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Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
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Querschnittsmessungen seiner Neutronenabsorption durchzuführen. Nach Bothes Testergebnissen war Graphit schlecht geeignet, weil es viel zu viele Neutronen absorbierte. Um den Erfolg der Kernreaktion zu begünstigen, musste der Moderator die Neutronen auf die richtige Geschwindigkeit verlangsamen, um im Uran Spaltungen hervorrufen zu können – sie abbremsen, sie nicht ganz aus der Reaktion entfernen.
    Aber wenn die Amerikaner es geschafft haben, eine sich selbst in Gang haltende Kettenreaktion unter Verwendung von Graphit und Uran herbeizuführen, mussten Bothes Ergebnisse falsch sein. Falsch! Esau kniff die Augen zusammen und rieb sich über die Narbe an seiner Oberlippe. Der Wagen hupte erneut vor seinem Fenster, aber er hörte es jetzt nicht mehr. Und wenn Bothe nicht genug reinen Kohlenstoff verwendet hatte? Graphit enthielt häufig Verunreinigungen mit Bor – und aus anderen Versuchen war klar hervorgegangen, dass Bor die Neutronen geradezu verschlang. Was war, wenn Kohlenstoff sich tatsächlich gut als Reaktionsbremse eignete, aber die Ergebnisse durch Borverunreinigungen verfälscht worden waren? Die Reaktion würde dann zum Stillstand kommen, aber nicht wegen des Graphits – sondern wegen der Verunreinigung mit Bor.
    Die Beschaffung von Kohlenstoff bereitete nicht die geringste Mühe. Es in hohem Reinheitsgrad zu besorgen, würde einigermaßen schwierig sein, aber wesentlich einfacher als die Herstellung von schwerem Wasser oder die Entwicklung einer Methode, um Uran-235 von natürlichem Uran zu separieren.
    Das veränderte alles.
    Esau las Fox' Brief noch einmal. Das bedeutete auch, dass die Amerikaner ihnen weit voraus waren. Trotz eines deutschen Vorsprungs bei Beginn des Krieges war es den Amerikanern bereits gelungen, eine Kettenreaktion zu erzeugen, die sich selbst im Gang hielt. Auch das änderte alles.
    Reichminister Albert Speer nahm weder Esau noch sein Nuklearprogramm ernst. Aber diese Nachricht würde das vielleicht ändern! Wenn die Amerikaner sich auf die Entwicklung einer Atomwaffe gestürzt hatten, konnte Deutschland es sich dann leisten, das nicht auch zu tun?
    Esau überlegte, wie man die Information von Fox am besten an Speer heranbrachte. Ein einfacher Brief von einem alten Freund, aber dieser Brief würde ihm ein hohes Maß an Respekt eintragen. Und er verlangte sofortiges Handeln.
    Die beiden Motorradfahrer stiegen ab und lehnten ihre Maschinen an das Geländer. Dann gingen die beiden die Treppe hinauf und warteten neben der Tür, bis Reichsminister Speer und Major Stadt aus dem Mercedes stiegen. Der Fahrer öffnete ihnen die Tür. Esau folgte Speer, er musste sich beeilen, um mit ihm Schritt zu halten.
    Speer war ein großgewachsener, ruhiger Mann von hoher Intelligenz, der gewöhnlich mit leiser Stimme sprach. Er hatte die spektakulären Massenveranstaltungen Hitlers in Nürnberg in Szene gesetzt und organisiert und war einer der engsten Mitarbeiter des Führers. Esau gegenüber gab es sich herablassend – aber das würde sich bald ändern. Was Esau getan hatte, würde die Wertschätzung, die man ihm entgegenbrachte, erheblich steigern.
    Die beiden Wachen hinterließen Lehmspuren in den Baracken. Vor einigen Jahren hatten die Akademiker sich beklagt, dass zu viele Nazis im Institut tätig waren. Aber diesmal würde der Besuch eine ganz andere Ausprägung bekommen.
    Esau trat sich die Füße vor der Tür ab und beeilte sich dann, Major Stadt zu folgen, der sie auf einer kurzen Besichtigungstour durch den Komplex führte. Auf den ersten Blick strahlte das Virushaus sparsamen Aufwand aus, wie sich das für gute Militärprojekte gehörte. Die Physiker und Laborassistenten, die aus ihrer Routine gerissen worden waren, liefen aufgeregt herum und versuchten, zu erkennen, was die Gäste sehen wollten, und alles zu verstecken, was man möglicherweise als unpassend ansehen könnte. Niemand fand sich, der die Besucher regelgerecht begrüßte.
    Stadt öffnete ohne erkennbares Schema einige Türen und sah in die Räume hinein. Er schien nicht sonderlich an dem interessiert, was er zu sehen bekam, und das machte Esau klar, dass der Gestapomajor nichts von Kernphysik verstand und einfach bemüht war, die Forscher einzuschüchtern, damit diese ein schlechtes Gewissen an den Tag legten.
    Sie fanden große Wandtafeln mit Gleichungen und Männer, die hitzig über primitiven Bleistiftskizzen diskutierten. Ein Abschnitt des Gebäudes enthielt eine mit Ziegelsteinen ausgekleidete, zwei Meter tiefe und

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