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Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
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Tablett mit einer silbernen Kaffeekanne und zwei Porzellantassen. Sie stellte es auf das kleine Ausklapptischchen und goß sich ein. »Sie können sich selbst eingießen, General.«
    Groves hielt ihr einen Aktendeckel hin. »Wenn Sie meine technische Beraterin spielen wollen, dann sollten Sie zusehen, dass Sie informiert sind. Lesen Sie das. Prägen Sie es sich ein. Das betrifft Hanford und die Plutoniumfabrik.«
    Er griff nach der Kaffeekanne, und sie lehnte sich in ihrem Sitz zurück. Der Aktendeckel enthielt Schwarzweiß-Luftaufnahmen der Wüste im Zentralbereich des Staates Washington, einen gewaltigen Komplex mit langen braunen Baracken, gelegentlich von Wellblechhütten flankiert. Ein anderes Foto zeigte gigantische Bauwerke, Wassertürme, Schornsteine, Stromleitungen – und das alles inmitten einer kargen Wüste.
    »Haben Sie Zucker und Sahne mitgebracht?«, fragte Groves.
    »Nein, ich nehme den Kaffee schwarz.« Sie blickte nicht auf, hörte ihn aber halblaut etwas murmeln.
    Das Schriftstück war mit einer alten mechanischen Schreibmaschine mit ausgebleichtem Farbband geschrieben. Sie konnte Radierspuren und hineingekritzelte Korrekturen erkennen.
    Das Justizministerium hatte sechshundert Quadratmeilen Land mitten im Richlandtal als »für das öffentliche Interesse erforderlich« bezeichnet und enteignet. Fünfzehnhundert Bewohner des Areals waren von der Regierung einfach ausgewiesen worden – die meisten davon waren Farmer gewesen oder Veteranen, die sich nach dem Ersten Weltkrieg dort angesiedelt hatten; vielen davon hatte man Arbeit in den Montagewerken von Hanford angeboten, wo die Bauarbeiten in einem Maße eingesetzt hatten, dass die alten Pharaonen darauf hätten stolz sein können.
    Die Zahlen, die Elizabeth vor sich sah, versetzten sie in Staunen: 45 000 Arbeiter, 11 000 schwere Werkzeugmaschinen, 158 Meilen Eisenbahngeleise, 386 Meilen Straßen, 1 177 Gebäude. Sie schüttelte den Kopf. Die größeren Zahlen, die jetzt kamen, waren schwer zu fassen – 40 000 Tonnen Baustahl, 780 000 Kubikmeter Beton, 160 Millionen Festmeter Bauholz. Und alles das für eine Anlage, die wie durch Zauberei mitten in Beifußgestrüpp und gähnender Leere aus dem Nichts entstanden war!
    Sie las Berichte über Schwierigkeiten, die die Leitung von Hanford mit rüpelhaften Arbeitern, Schlägereien und dem ewigen Alkoholproblem gehabt hatte. Die Biermenge, die in dem Baulager konsumiert wurde, übertraf bei Weitem die, die in der ganzen Stadt Seattle ausgeschenkt wurde. Die Bars im Lager verfügten über spezielle Fenster, die es den Sicherheitskräften erlaubten, Tränengasbehälter hineinzuwerfen, wenn die Arbeiter nicht mehr anders unter Kontrolle zu halten waren; Gefangenenwagen beförderten besinnungslose Betrunkene in Ausnüchterungsräume, wo man sie festhielt, bis sie wieder genügend nüchtern waren, um wieder arbeiten zu können.
    Sie las Beschwerden der Gewerkschaften hinsichtlich der Arbeitsbedingungen, den Mangel an Freizeiteinrichtungen und die unbefriedigenden Transportgelegenheiten. Offenbar mussten alle Beschäftigten in klapprigen Bussen zu den Reaktorbaustellen fahren, die im günstigsten Fall sechs und häufig bis zu fünfzehn Meilen vom Hauptlager entfernt waren. Um die Produktivität zu steigern, hatte das von Du Pont gestellte Management für die letzten Fahrten am Morgen und die ersten am Abend die am meisten verwahrlosten Busse eingesetzt; auf die Weise mussten sich diejenigen, die zuletzt zur Arbeit kamen oder die sie als Erste verließen mit der holprigsten Fahrgelegenheit zufriedengeben.
    Das Ganze klang wie eine Bergwerksstadt im Wilden Westen. »Wirklich ein reizender Urlaubsort«, murmelte Elizabeth halblaut. Sie sah den winzigen Wellen zu, die sich auf ihrem Kaffee bildeten, während der Zug über die ausgeleierten Geleise holperte.
    Groves war mit Papieren im Schoß eingeschlafen, sein schwarzer Kaffee war unberührt geblieben. Elizabeth war überrascht, dass er nicht schnarchte.
    Als sie den Zug in Richland, Washington, verließen, roch die trockene Luft nach Staub. Der Himmel schimmerte gelblich, spiegelte das karge Land wieder.
    Elizabeth sah sich um und blinzelte sich den Schlaf aus den Augen. Sie war steif und fühlte sich von den vielen Stunden, die sie im Zug verbracht hatte, unbehaglich. Doch als Groves jetzt mit der Aktentasche in der Hand die Treppe herunterstieg, war seine Khakiuniform zwar zerdrückt, er selbst aber wirkte, als könne er Bäume ausreißen.
    »General!«,

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