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Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
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sorgfältig genug – hatten sie geglaubt, schweres Wasser sei die einzige Substanz, die sich zur Dämpfung eines Kernreaktors eignete. Wie war es möglich, dass sie einen so simplen und weitverbreiteten Stoff wie Graphit einfach übersehen hatten?
    Ein Nuklearreaktor war imstande, ein anderes Element zu erzeugen, ein neues Element, das auf der periodischen Tafel eine Stufe über dem Uran stand, ein Element, das man als Ersatz für das seltene Isotop Uran-235 in einer Atombombe verwenden konnte. 1940 hatte der Amerikaner Edwin McMillan an der University of California in Berkeley künstlich »Element 93« erzeugt, indem er Uran mit Neutronen bombardiert hatte. Da man das Uran nach dem Planeten Uranus benannt hatte, hatte McMillan sich dafür entschieden, sein neues Element »Neptunium« zu nennen, nach dem Planeten Neptun.
    Das nächste künstliche Element in der Folge, Element 94, sollte nach der Theorie zur Kernspaltung geeignet sein, ebenso wie Uran-235. In der Natur kam Element 94 nicht vor, aber es sollte aller Wahrscheinlichkeit nach möglich sein, es im Labor herzustellen, aber nur dann, wenn es ihnen gelang, eine nukleare Kettenreaktion im Gang zu halten. Wenn man weiterhin Planetennamen verwendete, sollte dieses Element nach dem erst vor wenigen Jahren entdeckten neunten Planeten Pluto benannt werden. Plutonium?
    Wenn sie eine genügende Menge von diesem neuen Plutonium produzieren konnten, würde sich Esau künftig keine Sorgen mehr darüber zu machen brauchen, dass die Separierung von Uran-235 aus dem restlichen Uranerz so unglaublich kompliziert war. Sie würden früher als erwartet eine deutsche Bombe besitzen. Aber dazu brauchten sie einen funktionsfähigen Reaktor, um das Uran zu »kochen«, bis es Plutonium wurde … und um einen funktionsfähigen Reaktor zu bekommen, hatte Esau geglaubt, ungeheure Mengen von schwerem Wasser zu benötigen, das äußerst selten und wertvoll war. Und selbst dann war das Ergebnis noch äußerst fraglich, weil sie bis zur Stunde noch nicht genug schweres Wasser hatten beschaffen können, um die Theorie praktisch zu erproben.
    Und diese Schwierigkeiten steigerten sich im Verlauf des Krieges noch.
    Der einzige Ort, an dem Deutschland sich schweres Wasser hatte beschaffen können, waren die norwegischen Wasserkraftwerke in Vemork gewesen – und die Alliierten hatten die Anlage erst vor Kurzem zerstört und damit die Produktion von schwerem Wasser beendet. Alliierte Saboteure hatten sogar die Fähre versenkt, die die letzten aus der zerstörten Fabrik geborgenen Kanister mit verdünntem schweren Wasser an Bord gehabt hatte.
    Esau war jegliche weitere Reaktorforschung aussichtslos erschienen. Damit hatten sie keine andere Wahl gehabt, als sich wieder mit der bislang unmöglichen Isotopentrennung zu befassen.
    Aber jetzt ließ Fox' Brief hoffen, dass man vielleicht Graphit – einen ganz simplen Stoff – statt schwerem Wasser benutzen konnte. Esau konnte einfach nicht begreifen, weshalb seine eigenen Forscher diese Möglichkeit nicht erkannt hatten. Ganz besonders, wo doch der große Heisenberg an ihrer Spitze stand.
    Esau spürte, wie die Zornesröte in ihm aufstieg, als er in den Akten und Berichten über sein zerstückeltes Programm wühlte. Er verabscheute diese Bürokratie – er fand nie etwas. Berichte waren gefälscht oder zu spät eingereicht oder in so vagen Formulierungen abgefasst worden, dass er nicht verstand, wovon die Physiker eigentlich sprachen. Er hatte die Akten bisher noch nicht vollständig ausgepackt und geordnet und scheute das Risiko, seine unfähige Sekretärin damit zu beauftragen. Einige der Akten stammten noch aus Diebners Amtszeit im Kaiser-Wilhelm-Institut, andere aus dem Ministerium für Bewaffnung und Munition selbst oder sogar von Ardennes Arbeiten für das Reichspostministerium.
    Irgendjemand musste doch auch Graphit erprobt haben.
    Nach einer Stunde des Suchens fand er die Aufzeichnungen schließlich. Mit einem Ruck, der seine Ungeduld erkennen ließ, zog er den dünnen Aktendeckel aus dem Stapel. Draußen ertönte dreimal hintereinander eine Autohupe, und Esau murmelte halblaut eine Verwünschung. Er trug den Aktendeckel zu seinem Schreibtisch und breitete seinen Inhalt dort aus, legte alles andere auf seine noch ungeöffnete Post.
    Professor Walter Bothe hatte die Analyse durchgeführt. Bothe hatte an der Universität Heidelberg eine über einen Meter durchmessende Kugel aus hochwertigem Graphit in einen Wasserbehälter getaucht, um

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