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Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
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sollte. Die deutschen Forscher gehörten zwar ganz sicherlich zu den brillantesten, die es auf der ganzen Welt gab; aber sie waren weit verstreut, und jeder arbeitete an seinem eigenen Lieblingsprojekt. Es war, als würden mehrere Pferde einen Karren in verschiedene Richtung ziehen, ohne dabei voranzukommen.
    Drei separate deutsche Teams arbeiteten am selben Problem, und jedes Team lehnte es entschieden ab, mit den anderen zusammenzuarbeiten. Und jedes bekam seine Mittel von verschiedenen Ministerien.
    Der Experimentalphysiker von Ardenne arbeitete am kleinsten Programm und erhielt seine Mittel vom Postministerium – Esau hätte sich keinen unwahrscheinlicheren Sponsor vorstellen können. Aber von Ardenne hatte das getan, was er für notwendig hielt, um seine Ideen umzusetzen. Esau bewunderte das. Er selbst hatte etwas Ähnliches getan, damals, 1939, als das Reichserziehungsministerium ihn damit beauftragt hatte, die Möglichkeit der Energiegewinnung aus dem Atomkern zu untersuchen. Hahn hatte gerade seine Entdeckung der Kernspaltung bekannt gegeben, und die Physiker auf der ganzen Welt wetteiferten jetzt miteinander, um der Erste zu sein, der den nächsten Durchbruch bekannt geben konnte.
    Esau hatte aus eigener Initiative sämtliches in Deutschland verfügbare Uran gesammelt und eingelagert. Als die Bergwerke von Joachimsthal in der Tschechoslowakei unter deutsche Kontrolle gerieten, hatte Esau sofort Radiumproben aus dem Bergwerk angefordert. Er hatte hart gearbeitet, seine ganze Energie und seinen Weitblick eingesetzt. Aber das Reichsministerium für Bewaffnung und Munition hatte trotzdem hinter Esaus Rücken sein eigenes Kernforschungsprogramm ins Leben gerufen.
    Sie hatten Dr. Kurt Diebner mit der Leitung der Arbeiten beauftragt. Diebner hatte sich jahrelang darum bemüht, so etwas zu bekommen, und jetzt hatte er es Esau gestohlen. Abraham Esau war angewiesen worden, seine eigenen Atomforschungen einzustellen und ihm erteilte Anweisungen nicht länger anzuzweifeln. Er wurde aufgefordert, seine sorgfältig gehorteten Uranreserven Diebner zu übergeben. Er hatte keine andere Wahl gehabt, als zu gehorchen.
    Aber jetzt, drei Jahre später, hatte das politische Karussell Esau in eine Position gebracht, die es ihm erlaubte, die nächste Stufe zu erklimmen, der neue Generalbevollmächtigte zu werden. Jetzt war er es, der Diebner und seine Arbeiten überwachte, der mit seiner Physikergruppe in Göttingen den zweiten Stoßkeil der deutschen Kernforschung darstellte. Diebner mit seiner dicken schwarzen Brille, der fliehenden Stirn und seiner behäbigen Redeweise war Esau zutiefst unsympathisch. Diebner hatte es einmal gewagt, Esau vorzuwerfen, er würde seine Arbeiten stehlen, und hatte behauptet, er selbst habe schon seit 1938 an dem Thema gearbeitet … was völlig absurd war, da Hahn ja die Kernspaltung erst im Jahr darauf entdeckt hatte.
    Diebners Team schien das produktivste der drei zu sein, aber Esau wusste, dass das darauf zurückzuführen war, dass Diebner das Zyklotron von Frédéric und Irène Joliot-Curie in Paris konfisziert hatte, als die Nazis Frankreich überrannt hatten. Diebner hatte sich Joliot-Curies Arbeiten angeeignet; er hatte die Ideen des Franzosen kopiert und sie selbst in die Tat umgesetzt. Wessen Ideen würde er als Nächstes stehlen?
    Der dritte und beeindruckendste Zweig der Kernforschung war im Kaiser-Wilhelm-Institut in Dahlem beheimatet, einem Vorort von Berlin. Prominentestes Mitglied der dortigen Fakultät war Dr. Werner Heisenberg, der Entdecker der Unschärferelation, was ihm 1932 den Nobelpreis eingetragen hatte.
    Heisenberg war der erklärte Liebling der Theoretiker. Sein Ruhm war größer als der aller anderen, aber er war still und beständig und bei Weitem nicht so eine Primadonna wie viele der anderen Forscher. Heisenberg pflegte mit leiser Stimme und in kurzen abgehackten Sätzen zu sprechen, und seine Gedanken waren immer von erlesener Klarheit. Persönlich mochte Esau Heisenberg nicht sehr, empfand aber Respekt für den Mann.
    Vor ein paar Monaten, als Abraham Esau eine Konferenz einberufen hatte, um mit führenden Kreisen des Naziregimes über die Arbeiten in der Kernphysik zu diskutieren, hatte er viele wichtige Parteigrößen und eine große Zahl prominenter deutscher Physiker eingeladen. Er hatte geplant, am ersten Tag einen allgemeinen Überblick zu liefern, um damit den Spitzen der Regierung klarzumachen, woran die Forschungsteams arbeiteten, um dann an den

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