Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
immer sah er keinen Gegner, nur der Lärm war allgegenwärtig und trieb ihn vorwärts. Dort vorn die Kurve, dann das Royal Office, die Security, ein Krankenwagen und alle töten, dachte er, doch es blieben nur Fragmente in seinem Hirn. Bogdan Drakovic kniete vor einem rostigen Stahlgebirge, hob seinen Kopf, heulte, wollte den Wolf, den Leitwolf wieder hervorholen, wollte der Sieger sein. Doch es gab einen unsichtbaren Feind, der ihm diesen Platz streitig machte und ihm jetzt mit der Faust in den Nacken schlug. Bogdan Drakovic rutschte mit dem Gesicht über rostige, aufgerissene Eisenplatten und das Blut aus seinem Handklumpen und unzähligen kleinen Wunden, die der messerscharfe Stahl in seine Haut gerissen hatte, tropfte auf den Rost. Weiter hinten in der Dunkelheit sah er einen Kran, bedrohlich und unwirklich, wie alles um ihn herum immer unwirklicher wurde: der Lärm, das unglaubliche Dröhnen der Stahlwaggons vermischte sich mit Zischen, Keuchen und hektischem Rufen, das gefiltert aus dem Nichts kam, von allen Seiten, ein Rauschen und Knistern und Schaben und Kratzen.
Er krabbelte weiter, stürzte, erhielt Tritte und Schläge, wollte aber nicht aufgeben. Die eine Kurve noch, dann war das Royal Office in Sichtweite und damit die Rettung, die Rückkehr der Macht, die das goldene „R“ symbolisierte. Aber stattdessen spürte er einen plötzlichen Ruck um den Hals und die Luft blieb ihm weg. Er ruderte panisch mit den Armen durch die Luft, spürte eine Kette, die sich immer stärker um seinen Hals schloss.
Jetzt hörte er eine Stimme, ganz nahe an seinem Ohr, sie übertönte hässlich den Lärm.
„Du musst den Fährmann bezahlen! Wusstest du das nicht? Der Fährmann verlangt immer seinen Lohn!“, konnte er hören, aber nicht verstehen.
„Wer übersetzen will, muss den Obolus entrichten! Dann setzt sich die Barke in Bewegung, pflügt leicht und unhörbar durch den schwarzen Fluss, durchquert das Wasser, um am anderen Ufer einen Fahrgast in Empfang zu nehmen!“
Noch immer schnappte Bogdan Drakovic nach Luft, noch immer zog sich die Kette enger um seinen Hals, noch immer flüsterte die Stimme, noch immer war er bei Bewusstsein und noch immer hatte er den Wolf in sich.
Mit dem linken Ellbogen schlug er nach hinten, traf, der Zug der Kette lockerte sich, die Luft kehrte zurück und damit die Kraft zu töten. Mit einem wolfsähnlichen Geheul wirbelte er herum, schlug mit seiner Faust und traf nur die undurchdringliche Dunkelheit. Dann hörte er ein Zischen und sah das bläuliche Leuchten eines Elektroschockers, der unbeirrt sein Ziel anvisierte und sein Bewusstsein kurz auslöschte.
„Töten ist ganz einfach!“, hörte er, als er wieder langsam zu Sinnen kam. Ein schwarzer Nebel lag über seinen Augen, verschleierte den Blick oder war es ein Tuch? „Töten ist ganz einfach!“, hörte er an seiner rechten Seite und erst als er sich zur Stimme drehen wollte, bemerkte er, dass seine Arme waagrecht an etwas festgebunden waren, an Eisenträgern hingen, dachte er zumindest. Er hob schreiend den Kopf, als ein rostiger Kranhaken quietschend und langsam nach unten gekurbelt wurde und sich die Spitze des Hakens bei seinem Nacken einpendelte, ihn mit der aufgerissenen Rundung beinahe zärtlich streichelte und seine Haut in Fetzen riss.
„Es ist so weit, sagen die Anderen! Der Fährmann ist zu bezahlen. Jawohl, es ist so weit! Es ist so weit, sagen sie, denn sie wissen, töten ist ganz einfach!“, zischte die Stimme an seiner Seite.
Jetzt war mit einem Mal auch sein Blick wieder klar und er sah die Scheibe, die selbst in dieser mondlosen Nacht matt blitzte, diese Scheibe, die sich drehend und kreisend durch die Dunkelheit vorwärts bewegte und immer tiefer seinen Hals durchdrang, dann stoppte – ein anderer, nie gekannter
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