Trinity (German Edition)
herumzuwühlen ist nicht gerade meine Stärke. Ich meine, dazu hat man mich nicht hierher gebracht. Ich habe recht gute Mathematikkenntnisse. Das ist wirklich eine schreckliche Verschwendung von Talent.« Elizabeth hielt den Atem an und hoffte, dass der Mann sie nach Einzelheiten fragen würde – und dass sie sich nicht in einer Lüge verstrickte, aus der sie dann nicht mehr herausfand.
»Das verstehe ich. Maria Goeppert hatte dasselbe Problem. Einer der klügsten Köpfe im ganzen Land, und die haben sie Kaffee kochen lassen, statt ihre Talente zu nutzen.«
Elizabeth blieb stumm und ließ den Mann weiterreden. Dabei spähte sie immer wieder zum Fenster hinaus, weil sie Angst hatte, ihre geflüsterte Unterhaltung könne irgendjemandem auffallen. Der Mann dagegen, wer auch immer er sein mochte, schien ganz zufrieden damit, einfach dazusitzen und draufloszuplaudern.
»Also, wenn Sie wüssten, wo die Formulare sind …«
Der Mann stand auf. »Das weiß ich nicht. Aber ich wette, wenn ich so wie ein Bürokrat denken würde …« Er sah sich im Raum um. Elizabeths Augen hatten sich inzwischen der Dunkelheit angepasst, dass sie seinem Blick folgen konnte. »Hm. Mal sehen. Das ist die Einsatzabteilung. Man sollte also glauben, dass Einsätze hier die oberste Priorität haben. Jetzt müssen wir bloß noch dahinterkommen, wo die wohl ihre wichtigen Sachen hintun. Und das bedeutet …«
Er ging ein paar Schritte in den vorderen Bereich des Büros, hob einen kleinen Stapel Papiere auf und machte damit einen Eingangskorb frei. Er wühlte in dem Korb herum und zog ein dunkles halbseitiges Formular heraus. »Aha!« Er sah so aus, als ob er gerade ein großes Rätsel gelöst hätte. »Die einzigen Leute, die diesen Burschen hier wirklich lästig sind, sind diejenigen, die sie versetzen wollen. Und das bedeutet, dass sie diese Leute schneller loswerden, wenn die Versetzungsformulare nahe bei der Tür liegen. Dann machen ihnen die weniger Ärger.«
Elizabeth stand auf und ging auf ihn zu. »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll –«
»Also, wenn Sie darauf bestehen … nein, ich meine, Unsinn! Ich weiß, dass man hier während der normalen Arbeitszeit nie etwas zustande bringt. Manchmal muss man die Dinge selbst in die Hand nehmen. Wohin wollen Sie sich den versetzen lassen?«
»Äh, das weiß ich eigentlich gar nicht. Irgendwohin, wo man meine Fähigkeiten nutzen kann. Meine Mathematikkenntnisse, meine ich. Bevor ich in die Verwaltung ging, war ich Lehrerin an einer High School und habe dort Mathematik unterrichtet.« Mann, das würde sie sich merken müssen.
»Ah, das erklärt also, weshalb Sie hier sind. Johnny von Neumann stellt gerade eine Gruppe zusammen, um einige Berechnungen anzustellen.« Er zwinkerte ihr zu. »Sie verstehen nicht zufällig etwas von Hydrodynamik?« Er schüttelte den Kopf, ehe sie antworten konnte. »Nein, schon gut – ist eigentlich nicht so wichtig. Aber wenn Sie wirklich etwas von Mathematik verstehen – in von Neumanns Gruppe könnten wir tatsächlich gute Leute brauchen. Hier.« Elizabeth nahm das Blatt, als wäre es ein Goldstück.
»Danke!« Von Neumann … der Name kam ihr irgendwie vertraut vor. War das nicht der Erfinder des ersten Computers gewesen oder so etwas?
»Tragen Sie einfach ›Abteilung T‹ ein.«
Sie trugen das Versetzungsformular ins vordere Büro.
Elizabeth schlich neben ihm her, voll Sorge, seine unbekümmerte Art könne dazu führen, dass man sie erwischte. Aber sie konnten das Gebäude verlassen, ohne jemandem aufzufallen.
Sie wollte den Mann fragen, wer er sei, aber da er sie nicht ausgefragt hatte, beschloss sie, es bleiben zu lassen. Wer auch immer er war, ein eigenartiger Typ war er schon – und es schien ihm Spaß zu machen, den Bürokraten einen Streich zu spielen.
Er lenkte sie zu einer Tür. »Gehen Sie nur hinaus – ich schließe hinter Ihnen ab.«
Elizabeth ging auf die Tür zu. »Aber sie war unversperrt, als ich hierherkam.«
»Ich weiß.« Der Mann grinste und zog einen langen Draht aus der Hosentasche. »Damit habe ich das Schloss hier aufbekommen, und dann habe ich die Tür offengelassen, für den Fall, dass es notwendig sein sollte, schnell zu verschwinden. Feine Sache, nicht wahr? Das bringt die zur Weißglut, wenn die rauskriegen, dass ich mich an ihrem geheiligten Papierkram zu schaffen gemacht habe. Nicht, dass es wichtig wäre oder so. Was die wirklich auf die Palme jagt, ist, wenn ich ihre Safes knacke und ihnen kleine Zettel
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