Trinity (German Edition)
freilich ist es gut, denke ich wenigstens. Aber trotzdem verdammt!« Sein Blick verfinsterte sich. »Niemand verletzt? Also gut, dann fangen Sie an. Ich komme, so schnell es geht.«
Er knallte den Hörer auf die Gabel. Groves wartete, sagte nichts. Matthias zögerte keinen Augenblick, versuchte gar nicht erst, irgendwelche Vorwände zu bringen. »Jemand hat die Leitung zwischen Bonneville und Grand Coulee durchschnitten. Die Reserveleitung ist eine Fünftelsekunde später angesprungen, aber das war trotzdem zu lang. Es hat die Notsysteme ausgelöst, und alle Reaktoren haben abgeschaltet. Abgeschaltet!«
»Na und, lassen Sie sie eben wieder anlaufen!«, sagte Groves.
»Natürlich, aber das dauert Tage.«
Groves schloss die Augen und hieb so heftig auf die Schaltkonsole, dass die Skalenscheiben klirrten. Elizabeth sah auf die Fernsehschirme und dachte an die tödlichen Gewalten, die in der ganzen Anlage von Hanford auf so gefährliche Weise gebändigt waren. »Sind Sie denn nicht wenigstens froh, dass die Sicherheitssysteme planmäßig angesprungen sind? Sie haben sie doch vermutlich gar nicht erprobt, wo doch in dem ganzen Projekt alles immer hopplahopp gehen muss. Wenn die Reaktoren außer Kontrolle geraten wären, hätten Sie es jetzt hier mit einer größeren Katastrophe zu tun.«
Groves sah sie aus zusammengekniffenen Augen an. »Manchmal gefällt mir Ihre Einstellung wirklich nicht, Miss Devane«, sagte er. »Und das ist jetzt einer dieser Augenblicke.«
»Ich gebe Ihnen nur einen technischen Rat.« Sie wusste, dass Groves sich eine Katastrophe wie Tschernobyl nicht vorstellen konnte, und er tat ihr leid.
Der General sah so aus, als ob er ihr am liebsten befohlen hätte, sich auf den Boden fallen zu lassen und Liegestütze zu machen. Aber dann richtete er seinen Ärger auf Matthias. »Stellen Sie fest, wer den Energieausfall verursacht hat. Ich möchte das selbst sehen. Und sorgen Sie dafür, dass es nicht wieder vorkommt.« Er marschierte zur Tür, ein Bündel angespannter Muskeln. Dann erinnerte er sich daran, was man von ihm erwartete, und drehte sich noch einmal zu den Technikern an den Schaltbrettern um. »Ich bin zufrieden, machen Sie weiter so.«
Zwei Tage später polterte der Jeep durch das Wüstengelände, folgte dem Netz von Stromleitungen, die von Stange zu Stange quer über die endlose Ebene gespannt waren. Jede Spur einer Straße entlang der Leitungsmasten war schon lange von Sandstürmen verwischt worden, die auch alle Schlaglöcher zugedeckt hatten, aber Lieutenant Colonel Matthias schaffte es trotzdem, jedes einzelne davon zu finden.
Elizabeth schwankte hin und her und war seekrank. Ihr Rücken und ihre Sitzfläche schmerzten. Sie wollte ihrem Ärger Luft machen, irgendjemanden anbrüllen, blieb aber stumm. General Groves, der neben ihr auf der hinteren Sitzbank des Jeeps saß, wirkte noch wütender, als sie sich fühlte.
Sie waren jetzt seit eineinhalb Stunden unterwegs. Der Staub und die Hitze der Wüste von Washington machten selbst ein paar Minuten im offenen Jeep unerträglich. Elizabeth hatte keinerlei Markierungen gesehen, aber Matthias wusste allem Anschein nach genau, wo sie sich befanden. Jetzt drehte er sich am Steuer nach hinten und hob die Stimme, um das Mahlen des Motors zu übertönen. »Sollte jetzt gleich kommen, General. Das wird Sie interessieren.«
Groves strich sich mit einer Pranke von der Größe eines Schinkens über den Mund und schmierte dabei den Staub über die Lippen. »Das will ich auch hoffen. Langsam frage ich mich, was Sie dazu veranlasst hat, ausgerechnet diesen Ort hier auszuwählen, Fritz. Hatten Sie wirklich keine bessere Alternative?«
»Bitte, nennen Sie mich nicht Fritz, Sir.«
Elizabeth drehte sich halb herum und schrie zu dem General hinüber: »Was meinen Sie, wenn Sie sagen, dass er diesen Ort ausgewählt hat?«
»Fritz war auf Suchtour für das Plutoniumwerk. Wir haben ihm eine Handvoll geeignete Plätze für die Anlage genannt. Er hat sich für Hanford entschieden. Er hatte mit mir beim Bau des Pentagons zusammengearbeitet und bei der Gasdiffusionsanlage in Oak Ridge seinen Rat geliefert. Ich vertraue seinem Urteil.«
Matthias brachte den Jeep so ruckartig zum Stehen, dass die Hinterräder nach links schlitterten. »Jetzt wären wir beinahe vorbeigefahren. Zwischen diesen zwei Stangen hier.«
»Was können Sie von der Explosion sehen?«, fragte Groves.
»Das werden Sie in einer Minute wissen.« Matthias kletterte aus dem Jeep und
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