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Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
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Schnurrbart wie eine Zahnbürste wachsen lassen, wie Hitler und Himmler. Sein hellblondes Haar war im Nacken und an den Ohren abrasiert, sodass er so aussah, als würde er ein Judenkäppchen tragen. Esau verkniff es sich, einen solchen Vergleich laut auszusprechen; der Major hätte ihn sicherlich nicht als witzig empfunden.
    Major Stadt unterhielt sich mit dem Fahrer, erzählte Zoten und Judenwitze, gab sich den unteren Rängen gegenüber freundlich – schließlich war Heinrich Himmler, der oberste Chef der Gestapo, früher auch einmal ein kleiner Bauer gewesen. Aber Stadts leutselige Art kam Esau wie ein Trick vor, eine eingeübte Verhörtechnik. Bei jeder dritten oder vierten Bemerkung sah der Major sich zu Reichsminister Speer um, als erwarte er von ihm eine Reaktion. Gelegentlich nickte Speer auch oder lächelte, wenn das gerade passte, sagte aber nur wenig.
    Esau wusste, dass Speer nie an seiner augenblicklichen Position als Minister für Bewaffnung und Munition interessiert gewesen war – er war Architekt und hatte Hitler gute Dienste geleistet und war äußerst verblüfft gewesen, als Hitler ihn nach dem Unfalltod seines Vorgängers bei einem Flugzeugabsturz befördert hatte. Speer hatte auf seiner neuen Position getan, was er konnte, aber es hatte den Anschein, dass die deutschen Kriegsanstrengungen ins Stocken geraten waren. Mussolini war in Italien gestürzt worden, und ein alliierter Bombenangriff auf Hamburg hatte gerade die Stadt in ein Flammenmeer verwandelt.
    Aber alles das hatte nichts zu sagen. Esaus Arbeit hier im Kaiser-Wilhelm-Institut konnte zur Folge haben, dass er und Reichsminister Speer Helden wurden. Das Flammenmeer über Hamburg würde im Vergleich mit der Verwüstung, die eine deutsche Atombombe erzeugen konnte, wie ein kleines Kartoffelfeuer wirken. Und wenn Speer neben ihm stand, würden die anderen Wissenschaftler nicht so selbstgefällig und unkooperativ sein. Esau verfügte jetzt über die Brechstange, die er brauchte, um die verschiedenen Kernforschungsaktivitäten fest in den Griff zu bekommen.
    Werner Heisenberg würde nicht mit ihrem Kommen rechnen; die Überraschung gehörte mit zu Esaus Plan. Heisenberg wohnte mit seiner Familie in Leipzig und fuhr zweimal die Woche nach Berlin, um dort seine Arbeiten im Institut weiterzutreiben. Esau hatte sorgfältig darauf geachtet, dass sie an einem Tag ins Institut kamen, an dem Heisenberg zugegen sein würde.
    Die Motorräder bremsten. Der schwere Mercedes hielt vor einem Barackenkomplex, den ein Stacheldrahtzaun mit einem Tor umgab. Ein Posten mit einem dicken Schal um den Hals und einer Maschinenpistole über der Schulter trat vor, um die Papiere der Motorradeskorte zu überprüfen, die ihrerseits auf den Wagen deutete. Der Fahrer kurbelte die Scheibe herunter.
    »Hier ist militärisches Sperrgebiet. Darf ich bitte Ihre Papiere sehen?«, sagte der Posten und steckte den Kopf in den Wagen, sodass das Wasser auf die Schulter des Fahrers tropfte.
    Als er Reichsminister Speer und Major Stadt in ihren Uniformen sah, zuckte der Posten leicht zusammen, hielt aber stand. Aus Sicherheitsgründen trug der Wagen keinerlei Abzeichen oder Stander, die auf den Rang seiner Insassen hindeuteten.
    Major Stadt blieb stumm, und Esau wartete, während der Posten seine Prüfung abschloss, dem Fahrer seine Papiere zurückgab und dann durch den Schlamm zu seinem Postenhäuschen neben dem Tor im Stacheldrahtzaun zurückstapfte. Die zwei Motorradfahrer legten den Gang ein und fuhren durch das Tor voraus. Der Fahrer des Dienstwagens ließ das Fenster einen Spalt offenstehen, damit etwas frische Luft in den Wagen kam. Sie fuhren über das Gelände des Virushauses.
    Im Juli 1940 hatte der Forscher Karl Wirtz auf dem Gelände des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Biologie und Virusforschung unmittelbar neben dem Institut für Physik ein kleines Labor gebaut. Die neue Anlage wurde aus den umfangreichen Labors für Virenforschung mit Strom und Wasser versorgt. Aber Dr. Karl Wirtz war nicht Biologe. Der unheilverheißende Name »Virushaus« wurde nur deshalb so auffällig benutzt, um Neugierige fernzuhalten und Spione hinsichtlich der dort durchgeführten Forschungsarbeiten in die Irre zu führen.
    Zu Beginn des Krieges war der Vorgänger Speers in Bezug auf das Nuklearphysikprogramm recht skeptisch gewesen; die vorherrschende Meinung damals war gewesen, dass ein Sieg über England nur eine Frage von Monaten war, also ein wesentlich kürzerer Zeitraum, als die

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