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Trinity (German Edition)

Trinity (German Edition)

Titel: Trinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doug Beason , Kevin J. Anderson
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Anstandsdame im Frauenwohnheim verschafft hatte. Mrs. Canapelli mochte ihn, das konnte man der Art und Weise, wie sie von ihm sprach, entnehmen. Elizabeth fiel es schwer, in ihm denselben Menschen zu sehen wie diesen Wahnsinnigen.
    Oppenheimer drehte sich um und sah wieder zu den Höhlenbehausungen hinüber. Der Hut hüllte sein Gesicht in Schatten, aber sie konnte sehen, dass er lächelte.
    Elizabeths Finger spannte sich jetzt um den Abzug. Es würde genauso sein, wie wenn man DEN KNOPF drückte, den großen roten Knopf, der die Welt in einen nuklearen Holocaust jagte.
    Oppenheimer nieste, erschreckte sie.
    Sie zuckte zusammen, richtete Kimme und Korn erneut auf seinen Kopf.
    Oppie zögerte, sah sich um, wie um sich zu vergewissern, dass niemand zusah, und wischte sich dann die Nase am Ärmel seines roten Flanellhemds.
    Elizabeth erstarrte, wie gelähmt von der einfachen menschlichen Geste. Oppenheimer blinzelte, als wäre er ein kleiner Junge, der gerade unartig gewesen war, ohne dass man ihn dabei ertappt hatte, und ritt weiter.
    Elizabeth konnte nicht schießen.
    Ihr Finger löste sich vom Abzug, und sie stützte den Lauf des Gewehres auf die nach unten geneigte Fensteröffnung. Ihre Knochen wurden zu Gummi, Schwindel überkam sie. Schwarze Flecken tanzten vor ihren Augen.
    Sie hatte einen Menschen töten wollen! Der Abzug war nur um Haaresbreite davon entfernt gewesen, Oppenheimer eine Kugel durch den Kopf zu jagen. Sie zitterte jetzt am ganzen Leib.
    Das Gewehr fiel ihr aus der Hand, rutschte an der Adobewand entlang und traf auf die Felsen in der Tiefe.
    Die Waffe entlud sich, jagte einen scharfen Donnerschlag durch den engen Canyon.
    Oppenheimer zuckte auf seinem Pferd zusammen. Er sah sich um, einen Augenblick lang vor Schrecken starr wie ein Berghase, dann riss er seinen Appaloosa herum und preschte im Galopp die Strecke zurück, die er gekommen war auf die Parkhüterstation zu. Der Hut flog ihm vom Kopf, als die Hufe des Pferdes den Schnee aufwirbelten.
    Elizabeth richtete sich mit einer Verwünschung auf, schnappte nach ihrer Decke und rannte durch die halb in Trümmern liegende hintere Wand des Anasazibaus nach draußen. Sie wusste nicht, wie nahe die Parkhüter waren. Dumm! Oppenheimer würde einen ganzen Trupp hinter ihr herschicken. Sie musste so schnell wie möglich den steilen Weg an der Canyonwand hinauf, oben auf ihr Pferd steigen und nach Los Alamos zurück.
    Sie wusste nicht, was sie getan hatte. Dumm!
    Sie konnte es jetzt nicht mehr zurücknehmen. Was sie geplant hatte, war misslungen.
    Während sie sich an der Canyonwand entlang nach oben arbeitete, überkamen sie immer wieder Schauder, und sie spürte die Krise, in der sie sich befand, spürte ihre Unschlüssigkeit. »Tut mir leid, Jeff«, flüsterte sie, und dann hetzte sie weiter, lauschte immer wieder, ob die Parkhüter schon hinter ihr her waren.

Teil III
     

11
     
    Konzentrationslager Dachau
    Dezember 1943
     
»Der Kern des Problems liegt nicht im Atom. Er liegt im Herzen der Menschen.«
— Henry L. Stimson, US Kriegsminister
»Wir Techniker glauben nicht an Wunder; wir glauben, dass der Erfolg sich nur als die Frucht zielgerichteter, hartnäckiger Arbeit einstellt.«
— Professor Abraham Esau
     
    Eine weiße Sperrholztafel hinter dem Stacheldrahtzaun verkündete in grellroten Lettern ARBEIT MACHT FREI – aber so wie es aussah, würde auch noch so viel Arbeit die zu Skeletten abgemagerten jüdischen Gefangenen, die sich wie Marionetten hinter dem Stacheldrahtzaun bewegten, nicht befreien.
    Esau zitterte vor Ekel. Jetzt wunderte ihn nicht mehr, dass Reichsminister Speer ihn davor gewarnt hatte, ein Konzentrationslager zu besuchen. »Wie können Sie nur diesen Geruch ertragen?«, flüsterte er.
    Major Stadt rümpfte die Nase und nickte. »Ja, sie stinken, nicht wahr? Juden! Sie stinken, wenn sie leben, sie stinken, wenn sie tot sind, und sie stinken sogar, wenn man sie einäschert. Letzten Monat haben wir siebzehntausend von dem Pack im Lager Majdanek erledigt. Wenn Sie denken, dass das jetzt schlimm ist, sollten Sie erst einmal im Sommer hierher kommen, wenn es heiß ist!« Er schüttelte den Kopf. »Und dann wimmeln sie vor Ungeziefer. Die Entlausungsstationen kommen gar nicht mit. An Ihrer Stelle würde ich nicht zu nahe rangehen.«
    Professor Abraham Esau hatte nicht die Absicht, näher heranzugehen.
    Auf Anweisung von Kriegsminister Speer hatte die SS Arbeiter in das Kaiser-Wilhelm-Institut gebracht, um den Versuchsmeiler

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