Trinity (German Edition)
Seine MP-Eskorte würde das sicherstellen.
Fox schluckte; seine Kehle war trocken. Vor einer halben Stunde hatten die drei den letzten Schluck Kaffee aus ihrer Thermosflasche genommen. Er wagte nicht, den Vorschlag zu machen, einmal anzuhalten, auch nicht, um Erfrischungen zu kaufen. Ihre Anweisungen waren in diesem Punkt ganz eindeutig: Auf der Fahrt zur Trinity-Versuchsstätte in der Nähe von Socorro durfte nicht angehalten werden.
Er hatte darauf bestanden, selbst das Steuer zu übernehmen, und zwar trotz General Groves Meinung zu den Fahrkünsten der Wissenschaftler. Fox musste lediglich darauf achten, auf der rechten Seite der Straße zu fahren.
Den beiden Militärpolizisten gegenüber gab Fox sich recht kühl und beteiligte sich nicht an ihrer etwas geschraubten Diskussion über die Präsidentenwahlen. Politik und Washington D.C. schienen soweit entfernt und so belanglos, wenn man bedachte, dass er an der Vorbereitung eines Tests mitwirken würde, der die Explosion einer Atombombe zum Ziel hatte.
Seine Antworten auf ihre Fragen beschränkten sich auf ein einsilbiges Ja oder Nein. Die Bedenken, die ihn plagten, ließen es einfach nicht zu, Freundlichkeiten mit den beiden jungen Männern auszutauschen. Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass diese zwei so unschuldig wirkenden Begleiter in Wirklichkeit den Auftrag hatten, ihn zu bewachen, nicht bloß ihn zu »beschützen«. Wusste er denn, ob sie nicht auch Anweisung hatten, ihn hereinzulegen, ihn dazu zu veranlassen, etwas von sich zu geben, das er gewöhnlich für sich behalten würde? Was, wenn sie den Verdacht hegten, dass Graham Fox unterdessen von tiefem Abscheu für das Manhattan-Projekt und alles das, was es über die Welt bringen würde, erfüllt war?
Er erinnerte sich an den Brief, den er an Esau geschickt hatte, und den netten jungen Mann von G-2, der auf ihn den Eindruck gemacht hatte, als spüre er, dass Fox sich über die Sicherheitsvorschriften hinweggesetzt hatte. In den Monaten, die seitdem vergangen waren, war nichts geschehen, aber Fox wurde einfach das Gefühl nicht los, dass man ihn immer noch beobachtete. Und diese Paranoia ließ in ihm Schuldgefühle hochkommen, als würde er in den Rückspiegel blicken, und ein Polizeifahrzeug hinter sich sehen und nur darauf warten, dass es sein Blinklicht einschaltete.
Aber er hatte auf dieser Seite des Atlantik jetzt nur noch sich selbst, jetzt, da Elizabeth Devane sich … sich geändert hatte, plötzlich das Projekt selbst unterstützte. Sie war jetzt seit beinahe zwei Monaten mit General Groves unterwegs – aus seiner Sicht dem leibhaftigen Teufel! Fox hatte immer gedacht, dass sie insgeheim mit den Deutschen sympathisierte, vielleicht sogar, dass sie eine Spionin war; solange sie seine Empfindungen teilte, hatte er gar nicht wissen wollen, was sie wirklich war.
»Wenn es um das eigene Gewissen geht, darf man auf keinen anderen hören.« Das hatte sie selbst gesagt in jener ersten Nacht, in der sie sich geliebt hatten – das war jetzt beinahe ein Jahr her. »Tu, was du tun musst. Und zum Teufel mit den Folgen.« Aber das hatte sich jetzt geändert. Sie hatte sich geändert.
Er würde nach dem Rat handeln, den sie ihm gegeben hatte, ganz gleich, ob sie selbst heute noch daran glaubte. Er wusste, dass Abraham Esau auf der deutschen Seite alles in seiner Macht Stehende tun würde. Das Ausbleiben weiterer Angriffe mit radioaktivem Material auf amerikanische Städte deutete darauf hin, dass Esau das deutsche Oberkommando seinerzeit davon überzeugt hatte, einen Warnschuss abzugeben. Esau würde die Entwicklung einer richtigen Bombe, so wie die, die sie jetzt auf dem Trinity-Gelände erproben wollten, niemals zulassen.
Die Plutoniumbombe, die auf dem Implosionskonzept basierte, das Elizabeth selbst vorgeschlagen hatte, war entwickelt und fertiggestellt worden. Aber niemand wusste, ob sie funktionieren würde. Die Anordnung sah eine hohle Plutoniumkugel vor, die vermittels explosiver Linsen auf superkritischen Zustand gebracht wurde, und sie sollte nach allen Berechnungen und Modellen funktionieren. Aber Edward Teller war bei einem Experiment ums Leben gekommen, das auch nach allen Kalkulationen und Modellen hätte erfolgreich ablaufen sollen. Die Theorie war gegen Fehler nicht gefeit. Ein erfolgreicher Test würde alle Zweifel aus der Welt schaffen.
Fox' Aufgabe bestand darin, einen Teil des Tests zu leiten.
Er versuchte, sich ganz auf Fahrzeug und Straße zu konzentrieren. Er blickte
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