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Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
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Schichten erreichen wir kritische Masse, Professor Esau.«
    Esau fuhr zusammen. Er war an seinem Schreibtisch eingeschlafen. Von Weizsäcker stand an der Tür. Esau schüttelte unwillkürlich den Kopf, um ganz wach zu werden, und sah dann auf die Uhr. Es war kurz nach zwei Uhr morgens. »Ich komme gleich.« Er rieb sich den Schlaf aus den Augen.
    Wenige Augenblicke später eilte er auf dem Kiesweg zum Bunker. Drinnen warfen nackte Glühbirnen an der Decke ihr grelles Licht auf die kahlen Wände und den mit Graphitstaub überzogenen Boden, sodass die Szene wie eine schlechte Schwarzweißfotografie aussah. Zwei Männer arbeiteten am Meiler; die übrigen warteten hinter einer provisorischen Mauer aus Formsteinen, die sie vor Strahlung schützen sollte.
    Der Meiler füllte jetzt die ganze Grube. Graphitziegel und Uranbrocken bildeten ein klobiges, grob kugelförmiges Gebilde. Neutronenzähler, die an verschiedenen Stellen angebracht waren, klickten leise, wenn verirrte Partikel aus dem natürlichen Uranzerfall sie trafen. Otto Hahn und Paul Harteck standen an Detektorgeräten und maßen die Neutronenmenge, wenn neue Schichten hinzugefügt wurden.
    Diebner stieg von dem Meiler. »Nach unseren Berechnungen ist das jetzt die letzte Schicht.« Seine Stimme wirkte unbeteiligt. »Wenn es jetzt nicht funktioniert, müssen wir noch einmal ganz von vorn beginnen.«
    Von einer an der Decke befestigten Kette hingen sechs Röhren mit Uranoxid, die teilweise in den Haufen schwarzer Ziegel eintauchten. Sie würden als Letztes in den Reaktor eindringen. Von Weizsäcker stand an einem Hebel, der in einem Notfall die Möglichkeit bot, ein schweres Gegengewicht auszulösen; das Gewicht würde herunterfallen, und die Uranoxidstäbe in die Höhe reißen, und damit den Meiler wieder auf subkritische Masse bringen. Als zusätzliche Sicherheitsvorkehrung hatten Diebner und Harteck über dem Meiler einen Kanister mit Borsäurelösung angebracht. Im Extremfall konnten sie die Lösung über dem Meiler auskippen, wo das Bor dann alle freien Neutronen schlucken und damit die Kettenreaktion ersticken würde. Esau war bei dem Gedanken unbehaglich, wie leicht es dazu kommen konnte, dass die Borsäure durch ein Versehen über die Graphitziegel gekippt wurde und damit den unter soviel Mühe beschafften ultrareinen Kohlenstoff ruinierte.
    »Sind wir soweit? Können wir anfangen?«, fragte er.
    Die anderen sahen alle Hahn an, worauf dieser seinen Block jemand anderem reichte. »Ja. Zuerst müssen wir die Neutronenquelle einbringen. Die spontanen Neutronen sollten ausreichen, aber das stellt sicher, dass die Reaktion beginnt.« Er hob eine Braue. »Wir werfen jetzt unsere erste Murmel in den Raum, Professor Esau.«
    Esau nickte.
    »Anschließend lassen wir die restlichen Uranoxidstäbe in den Meiler hinab. Das sollte uns in den Bereich der kritischen Masse bringen. Die Reaktion wird sich dann selbst fortsetzen.«
    Esau verschränkte die Arme vor der Brust. »Sie dürfen beginnen.« Aber Hahn war bereits zur Wand gegangen, wo einige Geräte standen, und hatte einen mit Bleifolie ausgefütterten hölzernen Behälter geöffnet, dem er jetzt ein dünnes Glasrohr entnahm.
    »Diese Neutronenquelle enthält Radongas und Berylliumpulver. Es wird Sie belustigen, dass die Nazis das aus den Labors von Frédéric und Irène Joliot-Curie konfisziert haben.«
    Diebner lachte. Er hatte einen großen Teil der Notizen von Joliot-Curie an sich gebracht und die Entdeckungen des Forscherpaars als die seinen bezeichnet. Sonst sagte niemand etwas.
    Hahn kletterte auf die Leiter, bis er über der Konstruktion aus Graphitziegeln stand, mit denen die Grube gefüllt war. Er befestigte das Glasrohr an einer dünnen Kette, schüttelte es kurz, und ließ die Neutronenquelle dann in das Loch in der Mitte gleiten. Das Klicken der Zähler wurde lauter. Hahn sah sich um. »Ganz wie wir es erwartet haben. Jetzt ist alles an Ort und Stelle.«
    Esau spürte, wie er nervös wurde. »Sehr gut. Schließlich sind uns die Amerikaner voraus. Wir können uns wirklich keine Zeitvergeudung leisten. Wir wollen sehen, ob der Reaktor funktioniert.« Er lauschte dem Rattern der Zähler und dachte an Hahns Mausefallen.
    »Würden alle bitte hinter die Schutzmauer treten?« Das war jetzt Paul Hartecks Stimme. »Die Bleiglasfenster sollten Sie schützen.« Keiner brauchte dazu eine zweite Aufforderung.
    »Vielleicht sollten wir in Etappen von drei Zentimeter vorgehen«, sagte Hahn und trat hinter der Wand

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