Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
Aggressionen in den Griff zu bekommen und murmelte:
„Alles klar! Wir kümmern uns nur um den Drogenmord! Ich habe schon verstanden!“ Er winkte Gruber, der die ganze Zeit über mit offenem Mund zugehört hatte, und beide verließen schnell das Büro.
„Eine Entschuldigung wäre jetzt aber angebracht, Chefinspektor!“, rief ihm der Oberstaatsanwalt siegessicher noch hinterher.
„Jetzt ist er fällig!“, schnaubte er, knallte seinem verdatterten Assistenten die Unterlagen in die Hand und drehte sich um. Durchtauchen! Durchtauchen! Hör auf deine Therapeutin, schoss es ihm in den Kopf, als er vor der offenen Tür stand.
„Sorry“, presste er mühsam hervor, „bin wohl ein wenig über das Ziel hinausgeschossen! Tut mir leid!“
Als sie auf den Lift warteten, drückte er die Stirn auf das kühle Alu eines Informationsschildes, atmete einmal, zweimal tief durch. „Ich brauche frische Luft! Bring die Unterlagen in mein Büro und warte dort auf mich!“, herrschte er Gruber im Kommandoton an und verschwand ins Freie.
„Die Therapie ist gut, die Therapie ist echt gut“, redete Braun zu den träge gegen die Mole klatschenden Wellen und leerte dann den Rest einer Bierdose. Er lehnte an einem der wackeligen Stehtische des Anatolu Grills, der Kebabbude am Hafen, und kam langsam wieder zu sich. Nur die Bierdosen wussten, dass Tony Braun unregelmäßig zu einer Psychotherapeutin ging, um seine Aggressionen besser kontrollieren zu können. Er kannte sie noch aus der Durchdrehphase nach seiner schmutzigen Scheidung und dem anschließenden Sorgerechtsstreit. Nur die Bierdosen wussten, dass ihm die Psychotherapeutin mit einfachen Tricks gezeigt hatte, wie man Situationen wie soeben mehr oder weniger elegant meistert. Die Bierdosen wussten allerdings auch, dass er von der ganzen Psychoscheiße nichts hielt, sie aber brauchte, damit sein Leben nicht völlig aus dem Ruder lief.
12. Linz: Der sechste Tag
Der goldene Mercedes von Cevdar Tarük hatte auch schon bessere Zeiten gesehen. Die Bodenplatte war an vielen Stellen bereits so weit durchgerostet, dass man durch die faustgroßen Löcher hinunter auf den Asphalt sehen konnte. Der Rost fraß sich langsam über die Kotflügel nach oben und es war nur einem großzügigen Bakschisch zu verdanken, dass Tarük noch eine Prüfplakette für seinen Wagen bekommen hatte. Das Armaturenbrett des Mercedes war über und über mit bunten Kaugummibildern beklebt, die Turgul in verschiedenen Kampfposen zeigten. Turgul der Bär war einer der bekanntesten Boxer der Türkei und das erklärte Vorbild von Cevdar Tarük.
Im Augenblick hatte Tarük aber keine Zeit, die Bilder anzuhimmeln. Er hatte seinen Mercedes unauffällig in einer Seitenstraße geparkt, von wo aus er einen perfekten Blick auf die verkommene, aber unter Denkmalschutz stehende Milchbar am Rand des Kunstparks hatte. Park war vielleicht ein zu hochtrabender Begriff für die planlose Ansammlung von Bäumen und Sträuchern, das wuchernde Gras, die Hundescheiße und die Junkies, die das Bild prägten. Aber Tarük war auch nicht hier, um diesen Park zu bewundern, Tarük war hier, um sein Mädchen zurückzuholen.
Am frühen Morgen hatte Tarük Besuch bekommen. In seinem Untermietzimmer in einem kleinen Gasthaus war er gerade dabei gewesen, eine kleine Blechdose, auf der mit verwischtem Filzstift Flash God geschrieben stand, unter seinem Bett hervorzuholen und zu öffnen und den Inhalt auf seine faserige Decke zu kippen. Es war nicht viel, was es zu sehen gab: ein Foto seiner Eltern in der Türkei, ein Bild von ihm gemeinsam mit Turgul – Tarük war damals noch bedeutend jünger, weiters eine zerfledderte Koranausgabe und sein ganzer Stolz: eine
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