehe hatten sich vor dem Hochwasser auf den Damm geflüchtet. Die Tiere standen paralysiert im Lichtkegel von Brauns Stirnlampe und als er an einem Reh vorbeistreifte, kam er sich vor, als würde er ans Ende der Welt laufen. Er lief und lief, doch die Gedanken blieben nicht weit zurück, sondern waren immer dabei, traten aus seinem Windschatten, überholten ihn und stellten sich in den Weg, wenn er am wenigsten damit rechnete.
So wie in Petersens Nachtclub, als er mit blutigen Händen Elena Kafka gegenübersaß, die seinen Bericht von einem Polizeiassistenten auf Band aufnehmen ließ.
„Hat Ihr Partner mit Petersen zusammengearbeitet?“ Braun hatte diese Frage von Elena Kafka erwartet und nur verneinend den Kopf geschüttelt.
„Gruber war mein Partner und ein guter Polizist“, hätte er sagen müssen, brachte es aber nicht über die Lippen. Das würde er später zu Elena Kafka sagen oder bei der internen Ermittlung zu Protokoll geben. Grubers Warnung auf seiner Mailbox hatte er schon früher gelöscht.
Tags darauf hatten sich Elena Kafka, Oberstaatsanwalt Ritter und Braun in Ritters Büro getroffen, um die weitere Vorgangsweise zu besprechen. Wie immer wollte Ritter den Fall so schnell wie möglich zu den Akten legen und hatte dafür auch einige stichhaltige Argumente: Als Petersen damals von Braun über die vereiste Donau gejagt worden war, da hatte dieser geschworen, sich zu rächen. Petersens Rache hatte darin bestanden, Braun mit seinem Range Rover in die Luft zu jagen.
Weshalb allerdings Gruber Brauns Wagentür geöffnet hatte, konnte Ritter sich zunächst nicht erklären, doch Braun hatte eine einleuchtende Begründung dafür: „Gruber wollte im Wagen auf mich warten, um über seine Freundin Lenka mit mir zu reden.“
Elena Kafka und Ritter hatten skeptische Blicke ausgetauscht, sich dann aber mit Brauns Erklärung zufrieden gegeben. Nicht zufrieden gegeben hingegen hatte sich Braun mit der Tatsache, dass Ritter den Fall für abgeschlossen betrachtete. Knapp bevor er explodiert wäre und dem beschissenen Oberstaatsanwalt die Meinung gesagt hätte, war Elena Kafka
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