Trinity (German Edition)
einzelner hoher Schornstein säumten die Zufahrt zu dem gefängnisähnlichen Komplex. Ein schwaches Summen hing in der Luft. Matthias hielt Elizabeth die Tür des Kontrollbunkers auf.
»Ich habe Raymond Genereaux gebeten, uns hier zu empfangen«, sagte er. »Er hat die Separationsanlagen für Du Pont entwickelt. Er hatte die Oberleitung und kann Ihnen wahrscheinlich einen besseren Überblick über den Prozess geben.«
Im Bunker war es heiß und stickig und roch nach Zigarettenrauch und Schmierfett. Nackte gelbe Glühbirnen, die von der Decke hingen, ließen das Innere des Kontrollbunkers wie den Bauch eines U-Boots erscheinen. »Ray, Sie haben Besuch!«, rief Matthias.
Sie betraten einen Kontrollraum, in dem ein Dutzend Leute an Schalttafeln arbeiteten. Ein hochgewachsener Ingenieur im weißen Kittel kam auf sie zu und streckte dem General die Hand hin. Das gelbe Licht ließ Genereaux' Haar fahl und seine blauen Augen grünlich erscheinen. Er blickte ernst. »General Groves, ich hoffe, Sie werden mit allem zufrieden sein, was Sie hier vorfinden.«
Er führte sie zu der großen Schalttafel. Die dort tätigen Männer wirkten alle kurzangebunden und ganz auf ihre Arbeit konzentriert, mit einer Hingabe, die Elizabeth klar erkennen ließ, dass sie eindeutige Instruktionen für das Verhalten in der Umgebung des Generals erhalten hatten.
»Weil alles ferngesteuert werden muss«, sagte Genereaux hinter einem Mann stehend, der jetzt sehr nervös wirkte, »müssen wir alle Operationen mithilfe eines speziellen Überwachungssystems beobachten, das wir hier entwickelt haben. Wir haben dazu Fernsehkameras eingesetzt – wir halten das für äußerst effizient.«
Die körnigen Fernsehbilder wirkten verzerrt und flau, aber Elizabeth konnte das Innere des an ein Grabmal erinnernden Gebäudes einigermaßen gut erkennen. Auf dem körnigen Bild sah sie lange Reihen von Zellen mit einer Art Metallsteg vor jeder. Alles war grell beleuchtet, und man konnte offene Korridore erkennen, die nie wieder ein Mensch betreten würde. Sie versuchte, sich auszumalen, wie es wohl für die letzte Person gewesen sein mochte, die die Tür hinter sich verschlossen und das neu errichtete Gebäude damit für alle Zeit abgedichtet hatte, im Wissen, dass der Raum sich jetzt mit radioaktivem Gift füllen würde.
»Wir nehmen die bestrahlten Uranstücke mit mechanischen Hebevorrichtungen auf und bringen sie unter Wasser. Die Stücke glühen noch von der Radioaktivität. Wir müssen sie auf eine Tiefe von dreißig Fuß bringen. Das alles steuern wir von hier aus fern, jede Stufe des Separationsprozesses.«
Er tippte an einen der verschmierten Bildschirme. »Dies ist einer der ersten praktischen Einsätze des Fernsehens. Wir mussten die Optiken modifizieren, um ein Mikroskop im Wasser einsetzen zu können. Unsere ursprünglichen Objektive wurden von der Strahlung schnell schwarz, also mussten wir Kunststofflinsen verwenden. Aber bis jetzt haben wir alle Hindernisse überwunden, General.«
Elizabeth dachte über die Ironie nach, die in dieser Situation lag: Männer, die eine Atombombe entwickeln mussten, mit einer Technologie, die gerade Mühe hatte, einen Fernseher in Gang zu halten.
»Gut«, sagte Groves, »wann bekommen wir also das Plutonium?«
Genereaux sah Matthias an. Der Lieutenant Colonel setzte zu einer Antwort an, als der fensterlose Kontrollbunker plötzlich stockfinster wurde. Sämtliche Energie fiel aus, die Fernsehschirme wurden dunkel, die gelben Glühbirnen erloschen – nur einen kurzen Augenblick lang, in dem Elizabeth farbige Muster vor den Augen sah –, dann wurde es wieder hell.
Ein Alarm ertönte. Die Kontrollarbeiter machten sich fieberhaft an ihren Schaltbrettern zu schaffen, blickten auf alte Analogskalen und Monitore. Ein waagrechter Interferenzstreifen zog über das Fernsehbild und verlosch dann.
»Was war das?«, wollte Groves wissen.
»Augenblick, General«, sagte Genereaux nach einem Blick auf die Anordnung von Fernsehschirmen. Matthias gab gar nicht erst Antwort, sondern griff nach einem klobig aussehenden schwarzen Telefon. Groves blickte finster.
»Das war weniger als eine Sekunde«, sagte Elizabeth. »Ein Energieausfall.«
»Das ist äußerst wichtig«, sagte Matthias und schob den riesigen Telefonhörer etwas beiseite, war dann aber wieder ganz Ohr, als jemand sich am anderen Ende der Leitung meldete. »Ich bin's, Matthias«, sagte er, »was war los, schnell!« Er lauschte. »Oh, verdammt! Nun, ich meine,
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