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Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
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dem schwachen Licht anzupassen. Sie fragte sich, welches der Pferde wohl das von Oppenheimer sein mochte; als er vor Monaten vorbeigeritten war und gewinkt hatte, hatte sie das im Dämmerlicht nicht erkennen können.
    »Mal sehen«, sagte Roger im Selbstgespräch. »Crisis ist nichts für Sie. Der gehört George Kistiakowski. Mit dem kämen Sie wahrscheinlich nicht zurecht. Oppie könnte sein Pferd selbst reiten wollen … nein, das ist erst morgen. Er reitet gewöhnlich nach Bandelier hinunter. Dort könnten Sie hinreiten, wenn Sie wollen. Man hat es zum Naturdenkmal erklärt, aber im Augenblick dürfen nur die Leute vom Projekt hin. Dort sind nie Leute, besonders jetzt nicht, wo es anfängt, kalt zu werden.«
    Roger nahm sich einen Sattel, der in einer Ecke lag, und schleppte ihn zu drei Pferden hinüber, die dort ihr Heu mampften. »Proton, Neutron und Elektron – das sind sozusagen Gemeinschaftspferde. Von denen können Sie sich eines nehmen.«
    Er setzte den Sattel neben einem Palomino ab, der so glänzte, als ob man ihn gerade gestriegelt hätte, hob dann eine rotweiß karierte Satteldecke auf und legte sie dem Palomino auf den Rücken.
    »Das ist Proton. Der ist wahrscheinlich der Beste für Sie.«
    Roger summte halblaut vor sich hin, während er den Sattel über die Satteldecke legte. Elizabeth sah ihm zu, sagte nichts, als er den Sattelgurt festschnallte, an den Steigbügeln zog und dann Proton das Zaumzeug über die Ohren zog. Er reichte Elizabeth die Zügel.
    »Da haben Sie ihn, Ma'am. Reiten Sie ihn nicht zu hart.«
    Elizabeth ging auf Proton zu, ließ ihn an ihren Händen schnüffeln und strich dann mit der flachen Hand über den hellen Fleck über seinen Nüstern. Dann trat sie links neben das Pferd, packte die Zügel und die blonde Mähne des Palomino und schob den linken Fuß in den Steigbügel. Sie schwang sich in den Sattel, zog sich den Pullover zurecht und drückte mit den Schenkeln gegen Protons Rippen.
    »Ah, ja«, flüsterte sie zu sich. »Das wird Spaß machen.«
    »Erinnert es Sie an Montana?«, sagte Roger und gab Proton einen Klaps, um ihn in Bewegung zu setzen.
    Elizabeth lenkte das Pferd zur Stalltür hinaus und dann zur Seite, spürte seine Kraft unter sich, so als hätte sie plötzlich wieder die Kontrolle über ihr Schicksal zurückbekommen. Der Himmel war immer noch grau, und es schneite, aber nur ganz schwach, sodass sie nicht das Gefühl hatte, Angst haben zu müssen. Roger sah zu den Wolken hinauf und nickte und wandte sich dann ihr zu. »Seien Sie wieder hier, ehe es dunkel wird, und seien Sie vorsichtig.«
    Elizabeth beugte sich über das Pferd, legte das Gesicht an seine helle Mähne und die Ohren. Lächelnd trieb sie das Pferd zum Galopp. Roger winkte ihr zu, aber sie war so auf das Reiten konzentriert, dass sie es gar nicht merkte.
    Proton schien es Spaß zu machen. Elizabeth spürte, wie der Wind ihr kalt ins Gesicht fuhr. Sie fröstelte unter ihrem rosa Pullover, aber es war ein angenehmes Gefühl.
    Sie wollte reiten, sich bewegen, einfach weg vom Projekt, aber es gab kein Ziel für sie. In ihr vorheriges Leben konnte sie nicht zurück – sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wie sie das hätte bewerkstelligen sollen. Sie steckte hier in der Vergangenheit fest, aber jetzt, wo sechs Monate vergangen waren, bedrückte sie das gar nicht mehr so. Ihr Leben hatte sich früher auch schon verändert, und sie hatte sich angepasst. Sie war fähig, sich zu verändern … und wenn sich das als zu schwierig erwies, würde sie einfach stattdessen ihre Umgebung verändern müssen.
    Sie ließ die dicht aneinandergedrängten provisorischen Gebäude von Los Alamos hinter sich und galoppierte auf dem Bergpfad dahin. Ohne die staubigen Straßen und die Soldaten und die Stacheldrahtzäune schien ihr der Wind, der ihr entgegenwehte, irgendwie würziger, und sie atmete tief ein. Die Berge waren rein und sauber, und sie spürte einen Hauch von Ozon. Alles schien stumm und jungfräulich.
    Die Wege waren von der Jungenschule in Los Alamos und den Gästen der Ferienranches benutzt worden; Ranger des Santa Fe Nationalparks patrouillierten hier gelegentlich. Jetzt ritten Männer, die sich eine Pause in ihrer Arbeit für das Projekt gönnten, in den Bergen herum und schossen mit Karabinern Berghasen. Oppenheimer selbst hatte in diesen Bergen viel Zeit verbracht.
    Elizabeth ritt in südöstlicher Richtung auf die Stelle zu, wo man einmal die Ortschaft White Rock bauen würde. Sie dachte an die

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