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Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
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viel besser. Ich selbst spüre auch, dass ich Fieber habe.«
    »Das habe ich mir gedacht.« Gormann ließ das Schweigen einen endlosen Augenblick lang zwischen ihnen hängen. Werner hörte nur das ständige Pochen der Maschinen, das Stöhnen der Kranken und die gedämpfte Unterhaltung der restlichen Mannschaftsmitglieder. Der IO streckte die Hand aus, er konnte sie nicht ruhig halten, Krämpfe schüttelten sie. »Sie dürfen das Boot nicht nach Deutschland zurückbringen, Herr Kaleu. Sie dürfen die Seuche nicht in die Heimat tragen.«
    Werner richtete sich auf. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Wollen Sie das ganz Europa antun? Auf die Weise können die Alliierten uns auslöschen, ohne dass sie einen Tropfen eigenes Blut vergießen müssen. Der Schwarze Tod im Mittelalter wird dagegen wie ein lästiger Schnupfen wirken.«
    Werner wischte Gormann das wenige ihm noch verbliebene Haar aus der vom Schweiß feuchten Stirn. »Zerbrechen Sie sich jetzt nicht darüber den Kopf. Machen Sie einfach die Augen zu.« Der IO kam der Aufforderung nach.
    Werner versuchte, das Thema zu wechseln, Gormann mit etwas Angenehmerem abzulenken. »Erinnern Sie sich an Ihre Zeit auf der Marineakademie – wissen Sie noch? Ich war auf der Marineakademie in Flensburg, in meiner Klasse waren etwa sechshundert. Nach der Grundausbildung bin ich ein halbes Jahr auf einem kleinen Minenräumboot gefahren, und Weihnachten kam ich dann zum Rest meiner Klasse zurück.« Werner seufzte. »Vier meiner Klassenkameraden waren damals schon gefallen. Wir waren alle neunzehn. Uns übrige hat man damals zum Fähnrich befördert. Eine zweireihige blaue Uniform – erinnern Sie sich noch, was das für ein Gefühl war, diese Uniform zum ersten Mal zu tragen?«
    Er blickte auf Gormann herunter und sah, wie ein schwaches Lächeln über sein Gesicht zog.
    »Als man uns schließlich zum ersten Mal in den Einsatz geschickt hat, haben die uns in überfüllte Eisenbahnwagons gestopft und uns die ganze Nacht durch nach Kiel hinaufgeschickt. Auf so engem Raum zusammengepfercht … wahrscheinlich war das ein Teil der Ausbildung für das Leben an Bord eines U-Boots, wie? Wir dachten alle, es würde so sein, wie Jules Verne es in seinem Buch beschrieben hat. Nicht so.
    Erinnern Sie sich noch an all die Albernheiten, vor denen Sie auf Ihrer ersten Reise Angst hatten: ob der Tauchretter wirklich funktionieren würde? Wie lange es dauern würde, bis das Boot sich mit Wasser füllt, wenn eine Wasserbombe den Rumpf aufreißt? Und ob Sie es bis zur Wasseroberfläche schaffen würden, wenn Sie in einer Tiefe von dreihundert Metern ausstiegen? Der Admiral hat uns eine Ansprache gehalten, ehe wir auf unsere Boote gingen. ›Meine Herren‹, hat er gesagt, ›heute erwartet Deutschland von jedem von Ihnen, dass er seine Pflicht tut.‹ Und das haben wir doch getan, oder nicht?«
    Gormann war eingeschlafen, aber sein friedlicher Gesichtsausdruck hatte einer verzerrten Grimasse weichen müssen.
    Werner stand auf, musste ein paarmal blinzeln, bis er wieder klar sah. Er hielt sich den Leib. Wenn sie nur irgendwie erfahren würden, was mit New York passiert war, ob sie mit ihren Raketen Erfolg gehabt hatten, oder ob sie sich umsonst geopfert hatten.
    Der IO erwachte nicht wieder. Am nächsten Morgen hatte die Seuche fünf weitere Mannschaftsmitglieder erfasst, der Funker gehörte auch zu ihnen.
    Werner selbst versuchte, mit irgendeinem anderen U-Boot im Westatlantik Verbindung aufzunehmen, bekam aber keine Antwort. Als ein weiterer Tag verstrich, spürte er, wie der Rest der Mannschaft langsam in Panik geriet. Und er konnte nichts tun, um ihnen Mut zu machen.
    Während die U-415 ihrem Heimathafen zustrebte, Tag und Nacht in Fahrt, spürte er, wie die Mannschaft immer lascher wurde. Der größte Teil der deutschen U-Bootflotte war bereits von den Alliierten vernichtet worden. Aber das Meer wimmelte immer noch von feindlichen Zerstörern. Werner war überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis jemand die U-415 entdeckte.
    Und er wusste nicht einmal mehr, ob das so schlimm wäre.
    In seiner Koje erwachte Werner aus einem Fiebertraum, der ihn in seine Ausbildungszeit zurückbefördert hatte. Der Hafen von Pillau mit Eis bedeckt, einer Eisschicht von dreißig Zentimeter Dicke; Eisbrecher, die auf und ab tuckerten, um den Kanal für U-Boote freizuhalten, damit die Übungen fortgesetzt werden konnten. Die Ausbildungs-U-Boote fuhren aufs Meer hinaus und wieder zurück, Tag und Nacht,

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