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Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
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Nuklearphysiker brauchen würden, um eine neue Waffe zu entwickeln. Trotzdem wurde ein Forschungsprogramm eingeleitet. Der Leiter des Instituts, der holländische Experimentalphysiker Paul Debye, wurde davon in Kenntnis gesetzt, dass er entweder die deutsche Staatsbürgerschaft annehmen oder seinen Posten aufgeben müsse, weil Ausländer nicht an geheimen Militärprojekten arbeiten durften. Debye hatte sich entschlossen zu gehen und hatte eine »Vortragstour« nach Amerika angetreten, das damals noch neutral gewesen war.
    Das war im Januar 1940 gewesen. Das Ministerium für Bewaffnung und Munition hatte versucht, Dr. Kurt Diebner, einen hohen Offizier, als Debyes Ersatz zu installieren, eine Entscheidung, der sich die führenden Wissenschaftler des Kaiser-Wilhelm-Instituts mit Nachdruck widersetzt hatten. Offenbar hatten sie nicht erkannt, wie sehr sich die Zeiten geändert hatten. Schließlich akzeptierte das Institut Dr. Diebner als provisorischen Leiter bis zur Rückkehr Paul Debyes von seiner Vortragstour.
    Aber Diebners Karriere hatte die politischen Manöver der folgenden Jahre nicht überlebt. Andere Wissenschaftler wie Karl Wirtz und Carl Friedrich von Weizsäcker hatten darauf hingearbeitet, Werner Heisenberg für das Institut zu gewinnen, wo er nominell die Leitung der kernphysikalischen Arbeiten übernahm – selbstverständlich dem Generalbevollmächtigten für Kernphysik unterstellt, rief Esau sich ins Gedächtnis.
    Esau hatte dem Virushaus offizielle Besuche abgestattet, dabei aber nichts ausrichten können. Das Programm blieb so zersplittert und schwunglos wie eh und je, und die Wissenschaftler machten den Eindruck, als wäre ihnen die Wahrung ihres Rufs wesentlich wichtiger als das, worauf es eigentlich ankam – den Krieg zu gewinnen.
    Was er ihnen jetzt brachte, sollte, dank Graham Fox, als Inspiration ausreichen, dachte Esau.
    Er lächelte in sich hinein, als sie in den schlammbedeckten Hof vor dem Barackenkomplex rollten. Dunkle Flecken an den Bretterwänden ließen erkennen, wo Regenwasser durchgesickert war. Die Mietskasernen von Berlin umgaben das ganze Gelände, zu nahe vielleicht für so gefährliche Forschungsarbeiten. Dafür aber auch ein perfektes Versteck.
    Ein Schatten hinter einem der Fenster sah zu, wie der Dienstwagen anhielt, und verschwand dann wieder. Hoffentlich würde der Beobachter die übrigen Physiker darüber informieren, wer sie hier besuchen kam, dachte Esau.
    Sie waren gekommen, um Professor Werner Heisenberg des Hochverrats zu bezichtigen.
    Als eine Woche zuvor die Post einen Brief mit einer belgischen Marke gebracht hatte, hatte Esau den verschmierten Umschlag nachdenklich in der Hand gehalten und die Stirn gerunzelt. Die Schriftzüge auf dem Umschlag mit ihren fließenden Bögen erkannte er nicht. Er schlitzte den Umschlag auf.
    Aber die Handschrift auf dem Briefbogen erkannte er sofort. Graham Fox! Aber das war doch unmöglich! Ein Lächeln ging über seine Züge – das letzte Mal, das er so gelächelt hatte, war in Cambridge gewesen, in seiner Studentenzeit. Wie Fox es wohl fertiggebracht haben mochte, einen Brief durch die Postkontrolle Deutschlands zu bekommen? Aber die leichte Verblüffung ging in fasziniertes Staunen über, als er die knappe, aber bedeutsame Nachricht las:
… und so, mein lieber Freund, ist es Fermi gelungen, eine sich selbst in Gang haltende Neutronenreaktion auszulösen, die von Graphitblöcken moderiert wird. In Anbetracht der hervorragenden Physiker, die es in Deutschland gibt, hätte Heisenbergs Gruppe selbst zu dieser Erkenntnis gelangen müssen – könnte es sein, dass er Dich bewusst in die Irre führt? Schließlich würde niemand es wagen, Heisenbergs Behauptungen in Zweifel zu ziehen. Ich will hier tun, was mir möglich ist, weil ich es für notwendig halte, dass das Gleichgewicht bewahrt wird. Die ganze Menschheit steht auf dem Spiel. Ich muss auf dich bauen, Abraham.
    In dem Augenblick kam Esaus Sekretärin – dieselbe, die seine Einladung zu der Physikerkonferenz vermasselt hatte und dann auch den Entschuldigungsbrief, den er nachgeschoben hatte – mit irgendeiner belanglosen Frage an seine Tür. Esau brüllte sie so an, dass sie förmlich in den Korridor zurückgeschleudert wurde. Ihre Absätze hallten wie Gewehrschüsse auf dem Marmorboden.
    Esau hielt den Brief mit schweißfeuchten Fingern. Eine durch Graphit gedämpfte Kernreaktion! Esau war verblüfft. Nach all ihren sorgfältigen Studien – nein, verbesserte er sich, nicht

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