Trilogie des Tötens - X-Mas Edition - 3 Thriller (German Edition)
Schmerz ließ seine Beine unkontrolliert zucken, als sein Kinn auf die rostige Spitze des Hakens sackte, der durch seinen Nacken gedrungen war.
18. Linz: Der neunte Tag
Wie jeden Morgen ging Torsten Köck die Abkürzung über das verlassene Areal des Stahlkonzerns. Unter dem Arm trug er eine Tasche mit Thermoskanne und einer Plastikbox mit Wurst, Brot und Käse. Seine Frau hatte ihm auch eine Banane dazugelegt, der Vitamine wegen.
Wie jeden Morgen blickte Torsten Köck auf seine Uhr und wie jeden Morgen zeigte sie exakt fünf Uhr an. Wie jeden Morgen ging er an dem riesigen Kran vorbei, um dann vor dem Gebäude von Royal International abzubiegen und nach ungefähr einem Kilometer das Tor des Werkschutzes zu erreichen, um seinen Schichtdienst zu beginnen.
Wie jeden Morgen passierte Torsten Köck den Kran, erstarrte und trat dann doch näher, mit einem Würgen im Hals.
Am Haken des Krans hing ein Mann. Ein warmer Südwind blies eine leere Woolworth-Tüte zwischen seine Beine. Das Rascheln des Plastiks und das Knirschen der rostigen Ketten waren die einzigen Geräusche, es herrschte eine beinahe tödliche Stille.
Die Spitzen der teuren Schuhe berührten noch knapp den Boden, die Schultern waren nach hinten gezogen, beide Arme waagrecht ausgestreckt und mit Seilen an einer Querstange des Krans festgezurrt, das Glas der gut sichtbaren goldenen Uhr war zersplittert, der Kopf jedoch auf unnatürliche Weise beinahe rechtwinkelig nach hinten gekippt.
Von Weitem sah so es aus, als würde der Mann schweben, die Arme wie Flügel weit von sich gestreckt, den Kopf im Nacken, um aufzusteigen in den Himmel.
Torsten Köck übergab sich.
*
Der beharrliche Summton setzte sich in jenem Augenblick in Tony Brauns Kopf fest, als er gerade Hand in Hand mit Tatjana Drakovic durch einen langen Tunnel lief. Es war eine altmodische Fußgängerunterführung, einzelne Neonröhren flackerten in der Dunkelheit und von der gewölbten Decke tropfte unablässig eine dunkle Flüssigkeit, die alten Steine glänzten vor Feuchtigkeit. Weit hinten war undeutlich ein Lichtstrahl, ein Ausgang zu sehen und auf diesen Lichtpunkt rannten sie zu. Doch je näher sie ihrem Ziel kamen, desto intensiver und bedrohlicher wurde das penetrante Summen. Wie eine Kreissäge schien es sie zu verfolgen, dann war es über ihnen, bereit, sie in Stücke zu schneiden. Fürsorglich legte er den Arm um Tatjana Drakovic, versuchte sie mit seinem Körper zu schützen. Als sich das Surren und Kreischen immer weiter auf ihre Köpfe herabsenkte, verschwanden plötzlich der Tunnel und auch Tatjana Drakovic. Zurück blieb ein undurchdringlicher Nebel, aus dem er langsam hervorkroch. Schlaftrunken tastete er nach seinem Handy, schüttelte die letzten Traumfetzen ab und krächzte ins Telefon: „Ja, was gibt’s?“
„Hallo Chef, wir haben eine Leiche!“, rief Inspektor Gruber aufgeregt.
„Und? Was ist an einer Leiche so Besonderes?“, brummte Braun und sah auf die Uhr: 5.30. Der Tag begann absolut beschissen. Ehe er auch nur eine Frage stellen konnte, redete Gruber weiter.
„Es wird Ihnen nicht gefallen, aber der Tote ist Bogdan Drakovic!“
Braun realisierte im ersten Augenblick nicht die Bedeutung dieser Information. Ein stechender Schmerz legte sich wie ein eiserner Schraubstock um seinen Schädel, trübte seinen Verstand, machte das Schlucken beinahe unmöglich und jeder Gedanke wurde zur Qual. Aber dann sickerten die Worte in seinen Kopf: Bogdan Drakovic war tot!
„Chef, Sie müssen sofort kommen! Es ist ein absolut kranker Mord! So etwas habe ich noch nie gesehen!“
„Bin schon unterwegs!“
Er schlüpfte in seine Klamotten, die verstreut auf dem Boden herumlagen, und hielt den Kopf unter den Wasserhahn. Das
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