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Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
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Angelpunkt für alles. Oppie kennt sämtliche Wissenschaftler und ist mit ihren Arbeiten vertraut. Er versteht die Probleme. Er weiß, wie schwierig die Berechnungen sind. Seine Tür steht immer offen, und jeder kann mit ihm reden. Er hört zu.
    Aber er hat auch das Ohr von General Groves, der alle an den Rand ihrer Leistungsfähigkeit getrieben hat und immer nur Ergebnisse verlangt. Die Wissenschaftler würden Groves nicht einmal einen Tag lang ertragen können. Oppie ist die perfekte Brücke zwischen der Regierung und den Wissenschaftlern. Ohne ihn würde das Projekt Schiffbruch erleiden.«
    Fox hielt inne, vermied es, sie bei seinen nächsten Worten anzusehen. »Manchmal geht mir durch den Kopf, was wohl geschehen wäre, wenn bei diesem Projektiltest er statt Teller ums Leben gekommen wäre.« Fox starrte sein halbgegessenes Sandwich an.
    Elizabeth sah in den im grellen Sonnenlicht daliegenden Canyon. Sie hörte ein paar Vögel, hörte das Rascheln des Windes in den Bäumen. Die Geräusche von Los Alamos, die zu ihnen aus der Ferne herübergetragen wurden, schienen ihr belanglos und weit entfernt.
    Als im Winter der erste Schnee fiel, wurden die Nachmittage trüb und bedrückend. Elizabeth stand mit einem ausgeborgten rosa Pullover bekleidet auf der Veranda des Wohnheims. Das hektische Tempo des Projekts lag wie ein Misston in der Luft, wie wenn man mit den Fingernägeln über eine Schiefertafel scharrt, und sie wusste, dass sie hier herausmusste, und wenn auch nur auf kurze Zeit.
    Die Stallungen von Los Alamos befanden sich am anderen Ende der Stadt, aber Elizabeth machte es nichts aus, zu Fuß dorthin zu gehen. Sie hatte sich abgewetzte Jeans angezogen, die sie seit der Nacht ihrer Ankunft in ihrem Koffer verwahrt hatte. Dass die anderen Frauen alle lange Röcke trugen, war ihr gleichgültig – sie würde nicht im Kleid reiten.
    Die Mauern des Stalls waren mit Bretterresten und vom Bau der Nissenhütten übriggebliebenen Wellblechtafeln verkleidet. Beiderseits des niedrigen Baus standen ein paar Bäume, die sich aber nicht bewegten. Kein Lüftchen wehte, um die langsam herunterregnenden Schneeflocken tanzen zu lassen.
    Elizabeth trat durch die halbgeöffnete Tür ein und roch Pferde, Heu und Pferdemist. Durch die Fenster und die Ritzen in den Wänden fiel Licht herein, in dem Staubpartikel tanzten.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein, Ma'am?«
    Sie drehte sich um und sah einen grauhaarigen, dunkelhäutigen Indianer neben einem der Pferde stehen. Er starrte sie verdutzt aber uninteressiert an. Sie hatte schon von Roger gehört – einen Nachnamen besaß er allem Anschein nach nicht –, dem Indianer, der sich um das runde Dutzend Pferde kümmerte, die hier für die Mitarbeiter des Projekts gehalten wurden. Roger hatte auf einer Ferienranch in der Nähe von Espanola gearbeitet und auf Oppenheimer Eindruck gemacht, als der in seiner Jugend dort zu Besuch gewesen war. Oppie hatte seine Beziehungen spielen lassen, um ihn nach Los Alamos zu holen.
    »Ja, ich brauche ein gesatteltes Pferd«, antwortete Elizabeth. »Ich möchte am Nachmittag einen kleinen Ausritt machen.«
    Roger sah sie mit zusammengekniffenen Augen an, als könne er nicht glauben, was er da sah. »Brauchen Sie Begleitung, Ma'am? Einer der Jungs würde sicher gerne –«
    »Nein! Vielen Dank. Aber ich bin durchaus allein imstande, mit einem Pferd zurechtzukommen.« Sie rezitierte die Story, die sie sich zur Tarnung zurechtgelegt hatte. »Ich komme aus Montana – dort muss man sich ein Pferd nehmen, wenn man irgendwohin will.« In Wahrheit war sie in den Bergen von New Mexico ziemlich viel herumgeritten. Wenn Jeff hätte reiten können, hätten sie sich nicht zu Fuß so abschinden müssen, um die MCG-Versuchsstätte zu zerstören … vor so langer Zeit.
    »Einer der Wissenschaftler, äh, Dick Feynman, hat mir gesagt, ich würde zu viel arbeiten«, fuhr sie fort. »Er hat gesagt, ich soll mir ein paar Stunden freinehmen. Ein wenig reiten. Wird mir gut tun, wieder im Sattel zu sitzen.« Elizabeth wusste nicht, ob die Erwähnung Feynmans Roger beeindrucken würde, aber schaden konnte es ganz bestimmt nicht. Sie wollte nicht, dass die Leute auf die Idee kamen, dass sie vielleicht zu selbständigem Denken imstande war – das wurde allem Anschein nach von einer Frau in Los Alamos nicht erwartet.
    Roger zuckte die Achseln und stemmte die schwieligen Hände in die Hüften, ließ seinen Blick über die Pferde im Stall wandern. Elizabeths Augen begannen, sich

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